Hausärztin macht weiter - aber nur am Telefon
Und nur bis Ende Juni - Dann ist die Nachfolge offen - Praxisbetrieb derzeit stark eingeschränkt

Von Nicolas Lewe
Neckargemünd-Mückenloch. Irene Nalezinski ist sauer. Seit Monaten arbeitetet die Mannheimerin als Interimsnachfolgerin des verstorbenen Dr. Konstantin Knauf in der Hausarztpraxis im Neckargemünder Stadtteil Mückenloch. Am Dienstag endet das sogenannte "Witwenquartal". Bis spätestens Ende März hatte ein von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) unabhängiger Zulassungsausschuss die Nachfolge des verstorbenen Hausarztes geklärt haben wollen. Doch in Zeiten der Coronakrise kann dieser Termin nicht gehalten werden. Wie Kai Sonntag, Pressesprecher der KV Baden-Württemberg auf RNZ-Nachfrage erklärt, wird die nächste Sitzung des Zulassungsausschusses wohl erst im Mai stattfinden. Erst dann werde über die bis Ende März eingegangenen Bewerbungen für die Hausarzt-Nachfolge in Mückenloch gesprochen. "Das Verfahren ist leider vom Gesetzgeber her kompliziert", meint Sonntag.
Irene Nalezinski hingegen zieht ihre eigenen Schlüsse und spricht von einer "Verzögerungs- und Hinhaltetaktik der KV". Ihr Verdacht: Die KV schinde so lange Zeit, bis der Kassensitz des Ende August verstorbenen Dr. Knauf "für lau" an die KV zurückfalle. "Jetzt bin ich raus", meint die Ärztin. Gleiches gelte ihren Worten nach für den Eschelbronner Arzt Dr. Alard von Rohr. Er darf wie berichtet die Mückenlocher Praxis nicht als zweiten Arztsitz übernehmen, da sich hier die Planungsbereiche Heidelberg und Sinsheim überschneiden würden. Nalezinski spricht von einem "Planungsbereichs-Irrsinn". Ursprünglich hätte sie von Rohr gerne bei seinen Plänen für die Übernahme der Hausarztpraxis unterstützt, doch ohne sie habe auch der Eschelbronner Arzt kein Interesse mehr, so Nalezinski.
Doch was heißt das für Mückenloch? Stehen die Patienten ab dem morgigen 1. April ohne einen Hausarzt, beziehungsweise eine Hausärztin da? Ganz so werde es nicht sein, beruhigt Nalezinski. Von der KV habe sie eine Genehmigung zur Weiterführung der Praxis für die Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni. Im Anschluss daran soll der Arztsitz dann an einen Nachfolger übergehen.
Die Vertretungsärztin weist darauf hin, dass die Praxis derzeit ohnehin wegen fehlender Schutzausrüstung gegenüber den Coronaviren für den persönlichen Kontakt geschlossen ist. Bereits vergangene Woche hatte die Ärztin mitgeteilt, dass die Beratung und auch das Verschreiben von Rezepten und Krankmeldungen in Coronazeiten per Telefon oder Fax erledigt werden sollen. "Vielleicht müssen wir diesen Notfallplan bis Juli fahren, vorher wird die Pandemie kaum enden", vermutet die Ärztin. Ab April werde sie nur noch einen Tag in der Woche persönlich die telefonische Beratung machen. Einen weiteren Tag werde ihre Sprechstundenhilfe übernehmen.
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Hierüber werden die Mückenlocher auch mittels eines Aushangs informiert. Darin heißt es, "die Versorgung mit Medikamenten und ähnlich Lebensnotwenigem" werde weiter aufrechterhalten. Ab 1. April gelte folgender "Fahrplan": Dienstag von 9.30 bis 11 Uhr Telefonservice, Rezeptanforderungen und Krankmeldungen, Donnerstag von 9.30 bis 11 Uhr und von 15 bis 16.30 Uhr Telefonservice. Die Ausgabe erfolge Dienstag von 8.30 bis 12.30 Uhr und Donnerstag von 8.30 bis 17 Uhr. "Die Medikamente", so Nalezinski, "müssen telefonisch bestellt werden." Die Praxis leite die Rezepte dann an die jeweiligen Apotheken weiter, beziehungsweise führe nach Vereinbarung unter Wahrung des Abstandsgebotes auch eine Ausgabe an der Praxistür durch.



