Hier fehlen Radlern Platz und Sicherheit
Neckargemünd erhält bei Umfrage des ADFC nur die Note 4,33 und ist damit Schlusslicht im Kreis.

Von Benjamin Miltner
Neckargemünd. Radschnellwege, Lieferengpässe und "Elektrowelle": Radfahren "boomt". Anlässlich der "RNZ-Radwochen" wird die Situation für Radler in den vier größten Kommunen in der Region rund um Heidelberg beleuchtet: Leimen, Sandhausen, Neckargemünd und Eppelheim. Die RNZ hat bei den Verwaltungen nachgefragt und greift auf die Ergebnisse des vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) durchgeführten Fahrradklima-Test 2020 zurück. Im dritten Teil der Reihe geht es heute um die Stadt am Neckar. Sie stand zuletzt mit dem Radversuch an der Bundesstraße B 37 in Richtung Heidelberg im Fokus – aber wie ist die Lage in der Kernstadt und ihren Stadtteilen?
> Das ist das Ergebnis des ADFC-Tests: Neckargemünd hat die Gesamtnote 4,33 erhalten, ist landesweit bei den Kommunen bis 20.000 Einwohner auf Platz 70 von 74 gelandet, bundesweit auf Rang 384 von 418. Im Rhein-Neckar-Kreis ist sie unter den zehn teilnehmenden Kommunen bis 20.000 Einwohner damit Schlusslicht.
> Das sagen die Radler: Kritik gibt es vor allem an der mangelnden Breite der Radwege und Verfügbarkeit von Leihrädern (jeweils Note 5,2). Entsprechend wundert nicht, dass auch die fehlende Sicherheit für ganz junge oder alte Radler auf den Radwegen und -fahrstreifen beanstandet wird. Den insgesamt 53 Teilnehmern der Neckargemünder Bewertung sind auch die Ampelschaltungen und die mangelnde Falschparkerkontrolle (je 5,0) negativ aufgefallen. Verhaltenes Lob gibt es dagegen für die Wegweisung (3,4) und die gefühlt geringe Zahl von Fahrraddiebstählen (3,3). Auch die Einschätzung zu Spaß und Stress beim Radeln (3,4) und Konflikten mit Fußgängern (3,8) fallen vergleichsweise positiv aus.
> Das sagt die Stadt: Stadtsprecherin Petra Polte würde Neckargemünd eine Note "grundsätzlich eher im Dreier-Bereich" geben. Die 53 Teilnehmer beim Test können für Neckargemünd keinesfalls ein repräsentatives Ergebnis liefern, dennoch ein gewisses Stimmungsbild. Die Stadtverwaltung nehme die Ergebnisse ernst, analysiere sie und nutze sie als Hilfe, um Schwachstellen zu beseitigen. Polte hätte sich jedoch "eine differenziertere Betrachtung der Verhältnisse vor Ort gewünscht." Sie betont: "Die Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs, die sich bei uns hinsichtlich der Topografie leicht umsetzen lassen, und für die wir als Stadt selbst zuständig sind, haben wir bereits umgesetzt."
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> Das sind die Schwachpunkte: Die Stadtsprecherin macht "keine generellen Problem- oder Gefahrenpunkte" aus und betont: "Uns sind keine Unfälle von Radfahrern in den letzten Jahren bekannt." Die Schwachstellen seien "topografisch bedingt" mangels Platz eher im Bereich der Kernstadt, zu finden. "Dort müssen Radfahrer oft sehr nah am Kfz-Verkehr fahren und die Straßen sind oft schmal." Im Zusammenwirken mit der für die jeweilige Straße verantwortlichen Behörde stehen daher die Optimierungen folgender Radwege auf der Agenda: in der Bahnhofstraße (B 37), Neckarsteinacher Straße (B 37/B 45) und Wiesenbacher Straße (Kreisstraße K 4163).
> Das ist geplant: Die Verbindung zwischen Neckargemünd und Bammental ist eine der größten Lücken im regionalen Radnetz. Ihre Umsetzung werde vom Regierungspräsidium mit Hochdruck verfolgt, wie Polte erklärt. Zudem sei eine Ergänzung der Radwegverbindung entlang der Kreisstraße K 4102 zwischen Mückenloch und dem Neckarhäuserhof geplant. Die Stadtsprecherin verweist zudem auf das 2018 entstandene Radverkehrskonzept mit 67 Einzelmaßnahmen, von denen weit mehr als die Hälfte in der Zwischenzeit als "erledigt" gelten und 20 aktuell bearbeitet werden: Zur bereits vorhanden E-Bike-Ladestation am Hanfmarkt und den abschließbaren Ladeboxen für Akkus am Terrassenbad ist auch auf dem Dilsberg die Aufstellung einer weiteren Ladestation geplant. Zudem haben Stadt und Land in die Beschilderung der inner- und überörtlichen Radwegweisung investiert, die in diesem Jahr abgeschlossen werden soll.



