Anwohner des geplanten Feuerwehrhauses erheben Einspruch
"Erheblicher Eingriff in das Landschaftsbild"- Sie erachten das Gebäude als zu teuer und zu groß

Von Christoph Moll
Neckargemünd. Trotz aller Mindereinnahmen durch die Coronakrise hält die Stadt am Bau eines neuen Feuerwehrhauses im Stadtteil Dilsberg fest. Bürgermeister Frank Volk betont gegenüber der RNZ, dass das neue Gebäude am Alten Hofweg dringend notwendig sei. Doch ob es wirklich gebaut wird, bleibt abzuwarten. Denn dafür müssen erst noch ein Bebauungsplan aufgestellt und der Flächennutzungsplan geändert werden.
Dafür grünes Licht gab es vom Gemeindeverwaltungsverband Neckargemünd in seiner vergangenen Sitzung. In Dilsberg formiert sich derweil der Protest gegen das Vorhaben: Über 40 Familien haben Einspruch erhoben, berichtet Anwohnerin Gina Barnekow. Der Gemeinderat beschäftigt sich in seiner nächsten Sitzung am Dienstag, 21. Juli, um 19 Uhr im Rathaus mit dem Bebauungsplan.
Die Anwohner kritisieren etwa, dass das Bauvorhaben am Dilsbergerhof "einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild" darstelle: "Das Ausmaß der Parkplatzanlage und die Dimension des Gebäudes gehen über die Bedürfnisse der kleinen Feuerwehr von Dilsberg erheblich hinaus", heißt es. Die damit fortschreitende Zersiedelung der Landschaft zerstöre das Landschaftsbild und widerspreche dem derzeit gültigen Flächennutzungsplan.
Das Bauwerk befinde sich in unmittelbarer Nähe zu einem Landschaftsschutzgebiet. "Bei Unfällen mit Benzin, Löschschaum oder anderen chemischen Elementen droht eine Verschmutzung desselben", wird gemahnt. Der Grundwasserschutz sei nicht gewährleistet. Da Feuerwehrfahrzeuge potenziell Gefahrgut wie Löschmittel transportieren, sei deren Verkehr an einem und durch ein Landschaftsschutzgebiet unzulässig.
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"Die Planung eines Waschplatzes für die Autos, einer chemischen Reinigung für die Einsatzkleidung, auch für die Feuerwehr Neckargemünd in diesem Gebäude einzurichten, ist in einem Wohngebiet und am Rand eines Landschaftsschutzgebietes unzulässig", heißt es in einem Einspruch weiter. Die nötige, ständige Beleuchtung der Anlage bedeute eine erhebliche "Lichtverschmutzung".
Die Anwohner befürchten, dass sich durch die neue Bebauung bei Starkregen Wasser staut. Die geplante Flächenversiegelung für die 28 Parkplätze sei unter Umweltschutzaspekten nicht akzeptabel, würde etwa auch die Nahrungsressourcen des beheimateten Rotmilanpaares vernichten. Weitere geschützte Tierarten wie die Zauneidechse und die Fledermaus würden auf dem Gelände leben. Gerade die Population an Zauneidechsen könne durch die geplante unzureichende "Umsiedlungsaktion" nicht zuverlässig geschützt werden.
Durch den Wegfall der Anbaufläche sei die auf dem Dilsberg noch existierende Landwirtschaft in ihrer wirtschaftlichen Hofführung eingeschränkt. Kritisiert wird auch, dass ein qualifiziertes Umweltgutachten fehlt, das sich mit dem Artenreichtum sowie der Landschaftspflege auseinandersetzt.
Auch solle das Gebäude in einer Frischluftschneise errichtet werden. "Gerade heute, in Zeiten eines massiven Insektensterbens und generell zunehmenden Artensterbens, wirkt die Planung wie ein Vorhaben aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts", heißt es. Das geplante Gebäude sei zu teuer, gerade in Anbetracht der schwierigen Finanzlage der Stadt.
"Die Unterhaltungskosten für ein derartig überdimensioniertes Gebäude, die alle Bürger tragen müssen, erachten wir als zu hoch und lehnen wir ab", heißt es weiter. Sowohl Zufahrt als auch Abfahrt für die Feuerwehrleute seien ungeklärt und von der Straßenverkehrsbehörde als kritisch beurteilt worden. Die Benutzung des Alten Hofwegs bei einem Einsatz gefährde alle, die hier spielen, spazieren, Fahrrad fahren oder sonst unterwegs sind. Der Weg werde auch als Schul- und Radweg genutzt.
"Die Feuerwehr Dilsberg hat derart wenige Einsätze, dass sie ein so großes und übermäßig ausgestattetes Gebäude gar nicht benötigt", heißt es. "Außerdem wäre eine Zusammenlegung mit der Feuerwehr Mückenloch möglich und nötig." Vom Alten Hofweg bis zur Feste sei es genauso weit wie von Mückenloch aus. "Die Feuerwehr hat damit keine Vorteile in einem Einsatz", heißt es. Eine Zusammenlegung mit Mückenloch sei die "erheblich günstigere und praktischere Variante".
Die Anwohner weisen zudem auf eine Baugenehmigung für ein Feuerwehrhaus von 1978/80 im Zusammenhang mit dem Bau der Graf-von-Lauffen-Halle hin. Ein dortiges Gelände sei für das Feuerwehrhaus eingeplant gewesen. "Muss es gebaut werden, dann dort, wo bereits eine Genehmigung vorliegt", schreiben die Anwohner. Die Stadt habe jedoch keine Alternativen zu dem angeblich nur am Alten Hofweg machbaren Bau berücksichtigt. Die Nachbarn befürchten zudem, dass das Areal eine Lagerstätte wird für alle Einrichtungen der Stadt wie Technisches Hilfswerk, Bauhof und Stadtgärtnerei, die keine Lagerkapazitäten mehr haben.
Die Argumente der Anwohner werden nun im weiteren Verfahren geprüft. Sie haben bereits angekündigt, dass sie einen sogenannten Normenkontrollantrag anstrengen werden.
THW widerspricht Dilsbergern
Neckargemünd. (bmi) Im obigen Artikel zum geplanten Neubau eines Feuerwehrhauses im Stadtteil Dilsberg wurden die Einsprüche der dortigen Anwohner dargelegt. Unter anderem befürchten die Nachbarn, dass das zu bebauende Areal von Einrichtungen der Stadt und dem Technischen Hilfswerk (THW) als Lagerstätte genutzt wird. Der THW-Ortsverband Neckargemünd stellt dazu klar, dass er keine städtische Einrichtung ist, sondern der THW dem Bundesinnenministerium angegliedert ist und von diesem finanziert wird. "Fahrzeuge, Geräte und Material des THW werden folglich ausschließlich in vom Bund finanzierten Liegenschaften gelagert", stellt der THW in einer Mitteilung klar. Die im Zusammenhang mit dem Feuerwehr-Bau in Dilsberg auf das THW bezogenen Vermutungen seien somit unzutreffend.