Neckargemünd: Frust über Naturbad entlud sich im Gemeinderat
Initiative aus Badegästen formulierte zahlreiche Fragen - Bürgermeister sieht keine Gefahr, dass das Freibad langfristig geschlossen werden muss

Schlecht ist die Stimmung unter den Badegästen: Das Naturbecken war dieses Jahr fast die halbe Saison lang geschlossen. Foto: Alex
Neckargemünd. (cm) Die Probleme mit dem Naturbecken im Kleingemünder Terrassenfreibad treiben die Neckargemünder auch nach dem Ende der Badesaison weiter um. Das wurde in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates deutlich. In der Bürgerfragestunde meldete sich unter anderem Hans-Werner Scheuing zu Wort, der zusammen mit zwei weiteren Initiatoren im Sommer Unterschriften gesammelt hat. Das Ziel: Die Stadt soll den Schadensersatzprozess gegen Planer und Baufirmen um Mängel im Naturbad schnellstmöglich beenden und das Bad auf eigene Kosten so umbauen, dass es funktioniert. Man habe damit die "allgemeine Unzufriedenheit zusammengefasst" und an die Öffentlichkeit getragen. Er spreche im Namen von 185 Freibadbesuchern, die unterschrieben hätten, sagte Scheuing nun. Der Initiator wollte nun wissen, was der Gemeinderat von der Initiative hält.
Bürgermeister Horst Althoff sagte, dass er nicht für die Parteien sprechen kann, da diese ein "Eigenleben" führen würden. Wenn dann müssten diese selbst angeschrieben werden. Scheuing wollte außerdem wissen, ob die Stadtverwaltung eine Diskussion über die Zukunft des Schwimmbades führe. "Dazu gibt es keinen Anlass", meinte Bürgermeister Althoff. Vor einem Urteil erübrige sich eine solche Diskussion. "Wir wollen erst wissen, wo genau die Schäden liegen." Wenn das nun derzeit in Arbeit befindliche Ergänzungsgutachten vorliege, werde sich der Gemeinderat mit dem Thema befassen. Das Gremium könne dieses zwar auch jetzt schon beantragen. "Aus meiner Sicht macht das derzeit aber keinen Sinn, da sind wir uns einig", sagte Althoff.
Außerdem wurde gefragt, ob die Gefahr bestehe, dass das Schwimmbad wegen der Kosten für den Prozess und der schwindenden Besucherzahlen irgendwann ganz geschlossen werden könnte. Auch dies sei "bisher kein Thema", sagte Althoff. Dies entscheide außerdem nicht der Bürgermeister, sondern der Gemeinderat. "Wir tun alles, um das Bad zu erhalten", sagte Althoff. Nur in Katastrophenszenarien wie einer großen Finanzkrise könnte dies in Frage gestellt werden. "Die sehe ich aber im Moment nicht", so Althoff. "Wir haben mit dem Naturbad ein Alleinstellungsmerkmal, es gibt kein schöneres Bad in der Region."
Doch damit nicht genug: Hans-Werner Scheuing wollte noch wissen, was der Rechtsanwalt der Stadt unternommen habe, um den seit fünf Jahren andauernden Prozess zu beschleunigen. "Die Prozessdauer liegt nicht an unserem Anwalt", sagte Althoff. "Wir wollen eine schnelle Klärung und haben deshalb auch geklagt." Die Dauer des Prozesses werde maßgeblich vom Landgericht bestimmt. "Wir haben null Einfluss darauf." Die Justiz sei unabhängig. Die Beklagten hätten natürlich das Recht, ihre Gegenposition darzustellen, was sie auch in Anspruch genommen hätten. Hinzu komme, dass die Beklagten im Gegensatz zur Stadt nicht immer alle Termine wahrgenommen hätten. "Es geht um viel Geld, es ist klar, dass da verzögert wird", meinte Althoff. Gefragt wurde außerdem, ob die Stadt ihren Anwalt frei wählen könne. Dies sei natürlich der Fall, so Althoff.
Mitinitiatorin Gisela Strümpfler erkundigte sich nach dem Vor-Ort-Termin des Gerichts im Freibad und wollte wissen, wie die Atmosphäre dort war und was man tun könne, damit das Erstellen des zweiten Gutachtens nicht so lange dauere wie dies beim ersten der Fall war. Althoff sagte dazu, dass der Gutachter aus Norddeutschland vom Gericht eingesetzt wurde und nicht von der Stadt. Auch dies könne man nicht beeinflussen. Kritik wurde darüber hinaus an der Informationspolitik der Stadt geübt. Diese sei zu dürftig gewesen, fand ein Bürger. "Wochenlang hing im Freibad nur ein kleiner Zettel, dass das Naturbecken gesperrt ist." Dabei hätte man durch einen Aushang genauer informieren können. Als "Kompensation" für die wochenlange Schließung sei eine Reduzierung des Eintritts weniger interessant, sondern eher eine frühere Öffnung des Bades jeden Tag um 8 Uhr und nicht nur an zwei Tagen in der Woche. Dies müsse der Gemeinderat entscheiden, erklärte Althoff. Dadurch entstünden aber wieder mehr Kosten und man müsse sich eventuell überlegen, die Eintrittspreise zu erhöhen.
Auch interessant
Damit war das Thema aber noch nicht erledigt: Steffen Wachert (Freie Wähler) forderte einen Tagesordnungspunkt "Schwimmbad" in der Sitzung. "Was können wir tatsächlich baulich, technisch und organisatorisch verändern, dass sich die Schließzeiten verringern?", fragte er. Man müsse sich schon jetzt Gedanken machen, was man tun könne, wenn das Gutachten vorliege, und nicht erst dann, forderte er. Das müsse man jetzt schon ankurbeln. Bürgermeister Althoff entgegnete, dass man dies nicht öffentlich diskutieren könne. "Da geht es um interne Betriebsabläufe und Personen, da kann der Gemeinderat öffentlich nicht frei reden." Wenn das neue Gutachten vorliegt, werde man aber öffentlich beraten. Dann wisse man auch, was man genau ändern müsse. Derzeit könne man sowieso nicht ins Freibad eingreifen.



