Buslinie 732: Wie ist das nun mit dem behindertengerechten Bus?
Behörden und Unternehmen reichen die Frage weiter oder machen widersprüchliche Angaben

Das Einsteigen am Friedhof soll leichter werden: Die Haltestelle wird umgebaut. Foto: Geschwill
Von Anja Hammer
Eppelheim. Der rote City-Bus gehört längst zum Stadtbild. So beschreibt die Stadt die Linie 732 auf ihrer Internetseite und bewirbt sie weiter mit "pünktlich und umweltfreundlich". Was fehlt, ist das Attribut "behindertengerecht". Das soll sich ändern: Für 180.000 Euro sollen acht Haltestellen barrierefrei umgebaut werden. Warum aber fährt nicht einfach ein behindertengerechter Bus, wie dies Stadtrat Alexander Pfisterer (SPD) vorgeschlagen hat? Das ist eine Frage, für die sich niemand verantwortlich fühlt und kaum einer eine Antwort weiß. Und wenn man eine erhält, dann widersprechen sich die Aussagen.
Angefangen bei der Stadt. Dabei bezahlt diese jedes Jahr 52.800 Euro netto für den Bus, der täglich von 6.30 bis 19.30 Uhr seine Runden durch Eppelheim dreht. So konnte sich Bürgermeister Dieter Mörlein auf RNZ-Nachfrage gar nicht mehr recht an Pfisterers Vorschlag erinnern, fand ihn aber im Nachhinein gar nicht so verkehrt.
Hauptsamtsleiter Reinhard Röckle betont derweil, dass der aktuelle Bus sich beim Halten senken könne. Über die genauere Ausstattung wisse er nichts. "Prinzipiell spricht nichts gegen einen behindertengerechten Bus", sagt Röckle zu dem Ansinnen von Stadtrat Pfisterer. Aber: "Das muss in die Ausschreibung rein." Das aktuelle Linienbündel laufe allerdings noch bis 2020, bis dahin könne man nichts ändern. Aufgabenträger dabei sei allerdings der Rhein-Neckar-Kreis, der den Bus auch bezuschusse und von den Gesamtkosten in Höhe von 88.000 Euro im Jahr 40 Prozent übernimmt.
Doch nicht nur Röckle reicht die Sache an das Landratsamt weiter. Das Unternehmen Busverkehr Rhein-Neckar (BRN), an das das Linienbündel vergeben wurde und das somit den City-Bus stellt, ebenso. Der Heidelberger Betriebsstellenleiter kann aber wenigstens eine Sache aufklären: Prinzipiell brauchen die Busse mit einer Rollstuhlrampe keine besondere Haltestelle. "An einer normalen Bushaltestelle ist das kein Problem", so der Betriebsstellenleiter. Die einzige Einschränkung, die es für die Rampen gebe: Die Belastung ist auf 350 Kilogramm begrenzt.
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Im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises fällt die Antwort auf die Frage nach dem behindertengerechten Bus dagegen ganz knapp aus: "Das ist Sache des VRN", sagt Sprecherin Silke Hartmann und verweist an den Verkehrsverbund Rhein-Neckar.
Und was hört man vom VRN? "Das ist Sache des BRN." Letzten Endes versucht VRN-Sprecher Axel Thiemann dann aber doch weiter Licht ins Dunkel zu bringen und findet heraus: In Eppelheim sind sehr wohl behindertengerechte Busse im Einsatz. "Bei den Fahrzeugen sind im Linienbündel nur A-Fahrzeuge mit ausgewiesener Sondernutzungsfläche mit Einstiegshilfe für Rollstühle, Kinderwagen und Fahrräder zugelassen", so Thiemann. "Es müssten somit behindertengerechte Fahrzeuge die Verkehrsleistung in Eppelheim durchführen."
Doch warum werden dann überhaupt die Haltestellen umgebaut? Dies erklärt der VRN-Sprecher so: "Man muss das Gesamtkonstrukt sehen." Die Bushaltestellen im VRN-Gebiet - es sind immerhin 7000 Stück - hätten alle unterschiedliche Bordsteinhöhen. Daher versuche man nun, mit dem barrierefreien Umbau eine Standardisierung zu erreichen, und zwar nicht nur in Eppelheim. Dann könne man spezielle Niederflurbusse - wie einer in Eppelheim im Einsatz ist - und die Haltestellen zusammenbringen.
Sei nur eine Rampe im Einsatz, müsse man bedenken, dass dabei jedes Mal der Busfahrer aussteigen, diese auslegen und wieder hereinholen müsse, erklärt der VRN-Sprecher weiter. "Und das bedeutet einen Zeitverlust", so Thiemann. Nach einer automatischen Rampe gefragt, sagt der VRN-Sprecher: "Ich weiß nicht, ob es so etwas gibt."
Kurios: Der Sprecher verweist auf eine Pressemitteilung zum barrierefreien Haltestellenausbau. Dabei ist eine umgebaute Haltestelle zu sehen samt Bus - mit Rampe und einem Busfahrer, der einen Rollstuhlfahrer schiebt.
Nicht zu vergessen: Laut BRN brauchen die Rampen keine besondere Haltestelle.