So geht die Region rund um Heidelberg in die Reifeprüfung
Erste Klausuren am Montag - Geschrieben wird in kleineren Gruppen und größeren Räumen - Einige wählten Termine nach Pfingsten

Region Heidelberg. (bmi/cm/luw) Als wären Abitur-Prüfungen nicht schon aufregend genug, ist in diesem Jahr "dank" Corona alles besonders. Nach anfänglichen Ungewissheiten bei der Planung, improvisiertem Unterricht und der Einführung von strengen Hygieneregeln in den Schulen beginnen am Montag die ersten schriftlichen Klausuren. Los geht die "Hauptprüfungsphase" mit Italienisch, Spanisch und Portugiesisch, Deutsch ist am Mittwoch an der Reihe und Latein setzt am 29. Mai den Schlusspunkt.
Aufgrund der Ausnahmesituation hatten aber alle Schüler auch die Möglichkeit, ihre Prüfungen auf "Nachtermine" nach den Pfingstferien zu verschieben. Einige müssen sich zudem auf "Kurzklausuren" nach den Abiturprüfungen einstellen. Die RNZ hat sich an den Gymnasien der Region zu den Vorbereitungen für diesen ganz besonderen Abiturjahrgang umgehört.
> Am Max-Born-Gymnasium in Neckargemünd gehen 92 Abiturienten in die schriftlichen Prüfungen – neun davon bereits am Montag im Fach Spanisch. "Die Stimmung ist gut", berichtet Schulleiter Joachim Philipp. "Die Abiturienten haben keine Lust mehr zu üben – jetzt muss es losgehen." Und tatsächlich wollen alle 92 Schüler ihre Prüfungen auch jetzt schreiben, obwohl sie auch die Nachtermine im Juni nutzen könnten.
In diesem Jahr werden die schriftlichen Prüfungen nicht im obersten Stockwerk des Schulzentrums geschrieben, sondern im ersten und im zweiten Geschoss. Der Grund: Die Elftklässler sollen parallel in den modernen Räumen im dritten Stock unterrichtet werden. Dort gibt es interaktive Whiteboards, auf denen zum Beispiel Unterricht per Video möglich ist. "Da keine anderen Schüler im Haus sind, wird es sehr ruhig sein", so Philipp.
Geschrieben wird unter anderem in den Pflichtfächern Deutsch und Mathematik in maximal zehn Räumen – und nicht wie sonst in fünf großen Räumen. Bei maximal zehn Schülern pro Raum muss nur ein Lehrer für die Aufsicht anwesend sein. Da ohnehin in den Prüfungen Abstand gehalten werden muss, ändert sich hier durch Corona nichts. "Der Ablauf ist gleich", betont Philipp.
Auch interessant
Auch Schüler, die wegen Risikopersonen im Haushalt in einem separaten Raum schreiben dürfen, verzichten auf dieses Angebot. "Sie wollen das ausdrücklich nicht", verrät der Schulleiter. "Das würde sie nur noch nervöser machen." Nach den Pfingstferien müssen sich auch die Abiturienten auf einige Kurzklausuren in Fächern einstellen, in denen sie in diesem Halbjahr noch keine Klausur geschrieben haben.
> An der Stephen-Hawking-Schule der SRH in Neckargemünd schwitzen ab Mittwoch nächster Woche in diesem Jahr 18 Schüler am allgemeinen und 28 Schüler am beruflichen Gymnasium über den Prüfungen. Insgesamt sind 47 Lehrer plus Fachlehrer der Sonderpädagogik sowie Betreuungs- und Pflegekräfte eingespannt. Abhängig von den Fachprüfungen und dem Einsatz von Schreibhelfern wird in 13 bis 22 Räumen parallel geschrieben. "Es gibt fünf Hauptprüfungsräume mit zusätzlichen Räumen für Schüler mit Risikoerkrankung und Schreibhelfern", teilte Sabina Müller von der Schule mit. Hygienebestimmungen durch Corona führen dazu, dass die Prüfungsgruppen kleiner sein müssen und damit auch in mehr Räumen geschrieben werden muss.
Für motorisch eingeschränkte Schüler mit Schreibhilfe gelten besondere Hygienebestimmungen. Sie schreiben in separaten Klassenräumen. Der Schreibhelfer – das ist ein Lehrer – schreibt am Computer im Klassenzimmer. Der Schüler kann dadurch den vom Schreibhelfer geschriebenen Text über ein Smartboard lesen. "Nur so können die Abstands- und Hygieneregelungen eingehalten werden", erklärt Müller. Einzelne Schüler schreiben übrigens nicht jetzt, sondern nutzen den Nachtermin im Juni. Auch die Abiturienten müssen nach den Prüfungen in einzelnen Fächern noch Klausuren schreiben. Die Stimmung sei "gut, erwartungsvoll und gespannt", berichtet Müller.
> Am Dietrich-Bohnhoeffer-Gymnasium in Eppelheim beginnt gleich am Montag für fünf Schüler das schriftliche Abitur mit der Spanisch-Prüfung. "Für uns als Schule ist das ein angenehmer Einstieg, wenn das Abitur mit einem kleineren Stolperstein beginnt, bevor die größeren Aufgaben warten", meint Schulleiter Thomas Becker. So könne einfacher getestet werden, ob die besonderen Hygienemaßnahmen funktionieren.
So soll die Verweildauer der Schüler vor den Prüfungen so kurz wie möglich sein, für das Einfinden im Prüfungsraum gilt ein Zehn-Minuten-Intervall. Bis dahin gilt Maskenpflicht und zudem wird jeder Abiturient nach Ankunft der Schule zu allererst zum Händewaschen geschickt. Insgesamt gehen in Eppelheim 48 Schüler in die Abiturprüfungen – 46 in der kommenden Woche, zwei beim Zweittermin nach Pfingsten. Eine Verlegung der Prüfung in die benachbarte Rhein-Neckar-Halle – wie dies in Vorjahren schon praktiziert wurde – stand dieses Jahr nicht zur Debatte. "Es gilt, große Gruppen zu vermeiden", erklärt Becker. Wenn es unverhofft doch einen Corona-Fall gebe, könnten ansonsten alle weiteren Schüler die Abiturprüfungen nicht fortsetzen.
In der Schule sei aber derzeit allemal genug Platz, um Kleingruppen einzuteilen und Abstandsregeln zu wahren. Becker nimmt die Stimmung unter den Schülern als "überraschend positiv" und bei den Lehrern als "ernst, aber zuversichtlich" wahr. Auch in Eppelheim müssen sich einige Schüler indes auch nach den Pfingstferien noch auf Kurzklausuren in Fächern einstellen, wo eine Notenbildung zuvor nicht möglich war.
> Am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Sandhausen gehen 97 Schüler ins Abitur. 13 davon machen am Montag mit der Italienisch-Prüfung den Anfang. Vier Schüler entschieden sich dafür, ihre Prüfungen erst nach den Pfingstferien zu absolvieren. "Der Aufwand ist für uns aber genauso groß wie für 100 Schüler", erklärt Schulleiter Peter Schnitzler. Geschrieben wird diesmal nicht nur in der Bibliothek, sondern auch die Mensa und die Sporthalle werden zu Prüfungsräumen umfunktioniert. In jedem Raum seien zwei Lehrer zur Aufsicht eingeplant. In der Sporthalle sei aufgrund der Pandemie auch schon unterrichtet worden.
"Wenn 25 Schüler auf große Entfernung verfolgen, wie vorne etwas an die Tafel geschrieben wird, ist das für alle sehr ungewohnt", sagt Schnitzler angesichts der in diesem Jahr außergewöhnlichen Bedingungen bei der Prüfungsvorbereitung. "Wir merken eine allgemeine Anspannung", so der Schulleiter: "Ich habe den Eindruck, dass alle froh sind, wenn’s endlich losgeht." Nicht alle Schüler müssten sich indes nach den Abi-Prüfungen noch auf die sogenannten Kurzklausuren einstellen, erklärt Schnitzler. "Das hängt davon ab, ob der jeweilige Lehrer schon Noten vorliegen hat." Jedenfalls wüssten alle Schüler bereits Bescheid.
> Am Gymnasium Bammental starten 68 Abiturienten am Mittwoch mit der Deutsch-Klausur gemeinsam in die schriftlichen Prüfungen. Sechs von insgesamt 74 Schülern haben sich dagegen für den Nachtermin nach den Pfingstferien entschieden. "Die meisten wollen die ohnehin schon stark verzögerten Prüfungen aber jetzt hinter sich bringen", erzählt Schulleiter Benedikt Mancini. Bedingt durch die längere Vorbereitungszeit sieht er für die Schüler gute Prüfungsbedingungen. Die Diskussionen um einen Corona-Bonus bei den Prüfungsnoten kann er nicht verstehen.
Im Gegenteil. "Die Schüler haben eher Angst davor, das Etikett eines besonders leichten Not-Abiturs bekommen. Sie legen wie das Land auch großen Wert darauf, dass die normalen Standards eingehalten werden." Pro Prüfungsraum sind übrigens maximal 20 Schüler vorgesehen. Sieben Schüler oder deren Familienangehörige gehören zur Corona-Risikogruppe. Für sie gibt es eine Verschärfung der ohnehin schon strengen Hygieneregeln: Ein extra großer Raum mit doppeltem, teils dreifachem Abstand zwischen den Tischen sowie eine eigene Toilette. Insgesamt gilt: "Die Stimmung ist gedämpft, die Schüler sind etwas verunsichert", meint Mancini.
Es mache sich eben bemerkbar, dass sich die gesamte Gesellschaft im Krisenmodus befinde. "Vorher versammeln und austauschen, sich umarmen, Glück wünschen – das kommt jetzt alles zu kurz", bedauert er. Ebenso das Gemeinschaftsgefühl und die positive Begleitmusik rund um das Abitur mit Feiern und Ball.
> Am Kurpfalz-Internat in Bammental hat sich niemand von den 31 Abiturienten für einen Termin nach den Pfingstferien entschieden. "Einige müssen in den Ferien eine Präsentation vorbereiten", erklärt Schulleiterin Christine Bauer, "aber bei uns war der Ausfall auch nicht so wild, weil wir von Beginn der Schulschließung an Video-Teaching eingeführt haben." Zudem habe man in dem Internat keine Kurse teilen müssen, sodass die Prüfungsvorbereitung kaum eingeschränkt gewesen sei. "Fast alle Prüfungen werden in unserer größeren von zwei Sporthallen geschrieben", so Bauer.
"In Latein hingegen geht nur ein Schüler ins Abitur, er schreibt natürlich nicht in der Sporthalle." Los geht’s am Mittwoch mit Deutsch. Für die Aufsicht eingeteilt sind insgesamt 30 Lehrkräfte, wobei stets maximal sechs gleichzeitig im Einsatz sind. "In der Sporthalle haben wir drei Aufsichten, man löst sich gegenseitig nach ein bis zwei Schulstunden ab."
Über die Stimmung unter Lehrern und Schülern berichtet Bauer insbesondere von Sorgen um mögliche Infektionsfälle und die Folgen auf den Prüfungsablauf: "Bei den Lehrern ist man schon ein bisschen angespannt und will natürlich nicht, dass Schüler oder Kollegen in Quarantäne müssen." Für die Abiturienten seien die letzten Wochen "ein Auf und Ab" gewesen. "Aber sie sind gut drauf und wollen, dass die Prüfungen jetzt stattfinden."