Absage aus Nußloch
Die Gründe für das Nußlocher "Nein" reichen von altem Ärger bis hin zu neuen Hoffnungen

Noch ist die Geschwister-Scholl-Schule im Leimener Stadtteil St. Ilgen nur eine Grund-, Haupt- und Werkrealschule. Foto: Frenzel
Von Alexander Werschak
Nußloch. Leimen hat einen dicken Korb bekommen: Mit großer Mehrheit weigerte sich der Nußlocher Gemeinderat in seiner jüngsten Zusammenkunft, der geplanten Gemeinschaftsschule in der Nachbarstadt seine Zustimmung zu geben. Teils waren die Räte vergrätzt über die Vergangenheit, teils hofften sie, auf diese Weise auf den letzten Metern vielleicht doch noch den Fuß in die Schultür zu schieben, die auf dem Meinungsfeld des Gremiums sprießte. Da dem Vernehmen nach auch die Städte Wiesloch und Heidelberg alles andere als erfreut über Leimens Schulvorhaben sind, dürfte ein Schlichtungsverfahren unausweichlich sein.
Die Große Kreisstadt möchte die Geschwister-Scholl-Schule im Ortsteil St. Ilgen - bisher eine Grund- und Werkrealschule - zur Gemeinschaftsschule ausbauen. Beginnend mit dem übernächsten Schuljahr soll der Sekundarbereich ab der fünften Klasse gemeinschaftlich geführt werden - und zwar dreizügig. Ein zusätzlicher Ganztagsbetrieb in der Grundschule ist ein oder zwei Jahre später vorgesehen. Leimen geht davon aus, dass die Schule rein mit Kindern und Jugendlichen aus der eigenen Kommune ausgelastet sein wird.
Der entsprechende Antrag auf Einrichtung einer Gemeinschaftsschule wurde unmittelbar nach den notwendigen Ratsbeschlüssen bereits Ende Mai beim Staatlichen Schulamt in Mannheim eingereicht, um mit den erforderlichen Umbauten nicht ins Hintertreffen zu geraten. Daher muss das vorgeschriebene Beteiligungsverfahren jetzt nachgeholt werden; weshalb sich Ende Juni Vertreter von Umlandgemeinden, Rhein-Neckar-Kreis, Schulamt und Elternbeirat zu einem sogenannten Raumschaftsgespräch versammelten. Tenor: Während Walldorf, Bammental und auch Sandhausen - vorbehaltlich der Entscheidungen in den jeweiligen Ratsgremien - keine Bedenken hatten, trieb Wiesloch und Heidelberg die Sorge um, Leimens Gemeinschaftsschule könnte negative Auswirkungen auf ihre eigenen haben.
Nußloch wiederum hatte sich schon vor fast drei Jahren erboten, einen gemeinschaftlichen Schulbetrieb für das Umland einzurichten. Entsprechend erbost wurden in diesem Frühjahr Äußerungen aus Leimen zur Kenntnis genommen, dass die "reichen Nachbarn" kein Interesse an einer gemeinsamen Gemeinschaftsschule gehabt hätten - zumal den reichen Nußlochern nachgerade das Lavieren Leimens in der Angelegenheit sauer aufgestoßen war.
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Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, ließ die Sitzung der Bürgervertreter erkennen. Einzig Rathauschef Karl Rühl, was blieb ihm auch anderes übrig, und die Grünen wollten der Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule ihren Segen geben, obschon Letztere auch nicht glücklich waren. Die Schule in St. Ilgen sei von Nußloch aus mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut zu erreichen, befand Ines Veits. Ihre Grünen-Ratskollegin Ingrid Schulze merkte an, dass man sich seinerzeit nicht stark genug eingesetzt und ein eigenes Vorhaben womöglich auch nicht hätte stemmen können.
Neben dem allgemeinen Ärger über die Vorgeschichte war für die Ablehnung der CDU vor allem ausschlaggebend, dass Nußlocher Schüler rechnerisch keine Aufnahme in der Nachbarstadtsschule finden können, wie Kay Kettemann ausführte. Dorle Terboven (Freie Wähler) verwies auf das Magengrimmen in Wiesloch und Heidelberg. Michael Molitor sprach von einer Zwickmühle, weil der SPD das Gemeinschaftsschulkonzept am Herzen liege, und wollte die Abfuhr als Möglichkeit verstanden wissen, in einen Dialog einzutreten. Diesen Gedanken verband auch Ralf Baumeister mit dem Nein der Liberalen: Es sei die letzte Chance, in der Raumschaft den Fuß noch einmal in die Tür zu kriegen und für Nußloch etwas rauszuholen.



