Radfahren in Eppelheim

Zu schmale Radwege und unangenehm nahe Autos

Eppelheim erhielt bei der ADFC-Umfrage die Note 4,02. Die Stadt strebt nun mehr Gleichberechtigung für Verkehrsteilnehmer an.

25.05.2021 UPDATE: 26.05.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Für Radler soll es in der Schubertstraße künftig in beide Richtungen gehen. Foto: Geschwill

Von Benjamin Miltner

Eppelheim. Klimakrise, Corona-Krise: Viele Bereiche werden durch diese Entwicklungen ausgebremst, fürs Fahrrad bedeuten sie eher Rückenwind. Die Deutschen steigen massenhaft aufs Fahrrad. Anlässlich der "RNZ-Radwochen" und anhand der Ergebnisse des vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) durchgeführten Fahrradklima-Test 2020 wird die Situation für Radfahrer in den vier größten Kommunen in der Region rund um Heidelberg beleuchtet: Nach Leimen heute im zweiten Teil der Reihe Eppelheim, es folgen Sandhausen und Neckargemünd.

> Das ist das Ergebnis des ADFC-Tests: Eppelheim hat die Gesamtnote 4,02 erhalten, ist landesweit bei den Kommunen bis 20.000 Einwohnern auf Platz 53 von 74 gelandet, bundesweit auf Position 275 von 418. Unter den zehn teilnehmenden Kommunen bis 20.000 Einwohnern im Rhein-Neckar-Kreis nimmt die Stadt den neunten Rang ein.

> Das sagen die Radler: Das einzige Mal die Note "mangelhaft" vergeben die insgesamt 70 Eppelheimer Teilnehmer der Umfrage für die fehlende Breite der Radwege (Note 5,0). Das Fahren im Mischverkehr mit Autos wird ebenfalls als unangenehm empfunden (4,8), auch die Sicherheit auf den Streifen und Wegen für Radfahrer wird bemängelt (4,7). Die Wegeführung an Baustellen, die Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (beide 4,7) und die Ampelschaltungen für Radler (4,6) sind weitere Kritikpunkte. Positiv sehen die Radler die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (3,0) und den Fakt, dass das Radnetz zügiges Fahren ohne Umwege ermöglicht (2,9). Entsprechend sind junge wie alte Personen (2,8) und nicht nur spezielle Gruppen mit dem Rad unterwegs – und freuen sich besonders über viele für Radler auch in Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen (2,4).

> Das sagt die Stadt: "Aktuell eine 3" – diese Note würde Svenja Anwand von der Stadtverwaltung dem Eppelheimer Radnetz und der Situation für Radler geben. "Ein Platz im Mittelfeld ist nicht das Ziel, das Eppelheim hat", betont sie. Man sehe hier noch Entwicklungspotenzial, das im Rahmen des kurz vor dem Abschluss stehenden Verkehrskonzept der Stadt gehoben und der Radverkehr gestärkt werden soll. Die Stadt bemüht sich, "dass Radfahrer sich in unserem Straßennetz wohl und sicher fühlen. Um auf ein ,Miteinander’ hinzuwirken, was 80 Prozent der Befragten bewegt, haben wir bereits Formate wie ,Eppelheim fährt fair’ aufgelegt", betont Anwand.

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> Das sind die Schwachpunkte: "Offensichtliche Gefahren- und Unfallschwerpunkte sind uns nicht bekannt", sagt die Stadtmitarbeiterin. Wie in jeder Kommune gestalte sich die Akzeptanz der Verkehrsteilnehmer untereinander mitunter schwierig. Der besonders negativen Bewertung der Falschparkerkontrolle hält Anwand entgegen, dass der Gemeindevollzugsdienst durchaus Falschparker auf Radwegen kontrolliere. Sie appelliert an die Verkehrsteilnehmer zu gegenseitiger Rücksicht. Die auf mangelndes Sicherheitsgefühl und Konflikte mit dem Autoverkehr hindeutende Bewertung der Umfrage mache eine "tiefer gehende Untersuchung erforderlich, wo solche Gefahrensituationen entstehen, um diese zu beseitigen."

> Das ist geplant: Das geplante Verkehrskonzept der Stadt mit Fokus auf der Verkehrswende sieht die Reduzierungen von Geschwindigkeiten und flächendeckend Tempo 30 vor, etwa in der Rudolf-Wild-Straße. Durch die dann geringeren Geschwindigkeitsunterschiede "kann der Fahrradfahrer unbeschwerter unterwegs sein, insbesondere mit E-Bike", wie Anwand erklärt. Zudem sollen Radachsen in Nord-Süd und in Ost-West-Richtung entstehen. Die Stadt will so den innerörtlichen Radverkehr stärken und hofft, "dass mehr Leute mit dem Fahrrad einkaufen und auf das Auto beim Einkauf häufiger verzichten". Die von den Radlern bereits positiv bewerteten Öffnungen von Einbahnstraßen sollen ausgebaut werden, etwa in der Schubertstraße. "Bereits seit längerer Zeit versuchen wir, entlang der Grenzhöfer Straße einen Radfahrsicherheitsstreifen zu erhalten", berichtet Anwand von einem weiteren Projekt, das als Kreisstraße aber Sache des Rhein-Neckar-Kreises ist. Allgemein werden auch sogenannte "Shared Space"-Lösungen" geprüft: ein Raumnutzungskonzept, bei dem Fußgänger, Radler und Autofahrer die gesamte Straße gleichberechtigt nutzen.

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