Einkaufsmarkt soll Wohnungen weichen
Ausschuss lehnt Vorhaben in der Wiesenbacher Straße aber ab - Geplanter Bau verstößt in vielen Punkten gegen die Vorgaben

Der Edeka-Markt in der Wiesenbacher Straße soll geschlossen werden - die Zukunft des Areals bleibt aber unklar. Foto: Alex
Neckargemünd. (cm) Auch bald ein Jahr nach dem grünen Licht für den Edeka-Markt auf dem früheren Ortho-Gelände am Stadtausgang in Richtung Bammental tut sich noch nichts auf diesem Areal. Dafür könnte sich bald etwas auf der Fläche des noch bestehenden und zu Edeka gehörenden "Nah und Gut"-Marktes in der Wiesenbacher Straße tun. Er ist wirtschaftlich auf Kante genäht und soll geschlossen werden, wenn der neue Edeka-Markt fertig ist. Dem Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr lag in der jüngsten öffentlichen Sitzung eine Bauvoranfrage für das Areal vor. Laut dieser soll eine Mischbebauung mit Gewerbe im nördlichen Teil des Erdgeschosses und Wohnungen realisiert werden.
Aus der Bauvoranfrage geht hervor, dass es eine Durchmischung von kleineren und größeren Wohnungen für Singles bis Familien geben soll. Mindestens ein Drittel werde barrierefrei für eingeschränkte und auch ältere Menschen mit Betreuungsangebot geplant. Entlang der Wiesenbacher Straße sollen mindestens zwei Geschosse, entlang des Batzenhäuselwegs drei Geschosse gebaut werden.
Dabei stimmt die Planung nicht mit dem Bebauungsplan "Batzenhäusel" überein. So wird die Sockelhöhe überschritten, die Dachform passt nicht, die zulässigen Grund- und Geschossflächenzahlen werden um 16 und 50 Prozent überschritten, ebenso die Zahl der zulässigen Vollgeschosse, die vordere Baugrenze sowie die Firsthöhe. Außerdem wäre bei der Länge des Gebäudes von 67 Metern keine offene Bauweise mehr zulässig und eine Befreiung von der Stellplatzsatzung nötig.
"Das Bauvorhaben ist insgesamt mit dem Bebauungsplan nicht vereinbar", lautete das Fazit der städtischen Fachbereichsleiterin Susanne Lutz. "Die Summe der notwendigen Befreiungen ist nicht verträglich." Das betonte auch Bürgermeister Frank Volk. Er berichtete zudem, dass es Gespräche mit dem Antragssteller gab. "Wir hatten schon damals angeregt, anders zu planen."
"Es ist gut, dass dort etwas geschieht", meinte Giuseppe Fritsch (Freie Wähler). Er warnte aber: "Wenn wir der Bauvoranfrage zustimmen, ist das bindend." Für Jens Hertel (SPD) war die Summe der Überschreitungen zu groß. Aber er lehne das Vorhaben nicht nur deshalb ab: Es handle sich um das einzige Mischgebiet in der Gegend. "Dafür ist zu wenig Gewerbe geplant", meinte Hertel.
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Außerdem sei eine Stellplatzbefreiung bei der Anzahl der Wohnungen nicht denkbar. Im Umfeld gebe es keine Parkplätze, weshalb eine Tiefgarage nötig sei. Fachbereichsleiterin Lutz sagte, dass die neben dem Einkaufsmarkt aktuell auf dem Areal untergebrachten Praxen erhalten bleiben sollen.
"Mich treibt um, dass wir einen für das Wiesenbacher Tal wichtigen Lebensmittelmarkt verlieren", sagte Thomas Schmitz (Grüne). Dieser könne im bisherigen Gebäude nicht weiter betrieben werden. Schmitz regte den Neubau eines Marktes mit darüberliegenden Wohnungen an. "Den bisherigen Markt durch Wohngebäude und Alibi-Gewerbe zu ersetzen, ist nicht produktiv", meinte er. Den Aspekt der Nahversorgung dürfe man nicht unter den Tisch fallen lassen. Felix Konrad (Grüne) merkte an, dass "extrem dicht" gebaut werde, was aber positiv sei.
Der Ausschuss legte schließlich bei zwei Enthaltungen fest, dass eine "überwiegend gewerbliche Nutzung" auf dem Areal erfolgen müsse - es muss also mehr als die Hälfte der Fläche entsprechend genutzt werden. Zudem wurde einstimmig beschlossen, dass der Bebauungsplan bei der Anzahl der Geschosse eingehalten werden muss. Die Überschreitungen bei Grund- und Geschossflächenzahlen wurde einstimmig abgelehnt. Eine Enthaltung und sonst nur Gegenstimmen gab es bei der Befreiung von der Stellplatzsatzung. Knapper war es bei der Überschreitung der Firsthöhe, die mit fünf zu vier Stimmen abgelehnt wurde. Ebenfalls abgelehnt wurde die Abweichung von der Bauflucht mit sechs Stimmen bei zwei Enthaltungen.



