Neckargemünd: Saisonstart ohne das Naturbad?
"Sofortmaßnahmen" werden diese Woche abgeschlossen - Bangen um die Keimwerte

Wegen der Arbeiten ist der Wasserstand im Regenerationsteich deutlich niedriger als sonst - dort wird das Badewasser des Naturbeckens biologisch aufbereitet. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Vergleichsweise spät - und damit als letztes Freibad in der Region rund um Heidelberg - öffnet das Kleingemünder Terrassenfreibad am Samstag, 14. Mai, um 9 Uhr seine Pforten. So viel steht jetzt schon fest. Ob dann alle Badegäste an diesem Tag bei freiem Eintritt auch in das Naturbecken können, steht jedoch noch in den Sternen. Denn der Öffnungstermin wurde offensichtlich absichtlich etwas später gewählt, da im Naturbad derzeit die vor zwei Wochen begonnenen "Sofortmaßnahmen" laufen. Diese sollen das Naturbecken fit für die neue Saison machen und erneute wochenlange Sperrungen wegen erhöhter Keimwerte wie in der vergangenen Saison verhindern.
Wie sich diese Maßnahmen auf die Wasserqualität auswirken, muss aber erst noch abgewartet werden. Nächste Woche wird eine Wasserprobe genommen. Deren Ergebnis entscheidet dann darüber, ob das Naturbecken schon am ersten Öffnungstag offen ist oder eben nicht.
Wie Uwe Seiz vom Stadtbauamt auf RNZ-Nachfrage sagte, sollen die Arbeiten am heutigen Mittwoch abgeschlossen werden. Wie berichtet, wurden die Rohrverbindungen vom Naturbecken zum Regenerationsbereich, in dem die biologische Aufbereitung und die Reinigung des Badewassers stattfindet, von der Fachfirma "Polyplan" unter Hochdruck gespült. Denn in diesen Leitungen wurden Ablagerungen vermutet, die die Wasserqualität beeinträchtigen. Und dies habe sich auch bestätigt. So habe man unter anderem Schnecken gefunden.
Da eine Reinigung dieser Leitungsstränge jedoch gar nicht vorgesehen war, mussten erst Schächte gesetzt und eine Tiefbaufirma hinzugezogen werden. "Das war ein großer Aufwand", macht Seiz deutlich. Um an die Rohre zu kommen, musste im Regenerationsbereich Wasser abgelassen werden. Die dortigen Pflanzen würden mit den Wurzeln noch im Wasser stehen und seien nicht gefährdet. Das Naturbecken ist voll geblieben.
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Da aber in den letzten anderthalb Wochen wegen der Arbeiten kein Wasser umgewälzt wurde, haben sich im Naturbecken Algen gebildet und das Wasser ist trüber geworden. Noch sei die erforderliche Sichttiefe von zwei Metern gegeben, sagt Seiz. Problematisch jedoch könnte werden, dass durch die Arbeiten und die Wiederinbetriebnahme die Trübung noch größer wird und dies auch Auswirkungen auf die Keimwerte hat. Man könne zudem nicht einfach einen Schlauch ins Becken hängen, so Seiz. Denn das Wasser müsse zunächst durch einen Phosphatfilter laufen, um den Algen nicht noch mehr "Dünger" zu geben.
Nun hat das Naturbad noch zehn Tage Zeit, um in Gang zu kommen. "Wir hoffen, dass es dann diese Saison stabiler läuft", sagt Uwe Seiz. Selbst wenn es jedoch zu einer Überschreitung von Keimwerten kommt, sollen die einzelnen Sperrungen nicht mehr so lange dauern wie in der letzten Saison. Denn bislang dauerte es immer eine Woche, bis das Ergebnis einer Probe vorlag. Nun beauftragt die Stadt ein anderes Institut, das die Proben in nur zwei Tagen auswertet. Somit kann eventuell schon wieder früher grünes Licht gegeben werden. "Damit sind wir flexibler", sagt Seiz. Letztes Jahr war das Naturbecken acht Wochen und damit die halbe Saison gesperrt.
Nach dieser Badesaison soll es dann eine "große Sanierung" geben, bei der der Regenerationsbereich "großflächig umgestaltet" wird. Nach wie vor läuft der Rechtsstreit mit dem Planer und Baufirmen, die das Naturbad vor inzwischen acht Jahren umgesetzt haben und dabei Fehler gemacht haben sollen. Zu diesem Schluss war ein Gutachten gekommen. Den darin bezifferten Schaden von über einer Million Euro möchte die Stadt wieder haben. Da der Gutachter seine Arbeit im Freibad beendet hat, kann die Stadt aktiv werden. Ein noch offenes Ergänzungsgutachten liegt noch nicht vor.



