"Neue Nordstadt" in Ladenburg

Keine spektakulären Funde im archäologischen Grabungsfeld

Die Arbeiten sollen Ende November abgeschlossen werden - Die Forscher fanden unter anderem mittelalterliche Schneckenfallen

14.11.2017 UPDATE: 16.11.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Ein speziell geschulter Baggerführer legt Grabungsschnitte, sogenannte Sondagen, an. Diese ermöglichen einen Einblick in den Bodenaufbau und lassen erkennen, ob archäologische Befunde zu erwarten sind. Foto: Sturm

Von Axel Sturm

Ladenburg. Die neue Nordstadt ist für die Entwicklung Ladenburgs von großer Bedeutung. Am Stadteingang in der Weinheimer Straße sollen in dem Baugebiet bis zu 1000 Neubürger ein Zuhause finden. Bereits im März 2018 sollen die Bagger anrücken, um die Gräben für die Versorgungsleitungen auszuheben. Außerdem werden die Straßen im ersten Halbjahr 2018 angelegt.

Derzeit können am Stadteingang bereits Baggerarbeiten beobachtet werden. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Bauvorbereitungen, sondern um Grabungen des Denkmalamts, deren Mitarbeiter das Baugebiet archäologisch untersuchen.

Vermutet wurde im Vorfeld, dass hier römische Befunde nachgewiesen werden könnten. Die Abteilung "Archäologische Denkmalpflege" im Regierungspräsidium in Stuttgart teilte kürzlich aber in einer Pressemeldung mit, dass dem "erstaunlicherweise" nicht so ist. Allerdings wurden vorgeschichtliche Siedlungsspuren entdeckt, die Ladenburgkenner jedoch als weitestgehend unspektakulär einstufen. Geschichtsinteressierte Bürger besuchen häufig die Grabungsstelle, so dass sich die Archäologen auch Zeit für Gespräche nehmen.

In eisenzeitlichen Gruben fanden sich Keramikscherben aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Die einstige Landschaftsstruktur im Bereich des Neubaugebietes bot den damaligen Siedlern günstige Lebens- und Arbeitsbedingungen, so dass sich erste Hinweise auf eine Ansiedlung schon in der Zeit um 1000 vor Christus abzeichnen. Die Menschen dieser Zeit legten Lehmentnahmegruben an, um Baustoffe für ihre Holzlehmbauten zu gewinnen. In den Gruben fanden die Wissenschaftler große Mengen Siedlungsabfall, vor allem Gefäßscherben, aber auch Spinnwirtel zur Herstellung von Webfäden. Nachgrabungen werden wohl erforderlich sein, teilte die Denkmalbehörde mit, jedoch soll vermieden werden, dass sich die Erschließungsarbeiten für das Neubaugebiet im Frühjahr kommenden Jahres verzögern.

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In Ladenburg werden Bauvorhaben aufgrund der bedeutenden römischen und mittelalterlichen Geschichte häufig von archäologischen Untersuchungen begleitet. An der Grabungsstelle der Nordstadtbesiedlung ist das Archäologenteam seit August 2017 beschäftigt. Der Bereich zählt zu den "archäologischen Verdachtsflächen".

Ein speziell geschulter Baggerführer legt hier Grabungsschnitte, sogenannte Sondagen, an. Diese ermöglichen einen Einblick in den Bodenaufbau und lassen erkennen, ob archäologische Befunde zu erwarten sind. Die 60 Zentimeter tiefen Schnitte werden mit einer zweieinhalb Meter breiten Humusschaufel gezogen. Es bedarf große Erfahrung und eines geschulten Auges, damit mit dem Bagger keine Fundstücke zerstört werden. Die archäologischen Befunde in den Sondageschnitten werden dokumentiert, das Fundmaterial datiert und auf seinen Erhaltungszustand überprüft.

Im Zuge der bisherigen Untersuchungen wurden zahlreiche Gruben und Gräber aus dem 17. und 18. Jahrhundert freigelegt. Sie dürften in Verbindung mit landwirtschaftlichen Aktivitäten stehen, schreibt die Denkmalbehörde. Interessant sei die Freilegung von teils vollständigen Gefäßen aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. Diese wurden damals in Reihen aufgestellt. Es könnte sich daher um Pflanztöpfe oder vielleicht um Schneckenfallen handeln. Die Gefäße sind nicht von hoher Qualität. Es handelt sich um "Fehlbrände", also um Ausschussware aus den Töpfereien, die in Ladenburg Ware produzierten. Mittelalterlich Töpfereien gab es in der Feuerleitergasse und vermutlich in der Gerberstiege. Wegen der Feuergefahr wurden die Öfen aber auch oft außerhalb der Stadt angelegt.

Die Voruntersuchungen des Geländes "Neue Nordstadt" sollen zumindest vorerst Ende November abgeschlossen sein. Eventuell müssen die Untersuchungen im Frühjahr 2018 fortgesetzt werden.

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