Der Walldorf-Weekender gibts zu Pfingsten im Livestream
Kultveranstaltung wird digital - Vom 21. bis 23. Mai spielen 50 Bands - Fördermittel decken Gagen und Dienstleister-Kosten

Walldorf. (kvs) "Ich habe zu 1000 Prozent damit gerechnet, dass in diesem Jahr wieder eine Präsenzveranstaltung möglich ist," gesteht Andy Widder im Gespräch mit der RNZ über den diesjährigen Walldorfer Weekender. Dem Veranstalter des jährlichen Rock’n’Roll-Festivals stehen Enttäuschung und Traurigkeit ins Gesicht geschrieben. "Nach unserem digitalen ‚Stay-at-home‘-Weekender 2020 haben wir uns mit so viel Hoffnung in die Organisation für dieses Jahr gestürzt." Doch Corona macht ihm, wie so vielen anderen Festivalveranstaltern, Live-Konzertorganisatoren und zahllosen Musikern, einen dicken Strich durch die Rechnung.
Zum Glück ist Widder ein äußerst umtriebiger und vorausschauender Mensch. Bereits im letzten Herbst spielte er gedanklich die damals kaum vorstellbare und heute reale Situation durch. Eine von verschiedenen, Hoffnung gebenden Möglichkeiten war ein Förderantrag bei der "Initiative Musik", die alljährlich (und im Coronajahr ganz besonders) Musiker und Musikunternehmer unterstützt. Am Ende war der Dielheimer Rock’n’Roller mit seinem Konzept, ein rein digitales Festival umzusetzen – nur dann fließen die Fördergelder –, erfolgreich. Und damit wird es am diesjährigen Pfingstwochenende vom 21. bis 23. Mai einen virtuellen, eintrittsfreien Weekender im Streaming-Format geben.
"Nach zwölf Monaten Tiefschlaf haben die Bands wieder richtig Bock, Musik zu machen," bestätigt Andy Widder. Mit der Hälfte der Fördergelder können Gagen an die Musiker gezahlt und mit der anderen Hälfte die Kosten der Dienstleister gedeckt werden, freut sich der 53-Jährige. Fast 50 Bands, vorwiegend hauptberufliche Musiker ohne Engagement, werden an drei Abenden jeweils sechs Stunden mit viel Leidenschaft Rockabilly-Feeling in die Wohnzimmer tragen. "Wer sich noch an die wöchentliche Musikvideosendung ‚Formel eins‘ erinnert, hat eine ungefähre Vorstellung unseres Formats," erklärt Widder schmunzelnd.
Die bunte Mixtur aus überraschend kreativen Musikclips, redaktionellen Beiträgen, Konzertausschnitten und Interviews soll mit einer Live-Band im Östringer Tonstudio der Session-Pro GmbH ergänzt werden, sofern die Verordnungen es erlauben. Nach mehr als vier Monaten Vorbereitung und 700 Stunden Videoschnittarbeit erwartet die Zuschauer und Zuhörer ein kurzweiliges und erlebenswertes Wochenende, verspricht Widder.
Damit die derzeitige prekäre Situation nicht zur existenzbedrohenden Katastrophe für den Weekender wird, arbeiten Andy Widder und sein Team sowohl an der Erhaltung der Präsenzveranstaltung als auch am Aufbau eines dauerhaften Streamingkanals, der einen onlineaffinen Publikumskreis ansprechen wird. Für seine Zukunftspläne sucht der Dielheimer händeringend nach Unterstützung. Möglichkeiten gibt es viele, ob virtuelle Konzerttickets, Crowdfunding-Aktion oder direkte Spenden. "Wenn wir das nicht hinbekommen, weiß ich nicht, wie es mit dem Weekender weitergehen soll," resümiert Widder vorsichtig.
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Eigentlich wollte er schon letztes Jahr das Jubiläum der Kultveranstaltung feiern. Nun muss das reale Anstoßen auf den 20-jährigen Erfolg noch bis ins nächste Jahr warten. Verbunden mit der Vision, dass dann wieder Herren mit gegelten Frisuren in Begleitung Petticoat tragender Damen durch die Hauptstraße schlendern können, die Astoria-Halle wieder drei Tage lang im Rockabilly-Takt swingt und American Dreamcars auf dem Parkplatz vor dem Session Oldtimer-Liebhaber-Herzen höherschlagen lassen.



