Radschnellweg Heidelberg/Schwetzingen

Von Eppelheim gibt’s nichts

Die SPD hatte Machbarkeitsstudie für Radler-Autobahn zwischen Heidelberg und Schwetzingen beantragt – Kritik von allen Seiten

21.12.2017 UPDATE: 22.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

In der Mitte der grüne Bahndamm, rechts davon die Wild-Werke, links davon der Eppelheimer Süden: Wo ein Radschnellweg nach Heidelberg verlaufen könnte, steht zwar in den Sternen - aber der Grünstreifen ist den Räten heilig. Foto: Priebe

Von Anja Hammer

Eppelheim. Alle Nachbarn wollen - nur Eppelheim nicht. Heidelberg, Schwetzingen und Plankstadt haben bereits "Ja" zu einer Machbarkeitsstudie für einen Radschnellweg von Schwetzingen nach Heidelberg gesagt. Die Eppelheimer SPD-Fraktion hatte daher beantragt, die Untersuchung gemeinsam mit den Nachbarkommunen in Auftrag zu geben. Doch in der jüngsten Gemeinderatssitzung stieß das Vorhaben, die im 17. Jahrhundert von Kurfürst Carl Philipp angelegte Maulbeerallee in eine Autobahn für Radfahrer zu verwandeln, auf so breiten Widerstand, dass die SPD den Antrag zurückzog.

Da half es auch nicht, dass SPD-Fraktionssprecherin Renate Schmidt vorab die Vorzüge erläuterte: "Radschnellwege besitzen ein großes Potenzial." Denn die Wege seien exklusiv für Radler, es gebe keine Kreuzungen, kaum Kurven und eine gute Oberflächenbeschaffenheit. Das Land würde 70 Prozent der Kosten einer Machbarkeitsstudie fördern. Und wenn diese zu dem Schluss komme, dass ein solcher Radschnellweg machbar wäre, würde der Bund 90 Prozent der Baukosten übernehmen.

Überraschenderweise kam der heftigste und wortreichste Gegenwind aus den Reihen der Grünen. Sicherlich wolle man die Radwegesituation verbessern, betonte Grünen-Fraktionsvorsitzende Christa Balling-Gündling. "Gleichzeitig haben wir uns immer für den Erhalt des Alten Bahndamms eingesetzt und auf dessen Bedeutung als Biotop hingewiesen." Weiter erläuterte Balling-Gündling, dass die Anforderungen für einen Radschnellweg auf dem Alten Bahndamm nicht vorliegen würden. Dazu müsste man den gesamten Grünstreifen zubetonieren - und das Grün für die Allgemeinheit wäre dahin. Auch die Kosten waren der Fraktion ein Dorn im Auge. Denn diese werden auf 300.000 Euro pro Kilometer geschätzt. Balling-Gündling vermutete aber, dass diese Strecke weitaus teurer würde wegen notwendiger Tunnel oder Brücken - und das "in Zeiten leerer Kassen". Sie plädierte dafür, das Geld für das Gutachten in die Verbesserung der bestehenden Radwege zu investieren: "Statt Beton und Asphalt tut’s auch manchmal einfacher Schotter."

Auch Trudbert Orth (CDU) sagte klipp und klar: "Von uns gibt es kein Geld für diese Maßnahme." Er sah wie seine Vorrednerin die Voraussetzungen für einen Radschnellweg nicht erfüllt. Außerdem verhandle die Stadt gerade mit der Bahn, um den Bahndamm zu kaufen. Daher wolle man keine Pläne, die den Preis in die Höhe treiben würden. Vielmehr bevorzuge die CDU eine Wiederherstellung der einstigen Maulbeerallee mit Grünzug, Radweg und Spielfläche. Orths Fraktionskollege Horst Fießer wies zudem darauf hin, dass der Bahndamm Biotop sei: "Wenn wir das roden, müssen wir ausgleichen", hielt er fest. "Und wo soll das auf unserer kleinen Gemarkung passieren?" Bernd Binsch (EL/FPD) signalisierte ebenfalls die Ablehnung seiner Fraktion: "Wir haben beschlossen, dass wir in den nächsten Jahren nur noch Pflichtausgaben tätigen." Und ein solches Projekt gehöre nicht dazu - von der Versiegelung ganz zu schweigen.

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Die Diskussion war gelaufen. Das musste auch Renate Schmidt erkennen. Sie betonte noch: "Eine Machbarkeitsstudie würde vielleicht auch noch andere Möglichkeiten eröffnen." Ihre Fraktion habe schließlich nie davon gesprochen, dass der Radschnellweg "auf" dem Bahndamm verlaufen müsse, sondern von "entlang".

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