Bildet Heidelberg wieder eine eigene Pfarrei?
Katholiken diskutieren künftige Strukturen - Steinachtal will zu Heidelberg - Auch Neckargemünd und Leimen überlegen

Von Birgit Sommer
Heidelberg. Die katholische Kirche teilt ihre Pfarreien neu ein, "Pastoral 2030" nennt sich das Projekt. Bis Ende 2020 soll das Konzept stehen, bis 2025 will die Erzdiözese Freiburg aus den bisherigen 1057 Pfarreien etwa 40 neu geformt haben. Die Gründe für die Strukturreform: die sinkende Zahl der Katholiken, der Priestermangel und die finanzielle Entwicklung. Finanzstarke Kirchenmitglieder werden bald in Ruhestand gehen und dann nur noch Kirchensteuer zahlen, wenn sie über genug Einkünfte verfügen.
Heidelberg - das sind fast 40.000 Katholiken - könnte dann wieder eine einzige, eigene Pfarrei bilden, ebenso der Raum Weinheim mit fast 30.000 Kirchenmitgliedern. Mannheim sowieso, da entspräche das jetzige Dekanat genau der neuen Pfarrei.
Es gibt aber auch andere Vorschläge oder Wünsche. So möchte die Kirchengemeinde Steinachtal St. Hildegund mit ihren 3000 Katholiken gerne zu Heidelberg gehören, weil die Ortschaften sowieso über Ziegelhausen angefahren werden. Auch die Neckargemünder sehen mehr Bezüge zu Heidelberg als zum Kraichgau. Leimener Katholiken könnten sich den Anschluss an Heidelberg ebenfalls vorstellen. Das alles wird nun diskutiert.
Hintergrund
Das katholische Dekanat Heidelberg-Weinheim wurde im Jahr 2008 aus den Dekanaten Heidelberg und Weinheim gebildet. Zu ihm gehören 26 Pfarreien mit mehr als 80.000 katholischen Christen entlang der badischen Bergstraße von Laudenbach im Norden bis Heidelberg-Kirchheim im
Das katholische Dekanat Heidelberg-Weinheim wurde im Jahr 2008 aus den Dekanaten Heidelberg und Weinheim gebildet. Zu ihm gehören 26 Pfarreien mit mehr als 80.000 katholischen Christen entlang der badischen Bergstraße von Laudenbach im Norden bis Heidelberg-Kirchheim im Süden.
Katholische Stadtkirche Heidelberg: Seit 2015 bilden elf katholische Pfarrgemeinden in Heidelberg und die Pfarrgemeinde St. Joseph in Eppelheim eine einzige Seelsorgeeinheit. Zu ihr gehören rund 40.000 Katholiken in den beiden Städten, damit ist sie die größte Seelsorgeeinheit in der Erzdiözese Freiburg. Leiter der Stadtkirche ist Dekan Joachim Dauer. Dazu kommen die Pfarrer Johannes Brandt, Alexander Czech, Christof Heimpel, Josef Mohr sowie Jochen Winter, der als Flüchtlingsseelsorger arbeitet. Überdies gibt es mehrere Pastoralreferenten, Gemeindereferenten und Assistenten. bik
Wenn sich die kirchlichen Strukturen nach den Landkreisen richten sollten - auch das ist eine Überlegung -, sieht die Aufteilung so aus: Neue Pfarreien wären Mannheim, Heidelberg und drei weitere im Rhein-Neckar-Kreis, nämlich "Kurpfalz Süd" mit Brühl-Ketsch, Schwetzingen, Hockenheim, Walldorf, St. Leon-Rot, Leimen-Nußloch-Sandhausen, Wiesloch-Dielheim, Letzenberg und Eppelheim; dazu "Rhein-Neckar Nord" mit Schriesheim-Dossenheim, Steinachtal, Weinheim-Hirschberg, Hemsbach, Ladenburg-Heddesheim, Ilvesheim, Edingen-Neckarhausen und Seckenheim sowie die Pfarrei "Kraichgau" mit Neckar-Elsenz, Waibstadt, Sinsheim-Angelbachtal, Bad Rappenau-Obergimpern (ohne Eppingen), Schönbrunn und Eberbach.
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"Bis ins Jahr 2008 gab es 39 Dekanate in der Erzdiözese", sagt Heidelbergs Dekan Joachim Dauer, "das waren funktionierende organisatorische Größen." Die Überlegungen gingen dahin, genau diese Strukturen wieder aufzugreifen. Dekane allerdings, so vermutet Dauer, gibt es dann nicht mehr. Dafür arbeiten wohl Pfarrer als Chefs der Verwaltungen und jeweils einige Priester in den einzelnen Kirchengemeinden.
Das Dekanat Heidelberg-Weinheim hatte die Entwicklung schon 2015 vorausgenommen, als die Katholiken aus fünf Seelsorgeeinheiten nicht etwa vier formten, sondern gleich eine einzige Stadtkirche mit jetzt zwölf Pfarreien. "Uns war klar, dass eine großflächige Zusammenlegung kommt", begründete das Joachim Dauer, "der Zusammenschluss fiel natürlich bei uns in der Stadt leichter als auf dem Land."
Wenn im März 2020 Pfarrgemeinderatswahlen stattfinden, geschieht dies im ganzen Bistum auf Grundlage der derzeitigen Verhältnisse. Erst bei der übernächsten Wahl fünf Jahre später sind die Weichen anders gestellt. Heidelbergs Dekan Joachim Dauer wird nicht mehr dabei sein. Er will nach zwei Amtszeiten etwas Neues beginnen. Seine Verabschiedung liegt schon fest: am 24. November. Und der Name des Nachfolgers wird wohl in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden.



