Wer küsst die leerstehende Villa Menzer wach?
Heiraten, speisen, arbeiten: All das könnte künftig möglich sein - Die Stadt sucht einen Investor

Die Villa Menzer am Rande der Altstadt steht seit über zehn Jahren leer. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Seit über zehn Jahren wartet in der Stadt am Neckar ein stattliches Gebäude darauf, aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden: die Villa Menzer. Seit dem Auszug von Gymnasium und Realschule in das neue Schulzentrum im Jahr 2008 steht der frühere Sitz des Reichstagsabgeordneten und Weingroßhändlers Julius Menzer leer - abgesehen von Ausstellungen und Veranstaltungen des Kreisseniorenrats. Dieser Zustand soll nun ein Ende haben. Auch durch den neu gegründeten Verein "Villa Menzer. Haus für Soziales, Kunst und Kultur" ist Bewegung in das Thema gekommen. Der Gemeinderat beschäftigte sich in einer Sondersitzung mit der Villa Menzer.
"Wir haben festgestellt, dass es Themen gibt, für die wir uns Zeit nehmen und über die wir ausführlicher diskutieren müssen", leitete Bürgermeister Frank Volk die Diskussion ein. Die Villa Menzer gehört definitiv zu diesen Themen. "Es gab viele Ideen, die wieder verworfen wurden", so Volk. Der Rathauschef erinnerte daran, dass die Stadt vor einigen Jahren rund eine halbe Million Euro für eine Außensanierung in die Hand genommen habe. "Innen gibt es noch einen Sanierungsstau", gab er aber zu.
Es gebe immer wieder Anfragen von Investoren, die die Villa herrichten möchten, so Volk: "Klar ist aber: Ein Verkauf von Villa und Park kommt nicht in Frage." Die Stadt könne sich eine langfristige Vermietung oder ein Erbpacht-Modell vorstellen. "Ein Investor muss Entwicklungsmöglichkeiten sehen", meinte Volk. Derzeit gebe es drei Interessenten - einer davon habe sehr konkrete Vorstellungen. Dieser will die Villa als Ort zum Heiraten mit Trauzimmer und "Eventgastronomie" betreiben. Im Obergeschoss stelle sich der Investor eine Co-Working-Area - also Büros zum Vermieten - vor. Eine junge Frau aus Neckarsteinach plane eine ähnliche Kombination. Der Dritte im Bunde sei ein Gastronomiebetreiber, der eine neue Wirkungsstätte suche. Manchmal würden Pläne aber wie Seifenblasen zerplatzen, gab Volk zu bedenken.
Egal wie die Villa künftig genutzt wird: barrierefrei müsse sie sein, sagte Volk. Dies könne mit einem Außenfahrstuhl an der Rückseite des Gebäudes zum Kinderspielplatz hin erreicht werden. Die Stadt solle den Lift aber nicht einfach bauen, sondern diesen planen und schon einmal genehmigen lassen. Der städtische Immobilien-Fachbereichsleiter Franz-Georg Scheffczyk sah gute Chancen auf eine Genehmigung. "Ein Außenfahrstuhl wird vom Denkmalschutz positiver gesehen als ein Innenfahrstuhl, der zu größeren Umbauarbeiten führen würde", sagte er. Bei der Villa Menzer handele es sich um ein einfaches Kulturdenkmal ohne besondere Bedeutung. Trotzdem sei jeder Eingriff zu genehmigen. Scheffczyk sah auch gute Chancen für einen Pavillon neben der Villa für Hochzeiten. "Nichts ist schlimmer als ein Gebäude ohne Nutzung", sagte er. Das schädige die Substanz.
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Bürgermeister Volk widersprach in der Diskussion (siehe Artikel rechts) entschieden der von Thomas Schmitz (Grüne) geäußerten Forderung, Investoren auch das benachbarte Bauhof-Areal anzubieten. "Das würde voraussetzen, dass wir einen anderen Platz für den Bauhof haben", meinte er. "Wir können kein Grundstück anbieten, das noch genutzt wird." Zudem sei er nach den Erfahrungen bei der "Griechischen Weinstube" bei Wettbewerben skeptisch, so Volk: "Uns wurden damals 15 bis 20 Investoren versprochen und heute warten wir noch immer auf einen." Volk gab zudem zu bedenken, dass Hochzeiten am Wochenende für die Verwaltung wegen des "Riesenaufwands" ein "zeitintensives und teures Geschäft" seien. Auch einer angedachten Nutzung als Kindergarten erteilte Volk wegen der fehlenden Barrierefreiheit eine Absage.
Am Ende fasste Volk zusammen: Die Villa soll "offensiver" den lokalen Immobilienbüros angeboten werden. Zudem soll auf "weitere Entwicklungsmöglichkeiten in der näheren Umgebung" hingewiesen werden. Parallel dazu solle die Bauvoranfrage für einen Aufzug vorangetrieben werden. Entscheiden muss schließlich der neue Gemeinderat nach der Kommunalwahl.



