Der Aufstand der Mückenlocher
Vertreter des Stadtteils beklagten sich - "Nicht einmal 2000 Euro für Zaun am Spielplatz"

Eines der vielen Ärgernisse: Die großen Schlaglöcher in der Friedhofstraße in Mückenloch hat die Stadt zwar markiert, aber das war’s dann auch. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. "Seit neun Jahren bin ich Ortschaftsrat in Mückenloch, aber so ein Jahr habe ich noch nicht erlebt", sagte Markus Lehn (SPD). Der Einbau von Behindertentoiletten in der Kirchberghalle und im Mückenlocher Rathaus, die Umsetzung des Baugebiets Haager Feld - all das sei beschlossen, so Lehn. "Aber in Mückenloch hat die Stadt dieses Jahr noch nichts gemacht", kritisierte er. In der Kernstadt hingegen würden jedes Jahr allein 170.000 Euro nur für Feste ausgegeben. "Und für Mückenloch sind nicht einmal 2000 Euro für einen Zaun am Spielplatz übrig", so Lehn. Deshalb war er zusammen mit mehreren Mückenlochern in die Gemeinderatssitzung gekommen, um seinem Ärger Luft zu machen. Es war ein kleiner Aufstand. "Sind wir in Mückenloch abgeschieden?", fragte Lehn Bürgermeister Frank Volk.

Noch ein Vorwurf: Von den lange geplanten behindertengerechten Toiletten in der Kirchberghalle ist noch nichts zu sehen. Foto: Alex
"Wir haben in Mückenloch schon einiges gemacht - vor allem beim Thema Starkregen", entgegnete der Rathauschef, räumte aber ein: Beim Einbau der Behindertentoiletten in der Halle und im Rathaus sei man noch nicht so weit gekommen. Es habe mehrere Vor-Ort-Termine mit Ortsvorsteher Joachim Berg-strässer (SPD) gegeben. Auch beim Baugebiet "Haager Feld" gebe es Schwierigkeiten, so Volk. Die Verwaltung sei "krankheitsmäßig gebeutelt", weshalb zum Beispiel auch die Friedhofskommission noch nicht getagt habe. Volk versprach: "Bei der Vorbesprechung zum Haushalt des nächsten Jahres werde ich dafür kämpfen, dass die Mückenlocher Projekte im nächsten Jahr umgesetzt werden - das ist ein klares Versprechen."
Beim "Haager Feld" werde dies allerdings nicht so einfach, dämpfte der Bürgermeister schon einmal die Erwartungen. Hier gebe es eine "Entwässerungsproblematik", mit der sich das Ingenieurbüro aktuell befasse: "Wir sind von den Fachplanern abhängig", so Volk. Aktuell müsse man mit Kosten von fünf Millionen Euro allein für die Entwässerung rechnen. "Das ist ein Betrag, den man hinterfragen muss", meinte Volk. Es gebe jedoch "interessante Vorschläge", um die Kosten zu senken. So käme eventuell auch eine Entwässerung in Richtung Schützenhaus und nicht über die Ortsmitte in Frage.
Aktuell müsste man beim "Haager Feld" allein mit Erschließungskosten von 200 bis 250 Euro pro Quadratmeter rechnen, so Volk. Beim Neubaugebiet in Kleingemünd seien es einst nur 100 Euro pro Quadratmeter gewesen. "Ein Quadratmeterpreis von über 400 Euro ist für Familien als Zielgruppe zu viel", so Volk. "Gründlichkeit und Umsetzbarkeit gehen in diesem Fall vor Schnelligkeit." Nach dem jetzigen Stand müsste man das Projekt beerdigen, so der Bürgermeister. "Ich will das Haager Feld aber weiter und es nicht beerdigen", so Volk. Deshalb werde man weiter dran arbeiten.
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Doch das waren nicht die einzigen Themen, die die Mückenlocher bewegten: "Unsere Straßen und Gehwege sind in einem desolaten Zustand", kritisierte Ortschaftsrat Lehn. In jeder Straße gebe es Schäden. In der Friedhofstraße würden die Busse über Schlaglöcher fahren, sodass die Häuser wackeln. Inzwischen habe die Stadt Schlaglöcher markiert, aber es passiere nichts.
Bürgermeister Volk entgegnete, dass nicht nur die Mückenlocher Straßen schlecht seien. Auch in Waldhilsbach mit dem neuen Friedhofsweg und in Neckargemünd mit der Michael-Gerber-Straße gebe es Negativbeispiele. Die Stadt müsse 67 Kilometer Straßen unterhalten. Bei einer Sanierung alle 30 Jahre seien das 2,5 Kilometer pro Jahr, rechnete Volk vor: "Wir haben aber nur Geld für 500 Meter."
In Mückenloch werde die Friedhofstraße saniert, wenn das "Haager Feld" erschlossen werde. Dann müsse ohnehin ein neuer Kanal gelegt werden: "Wenn wir die Straße jetzt sanieren, müssten wir sie dann wieder aufreißen", verdeutlichte Volk. "Wir wissen, dass wir bei den Straßen Nachholbedarf haben und sanieren nach und nach." In den vergangenen 15 bis 20 Jahren seien die Straßen wegen der Finanzen vernachlässigt worden. "Mir geht es um das gesamte Neckargemünd", so Volk.
In Mückenloch seien in zehn Jahren nur 200 Meter saniert worden, entgegnete Markus Lehn. Der Rathauschef gab zu bedenken, dass die Baufirmen volle Auftragsbücher hätten und die Stadt bei Projekten "keine vernünftigen Preise" geboten bekomme.