Deutsch-Abitur am Max-Born-Gymnasium stand im Zeichen der Coronakrise
Süßigkeiten von Lehrern gab’s diesmal nicht - Unterschiede beim Drumherum

Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. Für einige der 92 Abiturienten des Max-Born-Gymnasiums war es nach Spanisch am Montag bereits die zweite schriftliche Abiturprüfung. In zehn Räumen im ersten und zweiten Obergeschoss des Ostflügels des Schulzentrums absolvierten die Prüflinge am Mittwoch in gut fünf Stunden eine der zur Wahl stehenden fünf Deutsch-Aufgaben.
Alle waren erschienen, keiner hatte sich wegen Krankheit entschuldigen müssen, sodass auch kein Nachschreibetermin für das Deutsch-Abi einzuplanen ist. Eigentlich unterschied sich das schriftliche Abitur in der Coronakrise – von Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln einmal abgesehen – gar nicht so sehr vom Abitur anderer Jahrgänge.
Trotz der räumlichen Trennung konnte auch dank der Abi-Shirts und der Abi-Hoodies, die sehr viele Schüler trugen, so etwas wie ein Abitur-Gemeinschaftsgefühl entstehen. "Abigas-Skandal" war über einem VW-Bus-Oldtimer mit der Aufschrift 2020 zu lesen und darunter "Nicht nur VW hat jahrelang beschissen."

"Es war schon anders", war von den Deutsch-Lehrerinnen und von Schulleiter Joachim Philipp zu hören. Der lange Vorlauf bis endlich Gewissheit war, ob und wann das Abitur stattfinden würde, bedeutete auch für die Schüler eine viel längere Vorbereitungszeit. Die meisten Schüler fanden das gar nicht einmal so schlecht. "Sie waren aber auch sehr auf sich alleine gestellt und für uns war es schwierig einzuschätzen, wer zu Hause welche Möglichkeiten hat", gab Deutsch-Lehrerin Ulla Fischer zu bedenken. Das änderte sich am 4. Mai, als für die Abschlussklassen wieder Unterricht in der Schule stattfand. Insgesamt hatten die Deutsch-Lehrerinnen den Eindruck, dass die Schüler gut vorbereitet waren.
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Eine Ausnahme in diesem Jahr ist, dass nach der ersten Korrektur durch die Kurslehrer die abgegebenen Prüfungsarbeiten zur Zweitkorrektur ebenfalls im Max-Born-Gymnasium verbleiben und dass eine Drittkorrektur entfällt. So sollen die Wege und der Verwaltungsaufwand reduziert werden.
Schon zuvor waren die Abiturienten über den Ablauf und über den Raum, in dem sie sich einfinden sollten, informiert worden. In jedem der Räume befand sich neben den Schülerinnen und Schülern eine Aufsichtsperson. "Früher haben wir als Aufsichtspersonen für die Schüler zwischendurch einmal Süßigkeiten ausgegeben. Das durften wir diesmal nicht", meinte Deutsch-Lehrerin Ina Schuchmann. Das bedauere man schon, war doch die kleine Aufmerksamkeit bei den Schülern immer sehr willkommen. Die mussten nun auf selbst Mitgebrachtes zur Stärkung zwischendurch zurückgreifen, ganz nach ihren Vorlieben. Die Aufsichtspersonen mussten nicht die ganzen fünf Stunden ausharren, sondern waren in Schichten zu je 90 Minuten eingeteilt.
Folgende Themen standen für die Abiturienten in diesem Jahr zur Auswahl: An erster Stelle war die Interpretation einer Textstelle aus E. T. A. Hoffmanns Erzählung "Der goldne Topf" und eine vergleichende Betrachtung mit Hermann Hesses Roman "Der Steppenwolf" zu bewältigen. Untersucht werden sollte, ob und inwieweit die Hauptfiguren der beiden Texte von Sehnsucht bestimmt sind. Dabei galt es außerdem die These von Wilhelm Raabe (1800-1845) zu erörtern, nach der "des Menschen Herz am glücklichsten sein kann, wenn es sich so recht sehnt".
Im Weiteren konnte eine vergleichende Interpretation zu den Gedichten "Im Spätboot" von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) und "Rückkehr" von Stefan George (1868-1933) oder die Interpretation der Erzählung "Im Verfolg städtebaulicher Erwägungen" von Johannes Bobrowski (1917-1965) gewählt werden.
Auch das Verfassen eines Essays auf der Grundlage eines vorgelegten Dossiers mit verschiedenen Texten zum Thema "Meine Handschrift – meine Visitenkarte?" war möglich und zu guter Letzt konnte man sich auch der Analyse und Erörterung des Textes "Lob der Blase" von Jens Jessen widmen.