Zu viele Autos in der Altstadt, zu wenig im Tunnel
Die Zählung zeigt, dass der Verkehr in der Hauptstraße deutlich abgenommen hat. Die Stadt will nun die Ampel am Tunnel abschalten.

Neckargemünd. (cm) Fast zwei Jahre dauerte es, bis der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung die Daten der "neuesten" Verkehrszählung in der Altstadt vom November 2018 vorgestellt bekam. "Geplant war das schon im März, wurde aber Corona-bedingt verschoben", erklärte Bürgermeister Frank Volk. "Wir wollen die Zahlen aber noch zeigen, da es immer wieder heißt, dass der Verkehr nach der Eröffnung des Tunnels nicht abgenommen hat."
Wie viele Autos vorher durch die Altstadt gerollt seien, sehe man drei Mal im Jahr bei den Tunnelsperrungen wegen Wartungsarbeiten. Dann sollten sich alle Kritiker in die Altstadt stellen, so Volk. "Es fahren aber immer noch zu wenige Autos durch", räumte er ein. "Manche stellen sich nicht um."

Der stellvertretende Fachbereichsleiter Uwe Seiz meinte, dass die Daten "immer noch relativ aktuell" seien. Eine Frage der Verkehrszählung sei gewesen, ob die Ampelanlage am Tunnelausgang an der Dilsberger Straße abgeschaltet werden könne: "Wir wollen mit den Daten ans Landratsamt gehen und darum bitten, etwas zu ändern." Hintergrund ist, dass die Ampelanlage von vielen Verkehrsteilnehmern als unnötig empfunden wird und fast immer Rot zeige – und somit die Tunneldurchfahrt unattraktiv macht.
Andreas Holder vom Verkehrsplanungsbüro "Koehler und Leutwein" in Karlsruhe berichtete, dass an zwei Tagen im November 2018 gezählt worden sei – jeweils vier Stunden vor- und nachmittags. Auf der Bundesstraße B37 seien jeden Tag 20.100 Fahrzeuge unterwegs, auf der B45, also der Bammentaler Straße, seien es sogar rund 25.000. In der Altstadt habe man in der Bahnhofstraße 5000 bis 6000 Fahrzeuge am Tag registriert.
"Der Tunnel hat also etwas gebracht", meinte Holder. Im Vergleich zu vorher habe der Verkehr in der Hauptstraße "deutlich abgenommen" – und zwar von 2004 bis 2018 von 8600 auf 2600 Fahrzeuge. Teilweise habe man bis zu 90 Prozent des Verkehrs aus der Altstadt bekommen. Eine Hauptbelastung sei die Durchfahrt durch die Hauptstraße in Richtung Wiesenbach. Nachmittags würden 34 Prozent durch die Hauptstraße in Richtung Wiesenbach fahren ohne anzuhalten. "Ein Drittel des Verkehrs ist also noch unnötig", betonte Volk.
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Jens Hertel (SPD) kam auf die "unglückliche Ampelschaltung" am Tunnelausgang in der Dilsberger Straße zurück. Hier sah er "starken Optimierungsbedarf". "Wir haben vorgeschlagen, dass die Ampel außerhalb der Spitzenzeiten abgeschaltet wird", berichtete Volk. Auch ein "grüner Pfeil" zum Abbiegen in den Tunnel sei denkbar. Die Stadt sei mit dem Landratsamt im Gespräch. Jürgen Rehberger (Freie Wähler) erinnerte daran, dass zumindest die beiden hintereinander liegenden Ampeln am Profi-Markt synchronisiert werden. Und Hermino Katzenstein (Grüne) regte derweil eine Sperrung der Neckarstraße an. Die Zufahrt solle nur für Anlieger möglich sein.



