Der Dilsberger Brunnenstollen erstrahlt in neuem Licht
Der unterirdische Gang hat wieder geöffnet - Die Fledermäuse sind ausgeflogen und die elektrischen Arbeiten beendet

20 000 Besucher kommen jedes Jahr zur Dilsberger Burgruine - nicht zuletzt wegen des sagenumwobenen Stollens darunter. Foto: Zantopp
Von Beate Oemler
Neckargemünd-Dilsberg. Rechtzeitig zu Pfingsten ist der Dilsberger Brunnenstollen wieder geöffnet. Die Winterpause hat in diesem Jahr etwas länger gedauert: Nachdem die Fledermäuse ihren Winterschlaf in dem Gang unter der historischen Burgruine beendet hatten, war dennoch keine Begehung möglich, umfangreiche elektrische Sanierungsarbeiten standen an. Neben einer neuen Beleuchtung und Fluchtwegbeschilderung wurden auch drei Notruftelefone in dem etwa 78 Meter langen Stollengang installiert.
Burgpächter Armin Erles ist erleichtert, dass die Arbeiten zu Pfingsten abgeschlossen wurden und der Stollen für Touristen wieder frei ist. Die Burganlage führt schließlich jährlich um die 20 000 Besucher auf den Dilsberg. Viele Gäste haben von dem sagenumwobenen unterirdischen Stollen gehört, etwa weil sie Mark Twains Schilderungen gelesen haben. Daher übt ein Gang durch den schmalen Sandsteintunnel eine ungeheure Anziehungskraft aus.
Nach verschiedenen Sanierungsmaßnahmen im oberirdischen Bereich wurde nun im Auftrag der "Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg" das beliebte Touristenziel den aktuellen Sicherheitsbestimmungen entsprechend umgerüstet. Die bisherigen Lampen leuchteten den Weg nur spärlich aus. Diese wurden durch LED-Lampen ersetzt, die nicht nur eine längere Lebensdauer und geringeren Stromverbrauch verzeichnen, sondern auch besser abgedichtet sind. Die alten Lampen waren aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit schnell korrodiert, ein Problem, das nun der Vergangenheit angehört. Obwohl nur eine zusätzliche Lampe am Abzweig in den blind endenden Stollen montiert wurde, ist es in dem Stollen angenehm heller geworden.
Auf der gegenüberliegenden Seite jeder Lampe befindet sich ein fluoreszierendes Fluchtwegschild, das sich bei eingeschalteter Beleuchtung statisch auflädt. Bei einem eventuellen Stromausfall springt zudem eine batteriebetriebene Anlage ein, die bis zu drei Stunden überbrücken kann. Dazu wurde im sogenannten Hexenkeller der Burgruine ein zweiter Schaltkasten für den Batteriestrom montiert. Dank der drei installierten Notruftelefone, die mit der Telefonanlage der Burg verbunden sind, ist im Notfall der Burgpächter direkt erreichbar und kann sofort sehen, von wo der Notruf erfolgt.
Abenteuerlich war der Austausch der Stromleitungen, die durch den Brunnenschacht verlaufen. Hier kamen speziell ausgebildete Profi-Kletterer zum Einsatz, die sich vom Innenhof der Burg aus abseilten. Da Überlegungen im Raum stehen, den Schacht später ebenfalls zu beleuchten, wurden die hierfür notwendigen Leitungen bereits mit verlegt - also insgesamt mehr als 300 Meter Kabel.
Burgpächter Erles freute sich, dass er die Besucher nicht länger vertrösten muss und der Stollen wieder begehbar ist. "Wenn er aufgrund von Fledermausschutz gesperrt ist, zeigen die Besucher Verständnis", so Erles. "In den letzten zwei Wochen war jedoch das Wetter gut, die Tiere sind seit Ende April ausgeflogen und trotzdem konnte niemand rein - da war Aufklärungsarbeit notwendig." Ab sofort können auch die Gästeführer wieder ihren Rundgang durch die Burgruine mit einem Abstecher in den Brunnenstollen krönen.