Die Jugendherberge Dilsberg ist wieder offen
Bei der feierlichen Wiedereröffnung der Einrichtung auf dem Dilsberg gerieten die Gäste ins Schwärmen - Spender blieb anonym

Der historische Torturm am Eingang der Bergfeste ist Teil der Jugendherberge. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Dilsberg. Die Augen von Adelheid Biermayer leuchteten. Im Jahr 1963 hatte die Dilsbergerin als junge Frau die Führung der Jugendherberge am Eingang der Bergfeste übernommen - für 30 Jahre. Am Samstag nun, 56 Jahre später, war die Seniorin mit dabei, als die Jugendherberge nach fast vier Jahren feierlich wiedereröffnet wurde. Nicht mit dabei aber war die "Persönlichkeit", von der alle sprachen. Die Person, die 1,5 Millionen Euro für den Umbau spendete und damit erst die Wiedereröffnung ermöglichte, möchte weiter anonym bleiben.
Während im Neckartal noch der Nebel waberte, schien auf dem Dilsberg schon die Sonne und ließ die Herberge erstrahlen. Obwohl diese außen und - in großen Teilen - auch innen noch Baustelle ist, wurde gefeiert. Denn das Ende der 3,4 Millionen Euro teuren Sanierung - 400.000 Euro davon zahlt die Stadt als Eigentümerin des historischen Torturms als Teil der Herberge - ist absehbar. Mitte November kommen die ersten Gäste.
Hintergrund
Die Dilsberger Jugendherberge besteht seit dem Jahr 1924. Sie bestand zunächst aus dem historischen Torturm und dem Nachtwächterhaus daneben. Der Ansturm war damals riesig. Bald kam es zur Erweiterung, die im Jahr 1934 gefeiert wurde. Es folgten schwierige
Die Dilsberger Jugendherberge besteht seit dem Jahr 1924. Sie bestand zunächst aus dem historischen Torturm und dem Nachtwächterhaus daneben. Der Ansturm war damals riesig. Bald kam es zur Erweiterung, die im Jahr 1934 gefeiert wurde. Es folgten schwierige Jahre im Nationalsozialismus. Bei einer Arbeitstagung der Gau-Geschäftsführer im Jahr 1935 wurde der Gründer des Deutschen Jugendherbergswerks, Richard Schirrmann, bei einem Überfall durch die Hitlerjugend mit einem Schuss aus einer Gaspistole schwer am Auge verletzt. Bis Kriegsende diente die Herberge als Wehrertüchtigungslager. Nach dem Krieg beschlagnahmte die Gemeinde das Gebäude und nutzte es als Rathaus sowie Sammelstelle für Vertriebene. Bereits 1947 gab es wieder eine Herberge mit 60 Betten. Die letzten Vertriebenen zogen 1955 aus dem Torturm aus. Eine große Erweiterung und Modernisierung folgte in den 1970er Jahren. Zuletzt wurden jedes Jahr rund 10.000 Übernachtungen gezählt. (cm)
Karl Rosner begrüßte als Geschäftsführer des Landesverbandes des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) im voll besetzten Rittersaal unter anderem die Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein (Grüne) und Albrecht Schütte (CDU) sowie viele Stadt- und Ortschaftsräte. Die DJH-Landesvorsitzende Susanne Pacher betonte, dass es sich bei der 95 Jahre alten Dilsberger Herberge um die zweitälteste Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg handele. Bis zum Jahr 2015 hätten hier 809.176 Personen übernachtet. Trotzdem habe der Landesverband für Anfang 2016 die Schließung beschlossen, da die damals auf 1,8 Millionen Euro geschätzten Brandschutzmaßnahmen nicht zu stemmen waren. Die Spende habe dann die Wende gebracht.
Nun seien Böden, Wände und Decken brandsicher und es gebe eine Brandmeldeanlage. Weil aber ein zweiter Rettungsweg wegen des Denkmalschutzes nicht möglich gewesen sei, müsse man auf das Zimmer im historischen Torturm künftig verzichten, bedauerte Pacher. Alle Zimmer hätten nun zumindest Waschbecken, teilweise auch Toilette und Dusche. "Ich wünsche dem Haus viele Gäste und viele neue Jugendherbergsgeschichten", sagte Pacher.
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Auch zur Freude von Frank Volk (sitzend links) überreichten Susanne Pacher (2.v.l.) und Karl Roser (r.) den symbolischen Schlüssel aus Schokolade an Martina und Andreas Rihm. Foto: Alex
Bürgermeister Frank Volk freute sich riesig, wie er sagte. Die Rettung der Herberge sei vor drei Jahren eines seiner ersten Projekte als Bürgermeister gewesen. Obwohl sich das Ende abzeichnete, habe die Schließung für einen Aufschrei gesorgt. Unterschriften seien gesammelt und ein Investor gesucht worden. "Es musste ein Wunder geschehen", meinte Volk. "Und dieses geschah." Die Spende sei an die Bedingung geknüpft, dass die Herberge 25 Jahre betrieben wird, so Volk.
Der Bürgermeister betonte die große Bedeutung der Einrichtung für den Dilsberg und den Tourismus der Stadt. "Sie ist ein großer Anziehungspunkt und hat eine einzigartige Lage", betonte Volk. "Nun können wir jungen Leuten, Wandergruppen, Ausflüglern und Schulklassen wieder ein Domizil bieten." Volk zeigte sich überzeugt, dass Dilsberg bei einer Wahl der schönsten Herberge Deutschlands gute Chancen hätte.

Alles neu: Beim Rundgang konnten die Gäste einen Blick in die Zimmer werfen. Foto: Alex
Dilsbergs Ortsvorsteher Karlheinz Streib überreichte mit dem Ortschaftsrat ein Kunstwerk seines Vorgängers Bernhard Hoffmann. Und Werner Hansen vom DJH-Orts- und Kreisverband Rhein-Neckar übergab einen vierstelligen Betrag an Martina und Andreas Rihm von der Jugendherberge in Heidelberg, die künftig auch die Dilsberger Einrichtung führen. Sie erhielten außerdem den symbolischen Schlüssel, bevor der katholische Pfarrer Karl Endisch und seine evangelische Kollegin Michaela Deichl den Segen spendeten. Umrahmt wurde die Feier vom Saxofonduo Felix und Florian Roh.
Beim Rundgang und beim folgenden Tag der offenen Tür wurde deutlich, dass es bis Mitte November noch einiges zu tun gibt. Noch hängen Leitungen von der Decke und viele Zimmer sind noch nicht fertig. Sichtbar wurde aber die farbenfrohe und freundliche Gestaltung der 20 Zimmer mit insgesamt 74 Betten.