Rund um Wiesloch/Walldorf

Zweiter Entwurf der Strukturreform "Pastoral 2030" bringt Klarheit

Neue Raumplanung für die Gemeinden steht - Vier Seelsorgeeinheiten werden zur neuen Großpfarrei Wiesloch

31.03.2020 UPDATE: 01.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 33 Sekunden
Die Wieslocher Laurentiuskirche. Foto: Pfeifer

Rund um Wiesloch/Walldorf. (BeSt) Die Pfarrgemeinderäte werden in den katholischen Seelsorgeeinheiten und Kirchengemeinden der Umgebung bis Sonntag, 5. April, für die nächsten fünf Jahre (bis 2025) gewählt. Die Pfarrgemeinderatswahl im Erzbistum Freiburg sollte eigentlich mit der Präsenzwahl am 22. März abgeschlossen werden, wurde wegen des Corona-Virus aber in eine reine Brief- und Online-Wahl umgewandelt und bis zum 5. April verlängert.

Dabei haben die neu zu wählenden Pfarrgemeinderäte als Vertreter ihrer Gemeinden innerhalb der Seelsorgeeinheiten von Erzbischof Stephan Burger eine große Aufgabe übertragen bekommen: Sie sollen nach ihrer Wahl zum zweiten Entwurf der Raumplanung im Rahmen der Kirchenentwicklung "Pastoral 2030" Stellung beziehen. Der Erzbischof hatte im Februar 2019 die neue Strukturreform angekündigt, welche auch die pastoralen Räume neu fassen wird.

Erzbischof: "Dieser tiefe ...

Ein Blick zurück lohnt: Das Konzept der Seelsorgeeinheiten für die Erzdiözese wurde vom Personalreferenten und späteren Erzbischof Robert Zollitsch entwickelt und ab dem Jahr 2000 eingeführt. In einer ersten Phase wurde bis 2009 das Konzept flächendeckend umgesetzt, die damals 1075 Pfarrgemeinden wurden in insgesamt 328 Seelsorgeeinheiten zusammengefasst. Mit der "geografischen Weiterentwicklung der Seelsorgeeinheiten" wurde zum 1. Januar 2015 die Anzahl der Seelsorgeeinheiten auf 224 durch die Bistumsleitung um ein Drittel reduziert, eine Einheit sollte in der Regel mindestens 10.000 Katholiken umfassen.

Das Erzbistum Freiburg ist weitgehend deckungsgleich mit dem früheren Großherzogtum Baden und dem früheren Regierungsbezirk Sigmaringen-Hohenzollern. Es umfasst alle katholischen Gemeinden auf diesem Gebiet. Auf dem über 16.000 Quadratkilometer umfassenden Territorium leben aktuell fast fünf Millionen Menschen, wovon sich knapp zwei Millionen zur katholischen Kirche bekennen, die aktuell 224 Seelsorgeeinheiten sind in 26 Dekanaten organisiert.

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Das bisherige katholische Dekanat Wiesloch mit seinen sieben Seelsorgeeinheiten, 27 Pfarrgemeinden und über 81.000 Katholiken soll zukünftig in zwei Großpfarreien aufgeteilt werden. Grafik: Erzbistum Freiburg

In einer Videobotschaft des Erzbischofs vom 19. Februar 2019 sagte dieser: "Wir werden überlegen, wie wir die Zahl der Seelsorgeeinheiten (…) auf etwa 40 reduzieren können! Dieser tiefe Einschnitt ist notwendig, wenn wir nicht in wenigen Jahren wieder von vorne beginnen wollen." Der zweite von drei Entwürfen zur Raumplanung wurde am 6. Februar 2020 veröffentlicht. Darin wurden alle Rückmeldungen, die bis Ende 2019 im Erzbischöflichen Ordinariat eingegangen sind, berücksichtigt, gesichtet und bewertet. Für 19 der 26 Dekanate steht der Zuschnitt der neuen Großpfarreien fest und das ein Jahr zuvor gesetzte Ziel wurde erreicht: Es sind zwischen 30 und 37 neue Großpfarreien geplant, die zwischen 21.000 Gläubige (Lauda-Königshofen) und 90.000 Katholiken (Städte Mannheim und Karlsruhe) umfassen.

Auf dem badischen Gebiet der Metropolregion Rhein-Neckar sollen acht Großpfarreien entstehen: Walldürn-Buchen-Osterburken mit 35.000 Gläubigen in 29 Pfarreien; Mosbach mit 24 Pfarreien und 36.000 Gläubigen; Kraichgau (inklusive Sinsheim, Waibstadt, Bad Rappenau und Eppingen) mit 44.000 Gläubigen in 25 Pfarreien; Weinheim mit der badischen Bergstraße in 14 Pfarrgemeinden und 36.000 Gläubigen; Stadt Heidelberg mit 39.000 Katholiken in 12 Pfarreien; Stadt Mannheim mit 29 Pfarrgemeinden und 91.000 Gläubigen; Schwetzingen mit 34.000 Katholiken in acht Pfarreien; sowie Wiesloch mit 19 Pfarrgemeinden und 47.000 Gläubigen.

"... Einschnitt ist notwendig"

Dabei umfasst die neue Großpfarrei Wiesloch die bisherigen vier Seelsorgeeinheiten Wiesloch-Dielheim (inklusive PZN-Gemeinde, Baiertal-Schatthausen und Balzfeld-Horrenberg), Leimen-Nußloch-Sandhausen (inklusive Gauangelloch und St. Ilgen), Walldorf-St. Leon-Rot und Letzenberg (mit Rauenberg, Mühlhausen mit Tairnbach, Malsch, Rettigheim, Malschenberg und Rotenberg). Wie die neuen Großpfarreien personell aufgestellt werden, ist noch nicht klar. Sicher ist, dass es in jeder Großpfarrei ein geistiges Zentrum geben soll, in dem ein pastorales Vollangebot gewährleistet wird.

Ein Blick über unsere südliche Kreisgrenze zeigt, dass im Dekanat Bruchsal, das bis an die Stadtgrenze Karlsruhes reicht, noch alle Karten offen sind. Für die dort in aktuell 13 Seelsorgeeinheiten und 42 Pfarreien lebenden Katholiken stehen drei Vorschläge zur Wahl: eine einzige Großpfarrei für alle 112.000 Katholiken von Philippsburg bis Bretten und Östringen bis Stutensee, eine Zweiteilung in Ost und West oder eine Dreiteilung in Bretten-Östringen-Kraichtal, Bruchsal-Bad Schönborn-Stutensee und Waghäusel-Hambrücken-Philippsburg.

Auch wenn die Strukturreform "Pastoral 2030" heißt, dürfte allen Beobachtern klar sein, dass die neuen Großpfarreien vermutlich bereits zur nächsten Pfarrgemeinderatswahl 2025 eingerichtet werden, denn seit Dezember 2019 können wegen Priestermangels nicht mehr alle bisherigen 224 Seelsorgeeinheiten mit einem Pfarrer besetzt werden und diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen.

So ist es an den neuen Pfarrgemeinderäten, einen guten Boden für die Großpfarreien in den nächsten Jahren zu bereiten, worin sie jeder Katholik mit der Abgabe seiner Stimmen zur Pfarrgemeinderatswahl noch bis Sonntag unterstützen kann.

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