Region Heidelberg

Einen genehmigten Schulstreik gibt es nicht

Rektoren erklären ihren Umgang mit den "Fridays for Future"-Demonstrationen - Härtere Konsequenzen wohl nur für "Wiederholungstäter"

21.02.2019 UPDATE: 22.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Am 11. Januar demonstrierten rund 100 Schülerinnen und Schüler durch die Hauptstraße und forderten mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel. Damals fand die Demo jedoch am Nachmittag statt. Foto: Rothe

Region Heidelberg. (cm/luw/lew) Die Diskussionen über den weltweiten "Schulstreik fürs Klima" sind auch in der Region rund um Heidelberg angekommen. Einige Schüler aus der Umgebung haben sich bereits an der "Fridays for Future"-Bewegung beteiligt, die auf die Initiative der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg zurückgeht. Heute findet eine Demonstration in Heidelberg statt, rund 500 Schüler wollen teilnehmen. Die RNZ hat drei Rektoren gefragt, wie an ihren Schulen mit den Streiks umgegangen wird.

> Am Gymnasium Bammental haben demonstrierende Schüler keine harten Strafen zu erwarten, wie Schulleiter Benedikt Mancini auf Anfrage sagte - zumindest nicht, wenn sie nicht häufiger unentschuldigt fehlen. "Von Woche zu Woche melden sich mehr Schüler, die zu einer Demonstration gehen wollen und eine Befreiung vom Unterricht erwarten", berichtet der Direktor. Zuletzt seien es zwischen zehn und 15 pro Woche gewesen. Eine Freistellung gibt es aber nach den Vorgaben des Kultusministeriums auch am Bammentaler Gymnasium nicht. Mancini gibt zu bedenken, dass es sich nicht um eine einmalige Demonstration handelt, sondern um eine wöchentlich wiederkehrende Veranstaltung. "Der späte Freitagvormittag ist ein attraktiver Termin, weil sich damit politisches Interesse und die Freizeitgestaltung verbinden lässt", meint Mancini.

Schon in den vergangenen Wochen seien Bammentaler Gymnasiasten zu Demos in Baden-Württemberg gefahren. Er habe "durchaus Sympathie für das Anliegen der Schüler", räumt Mancini ein. "Auch die Gemeinschaftskunde- und Erdkundelehrer finden das Engagement toll, vermissen aber bei den Demonstrationen begleitende Aktionen, wie man einen Beitrag zum Klimaschutz leistet."

Und was passiert konkret, wenn ein Schüler demonstrieren geht? "Im Einzelfall nicht viel", sagt Mancini. Sollte sich das unentschuldigte Fehlen wiederholen, gibt es zum Beispiel Elterngespräche oder die Pflicht, Atteste für das Fehlen vorzulegen.

> Am Sandhäuser Friedrich-Ebert-Gymnasium haben laut Rektor Peter Schnitzler noch keine Schüler geplant, sich an den Demonstrationen zu beteiligen. "Es war bislang auch niemand bei so einer Veranstaltung dabei", sagt er. Falls doch jemand teilnehmen wolle, sei der normale Weg, dass dieser Schüler dann um eine Beurlaubung bitte. Ob diese genehmigt werde, sei eine "Einzelfall-Entscheidung".

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Falls Schüler den Unterricht für eine "Fridays for Future"-Demo schwänzen, werde über die Konsequenzen auf Grundlage der jeweils "individuellen Umstände" entschieden, erklärt Schnitzler. "Wir würden in jedem Fall mit den Eltern sprechen." Demnach sei es durchaus denkbar, dass zwei gleichermaßen demonstrierende Schulschwänzer unterschiedliche Folgen zu befürchten hätten.

> Am Max-Born-Gymnasium Neckargemünd betont Schulleiter Joachim Philipp die Aufsichtspflicht, welche die Schule gegenüber ihren Schülern hat. Größere Sorgen, dass die Neckargemünder Gymnasiasten wegen der "Fridays for Future"-Demo in Massen dem Unterricht fernbleiben, hat Philipp nicht: "Ich habe nichts gehört, dass Schüler schulfrei machen." Das bestätigt auch die 17-jährige Camila Heine: "Ich werde nicht teilnehmen." Am Max-Born-Gymnasium gehören sie und der 15-jährige Manuel Holzer zu den Vorreitern für den Klimaschutz. Davon, die Demos zur Schulzeit zu veranstalten, halten die beiden nichts.

Schulleiter Philipp findet es gut, dass seine Schüler den Klimaschutz nicht zum Blaumachen missbrauchen. Gleichzeitig verspricht er die volle Unterstützung für Aktionen, die innerhalb der Schule oder außerhalb der Unterrichtszeit stattfinden. Die Lehrer sieht er beim Thema "Fridays for Future" eher in der zweiten Reihe: "Die Schüler haben das in Gang gesetzt, sie müssen die Protagonisten bleiben."

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