Mückenloch steht ab Juni ohne Hausarzt da
Vertretungsärztin hört auf - Aktuell ist kein Nachfolger in Sicht - Erbengemeinschaft hofft auf eine Lösung für das Dorf

Von Nicolas Lewe
Neckargemünd-Mückenloch. Für die Patienten im Neckargemünder Stadtteil Mückenloch ist das keine gute Nachricht: Wie die derzeitige Vertretungsärztin Irene Nalezinski und die Schwester des verstorbenen Dr. Konstantin Knauf, Cornelia Bohn, einvernehmlich mitteilen, wird die Hausarztpraxis zum 1. Juni vorübergehend geschlossen. "Vorläufig für zunächst 14 Tage", wie einem Aushang an der Praxistür zu entnehmen ist.
Nicht auszuschließen ist, dass die Schließung auch noch länger andauern kann. Selbst eine komplette Einstellung des Praxisbetriebs scheint nicht unmöglich, da bis dato nach wie vor kein Nachfolger für die Übernahme des Arztsitzes von Dr. Knauf gefunden ist. "Im Moment ist alles in der Schwebe", sagt Cornelia Bohn, die gemeinsam mit ihrer Schwester Dorothea Knauf-Tabel die Interessen der Erbengemeinschaft vertritt. Diese hatte für die Nachfolge von Anfang an den Eschelbronner Hausarzt Dr. Alard von Rohr favorisiert. Doch hier stellte sich wie bereits mehrfach berichtet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) wegen der sogenannten "planungsbereichsübergreifenden Gebiete" quer. Eine gleichzeitige Anstellung von Rohrs in den Planungsbereichen Sinsheim (Eschelbronn) und Heidelberg (Mückenloch) wurde von der KV als "nicht genehmigungsfähig" eingestuft. Andere Kandidaten für die Nachfolge sind aber bislang laut Cornelia Bohn auch nach Ablauf eines offiziellen Bewerbungsverfahrens nicht in Sicht.
Der Eschelbronner Arzt von Rohr erklärt hierzu auf RNZ-Nachfrage: "Sollte ich die einzige Alternative sein, muss sich die KV biegen und mir die Übernahme schmackhaft machen. Ich bin es schließlich, der das wirtschaftliche und unternehmerische Risiko trägt." Da die KV aber auch in einem erneuten Gespräch darauf beharrt habe, dass die Übernahme des Mückenlocher Arztsitzes nur durch eine Teilung der Praxen – ein Teil in Eschelbronn, der andere in Mückenloch – möglich sei, komme er zu dem Schluss: "Ich bin raus." Er werde seine Praxis in Eschelbronn, "die ich vor über 30 Jahren aus dem Nichts aufgebaut habe, ganz gewiss nicht teilen und einem Kollegen die Hälfte übereignen".
Die Erbengemeinschaft, welche die Praxis verwaltet, habe sich daher nun entschieden, "erst einmal die Reißleine zu ziehen", wie es Cornelia Bohn formuliert. Einvernehmlich erfolge Ende Mai die Trennung von der bisherigen Vertretungsärztin Irene Nalezinski, die das "Witwenquartal" in einer von der KV genehmigten Verlängerung ansonsten noch bis Ende Juni hätte ausfüllen können.
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Wie es weitergeht, ist Cornelia Bohn zufolge völlig unklar. Sollte sich weiterhin kein für alle Seiten geeigneter Nachfolger finden, müsste die Praxis notgedrungen nach über einem halben Jahrhundert ihren Betrieb einstellen. Das wäre dann für alle Mückenlocher – vor allem für diejenigen, die nicht mehr so gut zu Fuß unterwegs sind und kein eigenes Auto besitzen – eine wirklich betrübliche Nachricht. Doch so weit möchte Cornelia Bohn gar nicht denken. Sie appelliert, "das große Ganze im Blick zu behalten: Die Praxis für Mückenloch".
Aus der jahrelangen Tätigkeit ihres verstorbenen Bruders wisse sie, dass die Arbeit mit einer dörflich geprägten Gemeinschaft wie in Mückenloch durchaus wie eine Art Kleinod zu sehen sei. "Das Dorf ist genügsam", meint Cornelia Bohn. Auch für eine Halbtagspraxis sei der Standort ideal. "Man kann sie praktisch nicht an die Wand fahren", ermuntert sie mögliche Nachfolger dazu, vielleicht doch noch ihre Bewerbung einzureichen. Die KV habe sich dazu bereit erklärt, in diesem Fall das Bewerbungsverfahren noch einmal neu aufzurollen. Mückenlochs Ortsvorsteher Joachim Bergsträsser teilte zudem mit, er befinde sich in dieser Angelegenheit in Gesprächen mit der Stadtverwaltung.
Cornelia von Bohn macht deutlich, dass es sich bei der Schließung zum Juni demnach auch ein Stück weit um einen "Hilferuf" handelt. Offen bleibt die Frage, ob dieser nun zum Wohle der Mückenlocher Bürger Gehör findet?
Info: Auch während der zunächst 14-tägigen Schließung ist die Praxis laut Aushang dienstags von 8.30 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 8.30 bis 17 Uhr unter Telefon 0 62 23 / 27 97 erreichbar.



