Dorf-Check 3: Gaiberg - Kein Supermarkt, aber schnell in Heidelberg
Im dritten Teil der RNZ-Serie "Der Dorf-Check" wird Gaiberg durchleuchtet

Umgeben von grünen Wäldern und Feldern liegt das Bergdorf Gaiberg zwischen dem Odenwald und dem Kraichgau. Foto: Moll
Von Anja Hammer
Gaiberg. Himbeerdorf, Luftkurort, Wohlfühlgemeinde - Gaiberg hatte in seiner jüngeren Geschichte schon viele Namen und Prädikate. Doch was macht das Leben dort heute aus? Gibt es alles, was man zum täglichen Leben braucht? Die RNZ hat im dritten Teil der Serie "Der Dorf-Check" Gaiberg auf den Prüfstand gestellt.
> Bevölkerungsentwicklung: Einen großen Knick in der Statistik gab es 2010: Da waren 2704 Menschen in Gaiberg gemeldet, ein Jahr später waren es nur noch 2317. Der Grund: Ausländische Bauarbeiter, die in ganz Deutschland arbeiteten, mussten einen festen Wohnsitz angeben - und den gaben sie im Gasthaus Linde an. Ansonsten haben die Einwohnerzahlen seit 1985 fast kontinuierlich zugelegt, sodass Gaiberg heute 2417 Bürger verzeichnet.
> Bauplätze: Wer derzeit einen Bauplatz in Gaiberg sucht, hat schlechte Karten. In Gemeindebesitz sind jedenfalls keine mehr; wer bauen will, muss hoffen, über Kontakte einen aus privater Hand zu ergattern. Der Durchschnittspreis liegt hier zwischen 350 und 400 Euro pro Quadratmeter. Derzeit läuft allerdings ein Bebauungsplan-Aufstellungsverfahren für ein Neubaugebiet.
Hintergrund
> Einwohner: 2417
> Durchschnittalter: 43,8 Jahre
> Gemarkungsfläche: 415 Hektar
> Höhenlage: 293 bis 445 Meter
> Partnergemeinde: La Canourgue (Frankreich)
> Gemeindewappen: Es zeigt einen roten Turm und einen Baum. Dies
> Einwohner: 2417
> Durchschnittalter: 43,8 Jahre
> Gemarkungsfläche: 415 Hektar
> Höhenlage: 293 bis 445 Meter
> Partnergemeinde: La Canourgue (Frankreich)
> Gemeindewappen: Es zeigt einen roten Turm und einen Baum. Dies steht neuen Erkennt᠆nissen zufolge für den Turm der evangelischen Kirche. Dieser stand einst als Wehrturm getrennt vom Gotteshaus. Die Lin᠆de davor steht noch heute.
> Geschichte: Erstmals wird Gaiberg im Jahr 1312 erwähnt. In der Urkunde wird festgelegt, was die Familien von "Gauberg" zur "Finanzierung der ewigen Messe" beitragen müssen. Untersuchungen an der evangelischen Kirche haben aber gezeigt, dass dort wohl schon vor 1312 eine Kirche stand. Zudem wurde eine Gesteinsplatte mit römischer Inschrift gefunden. Da diese aus dem hiesigen Buntsandstein bestand, haben die Römer dort zumindest schon Buntsandstein abgebaut. aham
> Steuern und Gebühren: 330 Prozent beträgt der Hebesatz für die Grundsteuer B - und damit liegt Gaiberg im regionalen Vergleich im Mittelfeld. Ähnliches gilt für den Frischwasserpreis von 1,95 Euro pro Kubikmeter. Die Abwassergebühren sind mit 2,60 Euro für den Kubikmeter Schmutzwasser und 0,54 Euro pro Quadratmeter für Niederschlagswasser relativ hoch.
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> Nahverkehr: Der Nahverkehr in Gaiberg geht in zwei Richtungen: nach Leimen und nach Bammental. Über Leimen fährt der Bus nach Heidelberg, dieser ist mit einer Fahrtzeit von 32 Minuten die schnellste Verbindung zum Heidelberger Hauptbahnhof. Abends fährt das Ruftaxi, sodass man werktags und am Wochenende noch bis 23 Uhr innerhalb einer Stunde nach Heidelberg kommt. Am Wochenende kommt man bis 1.45 Uhr zurück nach Gaiberg - dann muss man aber eine Reisezeit von über 90 Minuten in Kauf nehmen. Mit dem Auto braucht man übrigens von Zentrum zu Zentrum 15 Minuten.
> Nahversorgung: Das ist Gaibergs größtes Problem. Einen Supermarkt sucht man im Ort vergeblich. Beim Einkaufen muss man sich auf eine Bäckerei und eine Apotheke beschränken, zweimal die Woche kommt noch der Verkaufswagen eines Metzgers. Ansonsten gibt es noch zwei Friseure und zwei Banken.
> Schulen und Kindergarten: An der Krippe, am Kindergarten und an der Grundschule wird eine Ganztagesbetreuung angeboten. Die nächste Realschule ist im sechs Kilometer entfernten Leimen, das nächste Gymnasium im vier Kilometer entfernten Bammental. Viele Schüler besuchen auch die Gymnasien im zehn Kilometer entfernten Heidelberg.
> Gesundheit: Ein Allgemeinarzt und ein Zahnarzt haben eine Praxis im Ort. Für Senioren ist die Lage mau: Ein Seniorenheim gibt es nicht, es gibt nur die Angebote privater Pflegedienste oder der Neckargemünder Sozialsta᠆tion.
> Gaststätten: Der Berghof Weinäcker ist laut Gemeinde das letzte Restaurant Gaibergs.
> Polizei: Das nächste Revier liegt neun Kilometer entfernt in Neckargemünd, zuständig für Gaiberg ist allerdings der Polizeiposten im zwölf Kilometer entfernten Meckesheim.
> Freizeitangebote: 21 Vereine kümmern sich um sportliche, kulturelle und gesellschaftliche Belange. Von der Volkshochschule werden einige Kurse im Bürgerforum angeboten, die Gemeinde lädt einmal jährlich zum Seniorennachmittag ein. Die größten Feste sind die Kerwe und der Weihnachtsmarkt.
> Bücherei: An drei Tagen hat die öffentliche Gemeindebücherei im "Alten Schulhaus" geöffnet.
> Kirchen: Es gibt sowohl eine evangelische als auch eine katholische Kirche.
> Internetversorgung: Hier liegt eine weitere Schwachstelle der Kommune: Die durchschnittliche Versorgungsrate liegt bei einem Megabit pro Sekunde. Ein Viertel des Gemeindegebiets gilt mit 0,3 Megabit und weniger als unterversorgt. In diesen "schwarzen Löchern" soll bald ein Richtfunkmast weiterhelfen.



