Dietmar Keller nach 20 Jahren im Stadtrat verabschiedet
Im Neckargemünder Gemeinderat galt das SPD-Mitglied stets als die "Stimme Kleingemünds".

Neckargemünd. (cm) "Lang schallt es in dem Rate noch – uns’re Stadt, sie lebe hoch!" – Es war typisch für Dietmar Keller (SPD), der auch als Kerwepfarrer von Kleingemünd bekannt ist, sich mit einer gereimten Rede aus dem Gemeinderat der Stadt am Neckar zu verabschieden. 20 Jahre gehörte er dem Gremium an, nun machte er Schluss. In der zurückliegenden öffentlichen Sitzung des Gemeinderates wurde er verabschiedet. Und als seine Nachfolgerin wurde Sarah Striegel verpflichtet.
"Als Du mir gesagt hast, dass Du dein Amt niederlegst, war ich sehr traurig", gestand Bürgermeister Frank Volk, der Keller seit Mitte der 70er Jahre kennt. "Du bist für uns das Kleingemünder Urgestein und die Stimme Kleingemünds", so Volk. Ein Gemeinderat ohne Keller sei kaum vorstellbar. "Aber Didi macht es richtig und sagt von sich aus, dass er aufhört", meinte der Rathauschef. "Die Entscheidung nötigt uns Respekt ab." Keller sei ein "außerordentlich reger Stadtrat" gewesen und habe bei fast keiner Sitzung gefehlt. Es gebe keinen Ausschuss oder keine Kommission, bei denen er sich nicht eingebracht habe. Durch seinen Beruf als Fahrlehrer sei Keller vor allem der Verkehr wichtig gewesen. Da habe er öfter mal den Finger in die Wunde gelegt – wie bei der Verkehrssicherheit in Kleingemünd und dem langen Kampf für eine Fußgängerampel am Ortsausgang Richtung Neckarsteinach. Aber auch Kultur und Finanzen seien Keller ebenso wichtig gewesen wie die Gewerbetreibenden.
Volk blickte auf wichtige Projekte der vergangenen 20 Jahre wie den Neubau von "Ritter" und Schulzentrum nach Bränden, den Bau des Hollmuth-Tunnels und die Sanierung der Hauptstraße zurück. Keller habe auch mal kräftig dazwischengerufen, wenn die Diskussion nicht auf den Punkt gekommen sei, oder das Ende der Debatte beantragt. Und er habe viele Anliegen der Bürger an die Stadt weitergegeben. "Sein Wirken war immer am Gemeinwohl orientiert und nicht an persönlichen Befindlichkeiten", so Volk. Vielen Stadträten sei er nicht nur ein Kollege, sondern ein wahrer Freund, der durch seinen Nebenberuf als Kerwepfarrer die Menschen gerne zum Lachen bringe. "Die Stadt ist Dir, Didi", zu großem Dank verpflichtet", so Volk.
SPD-Fraktionschef Winfried Schimpf lobte Keller als "verlässlichen, optimistischen und temperamentvollen Kollegen mit einer guten Portion Humor", der immer das Wort für Kleingemünd ergriffen habe. Schimpf überreichte – ebenso wie die Vertreter der anderen Fraktionen – noch Geschenke.
In seiner gereimten Abschiedsrede blickte Keller zurück und voraus. "20 Johr, ja mir fällt des schun schwer – 20 Johr isses schun her", gestand er. Damals sei er als Nachrücker für Christian Rosenbaum in den Rat gekommen, der bei der Bürgermeisterwahl im Jahr 2000 Horst Althoff unterlegen war. Keller schaute ebenfalls zurück auf die Projekte und lobte seinen Grünen-Kollegen Hermino Katzenstein für dessen Einsatz für die B37-Radspur nach Heidelberg. Keller fordert eine Ampel in Kleingemünd sowie eine sinnvolle Verwendung für Menzervilla, Griechische Weinstube und Kümmelbacher Hof. "Ich wünsch’ Euch allen in dem Rat – nen langen Atem in der Tat", so Keller, der um eine Chance für seine junge Nachfolgerin bat.
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Der Gemeinderat entließ Keller zunächst einstimmig bei zwei Enthaltungen – eine von Keller selbst – aus wichtigem Grund aus dem Gremium und sah dann auch keine Hinderungsgründe für das Nachrücken von Sarah Striegel. Eigentlich hätte Tilmann Kramolisch ins Gremium rücken müssen, doch der SPD-Kandidat ist laut Stadtverwaltung nicht mehr in Neckargemünd gemeldet – anders als die 35-jährige Sarah Striegel. SPD-Fraktionsvorsitzender Schimpf hieß mit ihr eine "temperamentvolle Mitdiskutantin" willkommen.



