Neckargemünd: Naturbad nach 69 Tagen immer noch offen

Spülung von Rohren im Kleingemünder Terrassenfreibad scheint gefruchtet zu haben - Wird die große Sanierung nun wieder hinterfragt?

21.07.2016 UPDATE: 22.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Die Keimwerte des Naturbades liegen wieder im roten Bereich. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Aufmerksame Zeitungsleser haben folgende Meldung sicher bereits "vermisst": "Naturbad wegen zu hoher Keimwerte gesperrt". Ja, aber auch das ist eine Nachricht wert: Tatsächlich ist es bereits Ende Juli und das Naturbecken im Kleingemünder Terrassenfreibad ist seit Saisonbeginn am 14. Mai geöffnet - und das am Stück! Am heutigen Freitag sind es genau 69 Tage. Damit kann sich die Misere vom letzten Jahr schon jetzt nicht mehr wiederholen: Damals war das Naturbecken etwa die Hälfte der Badesaison gesperrt. Jetzt ist die "Halbzeit" der Saison bereits überschritten. Offenbar haben die Maßnahmen vor der Freibadöffnung mit dem Spülen von Rohrleitungen gefruchtet.

"Wir freuen uns und sind positiv überrascht, dass es anscheinend stabiler läuft", sagt Uwe Seiz vom Stadtbauamt gegenüber der RNZ. Die Keimwerte seien bisher bei jeder Messung im grünen Bereich gewesen - insbesondere die "Pseudomonas", die in den vergangenen Jahren die größten Probleme bereitet hatten. "Bei 90 Prozent der Proben war deren Wert bei Null", berichtet Seiz. In allen anderen Fällen waren sie unter dem kritischen Wert, was auch für die Coli-Bakterien gilt. Die Ergebnisse sind sogar so positiv, dass die Stadt seit Kurzem nicht mehr zwei Mal in der Woche Wasserproben nimmt, sondern nur noch einmal. Inzwischen liefert das beauftragte Heidelberger Labor die Messwerte auch bereits nach drei Tagen - und nicht, wie bis zum letzten Jahr, erst nach einer Woche.

"Man muss davon ausgehen, dass die Ertüchtigung vor der Saison wahrscheinlich Erfolg hatte", sagt Seiz. Damit ist der eigentlich für diesen Herbst geplante und mehrere 100 000 Euro teure "große Umbau" der biologischen Wasseraufbereitung wieder in Frage gestellt. "Der Gemeinderat muss nun entscheiden, ob und, wenn ja, in welchem Umfang das überhaupt notwendig ist oder ob man erst einmal abwartet", meint Seiz. Wegen des Wechsels des Bürgermeisters reiche es jetzt wohl aber ohnehin nicht mehr, um eine Sanierung noch vor der nächsten Badesaison umzusetzen. Denn dafür sei die Zeit für die Planung und die Ausschreibung der Arbeiten nach der Sommerpause zu kurz. Aber auch so wird das Freibad im Herbst zur Baustelle, wenn der Sanitär- und Umkleidebereich erneuert wird. "Hier liegen bereits alle Genehmigungen vor", berichtet Uwe Seiz.

Bei der Stadt ist man sich aber durchaus bewusst, dass es noch zu früh für Freudensprünge ist. "Bisher hatten wir noch keine längere Zeit am Stück Badewetter", sagt Seiz. An vielen Tagen seien kaum Badegäste im Naturbecken gewesen. "Erst wenn jetzt häufiger die Sonne scheint und das Wasser wärmer wird, können wir die Situation bewerten", so Seiz. "Die Nagelprobe steht uns noch bevor, die nächsten Tage sind entscheidend." Natürlich hoffe man, dass die Werte im grünen Bereich bleiben.

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Das vom Heidelberger Landgericht im Rahmen des Schadensersatzprozesses der Stadt gegen den Planer des Naturbades und beteiligte Baufirmen angeforderte Ergänzungsgutachten liegt übrigens nach wie vor nicht vor. In einem ersten Gutachten war bereits vor einigen Jahren festgestellt worden, dass bei Planung und Bau Fehler gemacht wurden. Der Schaden wurde auf rund eine Million Euro beziffert. Offen waren noch Detailfragen.

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