Dürre lässt die Bauern bangen und die Kanalisation stinken
Die Quellen sind noch stabil. Es kommt aber mehr Gestank aus der Kanalisation.

Region Heidelberg. (bmi/cm/lesa/lew/luw) Mancherorts kann es zu Gestank kommen und die Feuerwehr rüstet sich mit speziellen Rucksäcken aus: Die RNZ hat sich rund um Heidelberg zu den Auswirkungen von Trockenheit umgehört.
> Die Bauhöfe haben derzeit viel zu gießen. In Eppelheim etwa wurden auf die öffentlichen Grünflächen im Juni bis jetzt 70.000 Liter Wasser ausgebracht. Bei Bäumen kommen spezielle Gießsäcke zum Einsatz, die am Fuß des Stammes befestigt werden. Bauhofleiter Alexander Wiede spricht angesichts des Gießvolumens von einem "Normalwert". Trotzdem hat man sich auch in Eppelheim natürlich auf die immer trockeneren Sommer eingestellt. Wie Benedikt Seelbach als Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter der Stadt erklärt, habe man etwa schon vor einiger Zeit angefangen, Wechselbeete durch widerstandsfähigere Staudenbeete zu ersetzen. Außerdem richte er sich bei städtischen Bäumen, die neu gepflanzt werden, nach einer Liste mit Empfehlungen der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz. Die Hopfenbuche habe sich ebenso bewährt wie die Silberlinde, der Amberbaum, die Platane und der Blauglockenbaum. Es werde versucht, den Fokus möglichst auf einheimische Gewächse zu legen.

> Im Wald berichtet der für Leimen und Nußloch zuständige Revierförster Markus Reinhard von vertrockneten Gewächsen. Etwa im Kleinen Odenwald bei Nußloch, in dem es einen großen Anteil an Buchen gebe, würden deren Kronen absterben. "Ich gehe davon aus, dass wir in vier Wochen die Folgen der aktuellen Trockenperiode sehen", so Reinhard. Ansonsten verlaufe die Naturverjüngung bei der Eiche derzeit recht gut. Andere Voraussetzungen herrschten wiederum im Wald von Leimen-St. Ilgen, der von Kiefern geprägt sei: Es werde versucht, die zunehmend absterbende Art durch einen "bunten Cocktailmix" an anderen Arten zu ersetzen. Dazu gehörten etwa Roteichen und Baumhasel: Deren Wachstum will man in den nächsten Jahren beobachten und ermitteln, welche Arten für das trockenere und wärmere Klima besonders geeignet sind. Ferner berichtet Reinhard aktuell von hoher Waldbrandgefahr: "Eine Zigarettenkippe würde im Moment reichen, um alles zu entfachen."
> In der Kanalisation sorgt ausbleibender Regen insbesondere für Gestank – auch oberhalb der Gullydeckel. Das berichtet Florian Omiecina, Abwassermeister bei der Kläranlage des Abwasserzweckverbands Untere Hardt in Leimen. "Wenn in den Kanälen die Schleppkraft durch Regenwasser fehlt, setzen sich die Fäkalien in der Kanalisation ab", so Omiecina. Diese würden dann faulen und für "Geruchsbelästigungen" sorgen. Dieses Problem verschärfe sich dadurch, dass Bürger zunehmend versuchten, Wasser zu sparen. Für den Betrieb der Kläranlage bedeute Trockenheit keine größeren Probleme, jedoch: "Die Kläranlage liebt einen kontinuierlichen Abwasser-Zufluss." Während Starkregen das Fassungsvermögen in der Anlage an seine Grenzen bringen könnte, kann dieser in der Kanalisation von Vorteil sein: "Das Wasser spült die Kanäle dann gut durch."
> Beim Bauernhof von Horst Fießer aus Eppelheim geht man von einer eher unterdurchschnittlichen Ernte aus. Das Problem: "Es gibt nicht genug Wasser", so der Landwirt, der überwiegend Getreide und Futtermittel für Tiere anbaut. "Wir haben keinen Landregen mehr und die Bewässerung kommt vor allem durch Gewitter." Letztere aber bewässerten nicht flächig, sondern punktuell, sodass etliche Flächen eben leer ausgehen. Hitze und Wind trocknen das Getreide noch zusätzlich aus – mit Folgen: "Wintergetreide wird normalerweise am 1. Juli geerntet", so Fießer. "Jetzt sind wir zwei Wochen früher, weil es zur Notreifung kommt." Eine Beregnung lohne sich etwa wegen der hohen Kosten für Aggregate höchstens bei Sonderkulturen. Reagiert hat er dennoch auf die zunehmenden Trockenperioden: "Wir gehen weg vom Pflug, um das Wasser im Boden zu halten."
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> Obst- und Gemüsebauern befinden sich sich in einer komfortablen Situation, wie Hans-Peter Stöhr berichtet. Er steht dem für Dossenheim und Schriesheim zuständigen Beregnungsverband vor und erklärt: "Die Kulturen stehen im Optimum." Die Erdbeerernte sei so gut wie vorbei und aktuell werden vor allem Tomatenpflanzen bewässert. Und zwar großteils per Tropfbewässerung. Bei der Beregnung direkt am Stock verdunste wesentlich weniger Wasser und auch die durch Verkalkung verursachten "Milchflecken" an den Früchten bleiben aus. Der Verband beregne circa 90 Hektar aus drei Brunnen, Wasserknappheit ist im Oberrheingraben nicht vorhanden, auch wenn der Grundwasserspiegel einen halben Meter tiefer als üblich stehe.
> Feuerwehren müssen sich zunehmend mit der Bekämpfung von Vegetationsbränden beschäftigen. "Da ist taktisch eine meist eher defensive Vorgehensweise gefragt", erklärt Dossenheims Kommandant Stefan Wieder. Und auch neue Expertise etwa über Boden- und Wipfelfeuer, das Vorkommen und Brennverhalten verschiedener Baumarten – Nadelwald ist etwa weit anfälliger als Laubwald. Die Dossenheimer Führungskräfte haben daher in den vergangenen zwei Jahren verstärkt Seminare zum Thema besucht und Übungen ausgeweitet. Zudem wurden zwei Löschfahrzeuge mit spezieller Waldbrandausrüstung ausgestattet, etwa Rucksäcke mit 20-Liter-Tank und Handspritzer. Vegetationsbrandbekämpfung sei eher wassersparend, umfasse mehr manuelle, schweißtreibende Tätigkeiten.
> In der Baumschule und Gärtnerei von Christian Müller in Mauer spürt man die Trockenheit gleich in mehreren Hinsichten: "Die Witterung erlaubt uns aktuell bei Pflanzen im Topf, keinen Tag mit der Bewässerung zu pausieren", so der Geschäftsführer von "Müller Lebensraum und Garten". Er spricht von einem zwei- bis dreifachen Arbeitsaufwand. Außerdem setzt sich der Betrieb damit auseinander, welche Pflanzen schonend mit Wasser umgehen. Müller hat etwa die Kornelkirsche als zukunftsträchtiges Gewächs ausgemacht. Bei Kunden sei die Nachfrage nach wassersparenden Pflanzen zwar noch nicht besonders hoch, allerdings würden vermehrt schattenspendende Pflanzen nachgefragt. Der Fachmann rät dazu, in langen Trockenperioden lieber weniger oft zu gießen, dafür aber intensiv. So könne sich die Flüssigkeit in Bodenschichten sammeln, wo sie dauerhaft zur Verfügung stehe.

Ein Bauhofmitarbeiter bewässert Eppelheimer Grünflächen. Foto: Alex
> Bei der Wasserversorgung kann es in Orten knapp werden, die von Quellen abhängig sind – so Neckarsteinach und Heiligkreuzsteinach. Anders als bei Tiefbrunnen kann die Förderung nicht erhöht werden, sondern die Natur bestimmt die Schüttung. "Momentan sieht es noch ganz gut aus", sagt Roland von Petersdorff-Hagendorn von der Stadtverwaltung in Neckarsteinach. "Das kann sich aber jederzeit ändern und wir müssen wieder zum Sparen aufrufen." Zwar habe sich der Wasserverbrauch um 18 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr erhöht, die Schüttung sei aber auch besser als 2021. Um die Versorgung zu verbessern, soll eine weitere Quelle angezapft oder ein Brunnen gebohrt werden. In Heiligkreuzsteinach berichtet Silke Knopf von der Gemeindeverwaltung, dass die Schüttung über die Jahre kontinuierlich zurückgegangen sei, sich aktuell aber im Bereich vom vergangenen Jahr bewege.