Hier steht die erste bewirtschaftete Hütte am Neckarsteig
Auf dem "Gipfel" wartet nun eine Belohnung - Eröffnung nach großem Umbau

Von Thomas Seiler
Neckargemünd. Dieser "Hammerplatz" dürfte jetzt noch mehr Wanderer anlocken. Das stellten viele Gäste bei der offiziellen Einweihung der Neckarriedkopfhütte am Ende der ersten Etappe des von der Heidelberger Altstadt beginnenden 128 Kilometer langen Neckarsteigs am Freitagnachmittag begeistert fest. Vor zwei Jahren wurde der Neckarsteig bekanntlich zum "schönsten Wandersteig Deutschlands" gekürt.
Dieser ist aus der Sicht des Landrats vom Neckar-Odenwald-Kreis und Vorsitzenden des Naturparks Neckartal-Odenwald, Achim Brötel, ein "absoluter Leuchtturm unter den Wanderangeboten der Region", wie er sagte. Das Herausragende für Bürgermeister Frank Volk: Das idyllische Domizil mit herrlicher Weitsicht ins Neckartal und auf den Dilsberg gilt jetzt als "erste bewirtschaftete Hütte" an allen Neckarsteig-Etappen.
Dabei fiel die im Jahr 1972 errichtete Hütte auf dem rund 500 Quadratmeter großen Areal nach rauschenden Festen durch viele Vereinigungen vor 20 Jahren endgültig in den Dornröschenschlaf, wie Rathauschef Volk hierzu in der Historie des Gästebuchs schürfte. Wach küsste der passionierte Wanderer dieses Refugium dann vor zwei Jahren, als er – wie sein anwesender Vorvorgänger, Altbürgermeister Oskar Schuster – beim Kraxeln durch die waldigen Gefilde des Steigs immer wieder feststellte, dass hier eine "Raststation außerhalb der Kommune fehlt".
Im Jahr 2018 packte Volk die Gelegenheit beim Schopfe und bat nicht nur Landrat Brötel, sondern auch dessen Amtskollegen aus dem Rhein-Neckar-Kreis, Stefan Dallinger, um tatkräftige Unterstützung. Und zwar für das Projekt, das er nach seinem Amtsantritt vor vier Jahren zunächst noch wegen hoher Kosten und Unwirtschaftlichkeit schnell wieder beerdigen musste.
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Dass zusätzlich der Leiter des Forstbezirks, Manfred Robens, und der ebenfalls eingeladene Revierförster Uwe Reinhard und dessen Mannen ihm bei dieser Idee kräftig unter die Arme griffen, sah man nicht nur am Freischneiden einer Sichtschneise. Sondern auch daran, dass direkt neben dem weithin sichtbaren Mobilfunkmast auf dem Neckarriedkopf in einem weiteren Holzhaus zusätzlich Toilettenanlage sowie Frisch- und Abwassertanks Platz fanden.
Rund 60.000 Euro nahm die Stadt Neckargemünd dann in die Hand, um im vergangenen Jahr den neuen "Touristenmagnet" – also die Hütte selbst – umfangreich zu sanieren und mit einer modernen Gastronomieküche zu versehen. Hier arbeiten nun Hagen Lingner und seine Frau Karoline samt Tochter Sophie, um neben ihrer seit Jahren florierenden Waldschenke auf dem Heidelberger Heiligenberg dem naheliegenden lohnenden Ausflugsziel neuen Glanz zu verleihen.

Mit diesem "Sechser im Lotto", wie Volk das engagierte Wirtsehepaar beim Überreichen eines hölzernen Gästebuchs bezeichnete, beginnt jetzt eine neue Zeitrechnung. Die Woche über lässt sich die Neckarriedkopfhütte, die etwa 30 Besucher aufnehmen kann, auch für private Feiern buchen – wobei die Wirte dann das Catering übernehmen.
Dem "herrlichen Blick" in die Weite konnte sich zudem Landrat Stefan Dallinger bei seinem Grußwort kaum entziehen. Denn wie sein Kollege aus dem Neckar-Odenwald-Kreis lobte auch er diese wildromantische Stätte über den grünen Klee und erkannte dabei eine "riesige Strahlkraft" in der Region, für die der Bürgermeister letztlich einen langen Atem bewiesen hatte.
Frisch aus der Druckerei gab es ferner eine Wanderkarte zum "Erlebnis Neckarsteig", die jeder auch in dem eigens eingerichteten Mosbacher Neckarsteig-Büro erhalten kann und mit der jeglicher Wandervogel sofort das "Alleinstellungsmerkmal" in den Höhen Neckargemünds ansteuern könnte. Beim Erwandern der ersten Etappe von Heidelberg aus führt übrigens der Weg direkt an der Neckarriedkopfhütte vorbei, was sich bei der Eröffnung hinzugesellende Wanderlustige berichteten.
Die Heimischen wie der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein benutzten schon etwas schweißtreibender mit dem Fahrrad den Sinnenpfad hinauf nach kleinem Schlenker den Weg zur Hütte. Sehr schnell am Friedhof vorbei wählten Dilsbergs Ortsvorsteher Karlheinz Streib und Mückenlochs erster Mann, Joachim Bergsträsser, den direkten Aufstieg in die Höhe – und kamen hier schon etwas aus der Puste.
Auch vom Neckargemünder Bahnhof aus geht es "bei einem gemütlichen Spaziergang sehr schnell hinauf", wusste der 79-jährige Wanderexperte Oskar Schuster. Und noch "wesentlich entspannter" schilderte die Ortsvorsteherin Waldhilsbachs, Liliane Linier, ihre Route, die am Parkplatz Erdgrubenweg im Stadtteil beginnt und die sie dann mit ihrem Mann Horst und ihrem kleinen Vierbeiner "praktisch fast nur auf einer Hochebene bis fast zum Ziel" mit "vielen kleinen Schwätzchen" absolvieren konnte.