Gemeinschaftsschule Leimen startet 2018/19 dreizügig
Befürworter im Rat sehen ein Alleinstellungsmerkmal für die Geschwister-Scholl-Schule in St. Ilgen

Mit gelungenen Graffitis lassen die Schüler ihre Geschwister-Scholl-Schule hochleben. Foto: Frenzel
Von Thomas Frenzel
Leimen. Das war zweifelsfrei der wichtigste Beschluss des Donnerstagabends: Die Geschwister-Scholl-Schule im Stadtteil St. Ilgen wird als drei- und nicht mehr nur als zweizügige Gemeinschaftsschule ausgebaut. Dafür gab es in öffentlicher Gemeinderatssitzung eine überwältigende Mehrheit. Ihren Betrieb aufnehmen soll diese Gemeinschaftsschule möglichst zum Schuljahresbeginn 2018/19. Lediglich die dreiköpfige FDP-Fraktion, die im Räterund zunehmend die Rolle als Opposition annimmt, wehrte sich gegen die Dreizügigkeit. Die hierfür nötigen, aber nicht näher bezifferten zusätzlichen Investitionen sorgten - nicht alleine - bei den Liberalen für Bauchschmerzen.
Für die Dreizügigkeit gibt es gute Gründe, führte Oberbürgermeister Hans D. Reinwald aus: Die beiden Jahrgangsklassen der jetzigen Werkrealschule seien schon jetzt ausgeschöpft. Auf zusätzliche Nachfrage aber könne man sich einstellen: Nußloch verabschiede sich komplett von einem weiterführenden Schulangebot, Sandhausen könne bei seiner Werkrealschule kaum eine Einzügigkeit erreichen und auch hinter dem vergleichbaren Angebot in Walldorf stünden Fragezeichen. In dieser Raumschaft, so der OB, fülle eine Leimener Gemeinschaftsschule eine erkennbare Angebotslücke. Zudem passe ein solcher Schultypus auch perfekt zu Leimens Bevölkerungsstruktur.
Für die Befürworter der Gemeinschaftsschule stand somit eines außer Frage: Mit diesem Schultypus schaffe sich Leimen ein Alleinstellungsmerkmal mit Zukunftscharakter, sagte Michael Reinig (GALL). Auch für Dietrich Unverfehrt (SPD) stand außer Frage, dass eine Dreizügigkeit Sinn mache - auch mit Blick auf steigende Geburten in Leimen und auf Flüchtlingskinder. Für Rudolf Woesch (FW) überwogen die Vorteile, zumal sich eine Dreizügigkeit auch offensiv vermarkten lasse nach dem Motto "Liebe Kinder, wir haben für Euch Platz". Ralf Frühwirt (GALL) verwies darauf, dass im Ländle die verbindliche Grundschulempfehlung womöglich wieder eingeführt werde, was der Gemeinschaftsschule zusätzlichen Auftrieb beschere. Auch Peter Anselmann (CDU) war überzeugt, dass sich die Dreizügigkeit mittelfristig bewähren werde; deshalb sei es auch besser, gleich dreizügig zu starten.
Just hier kam die Widerrede. Klaus Feuchter (FDP) plädierte vehement für einen zweizügigen Start; dreizügig ausbauen lasse sich dann immer noch. Er sah deutliche Fragezeichen, ob sich der dreizügige Schulausbau stemmen lassen könne. Zudem fand er es schlicht bemerkenswert, dass die reichen Nachbargemeinden einen großen Bogen um eine Gemeinschaftsschule machten und ausgerechnet das finanziell gebeutelte Leimen auf diese teure Idee komme. Gemeinschaftsschulen gäbe es in der Nachbarschaft schließlich genug - in Bammental, in Heidelberg, in Wiesloch.
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Wolfgang Krauth (SPD) trieb anderes um. Derweil es mit anderen Nachbargemeinden - Stichwort: Gymnasien - einen gewissen Schüleraustausch bei den weiterführenden Angeboten gäbe, habe Nußloch diesbezüglich nichts mehr zu bieten. Da sei es doch angebracht, fand Krauth, dass sich Nußloch an den Leimener Kosten beteilige. Doch da winkte der OB ab. Das funktioniere allenfalls auf freiwilliger Basis und die Signale aus Nußloch seien diesbezüglich eindeutig.
Die von der FDP beantragte getrennte Abstimmung spiegelte die Diskussion wider: Mit Ausnahme der FDP waren alle für die künftige Dreizügigkeit einer Scholl-Gemeinschaftsschule. Huckepack, wortlos und einvernehmlich war zuvor auch der Zeitplan für die Schulentwicklung in St. Ilgen zur Kenntnis genommen worden. Deren wichtigstes Detail: Ein Ganztagsangebot im Grundschulbereich wird es frühestens ab dem Schuljahr 2019/20 geben.
Eher einer Formalie glich ein anderes Scholl-Schul-Thema. Der Gemeinderat, seit dem Bürgerbegehren gegen die Rathausplatzbebauung in Leimen-Mitte nicht ungeübt im Aufheben eigener Beschlüsse, musste abermals einen Beschluss aufheben. Statt die Planungen für einen Ersatzneubau an der Schule an ein Architekturbüro vergeben zu können, wie es im Oktober beschlossen worden war, muss nun ein Architektenwettbewerb durchgeführt werden: Die voraussichtlichen Planungskosten überschreiten die Grenze von 209.000 Euro, ab der ein Wettbewerb zur Pflicht wird. Der erwähnte Ersatzneubau wird nach groben Schätzungen übrigens auf rund vier Millionen Euro kommen.



