Neckargemünd

Das Hotel Kredell schließt endgültig

Das Traditionshaus wurde an zwei Architekten verkauft. Ein einst geplanter Umbau in ein SRH-Wohnheim hatte für viel Wirbel gesorgt.

31.08.2021 UPDATE: 01.09.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Das Hotel Kredell liegt im Herzen der Neckargemünder Altstadt. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Eigentlich wollte Heike Hogan bereits vor drei Jahren in den verdienten Ruhestand gehen. Da sich der mangels Nachfolger geplante Verkauf ihres Hotels Kredell im Herzen der Neckargemünder Altstadt an die SRH und eine neue Nutzung als Wohnheim für junge Menschen allerdings zerschlagen hatte, arbeitete die heute 74-Jährige weiter. Doch am heutigen Mittwoch, 1. September, ist nun endgültig Schluss. Dann schließt Hogan ihr Haus und Neckargemünd verliert eines seiner letzten Hotels. Zwei Architekten haben das historische Gebäude gekauft. Was sie damit planen, ist allerdings noch nicht bekannt.

Hintergrund

> Das Hotel Kredell in der Hauptstraße 62 in Neckargemünd wurde im Jahr 1898 von Karl Kredell eröffnet. Das Hauptgebäude ist jedoch schon älter, es wurde vor etwa 200 Jahren errichtet. Hier hatte Kredells Vater Albrecht ein Eisenwarengeschäft betrieben. Karl Kredell starb

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> Das Hotel Kredell in der Hauptstraße 62 in Neckargemünd wurde im Jahr 1898 von Karl Kredell eröffnet. Das Hauptgebäude ist jedoch schon älter, es wurde vor etwa 200 Jahren errichtet. Hier hatte Kredells Vater Albrecht ein Eisenwarengeschäft betrieben. Karl Kredell starb bereits im Jahr 1905, vier Jahre später ging das Anwesen in den Besitz der Familie Heinrich Ludwig über. Im Jahr 1956 kaufte Detlev Kleschewski mit seiner Frau Hannelore das heute unter Denkmalschutz stehende Hotel. Die Familie Kleschewski erweiterte das Hotel in den Jahren 1956 und 1962 in zwei Schritten. Detlev Kleschewski stammte aus Hannover und hatte im berühmten Berliner Hotel Adlon Koch gelernt. Als die Familie in Neckargemünd anfing, war Tochter Heike neun Jahre alt. Einigen noch in Erinnerung sein könnte die Diskothek im Gewölbekeller unter dem Hotel – der sogenannte "Hexenkeller", der damals die Massen anlockte. Vor etwa 20 Jahren übertrug Mutter Hannelore ihrer Tochter Heike Hogan die Leitung des Hotels. Das Kredell mit seiner Handvoll Mitarbeitern hatte seit dem jüngsten Umbau vor rund 15 Jahren 15 Zimmer – eine Erweiterung war wegen der Lage und des Denkmalschutzes nicht möglich. (cm)

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Zur Erinnerung: Im März 2018 war bekannt geworden, dass das Kredell künftig als Wohnheim der SRH mit 26 Zimmern genutzt werden soll. Bei dem Umbau mit einbezogen werden sollte damals auch das Restaurant "Roma" im Erdgeschoss des Hotels. Nicht betroffen ist auch nun das unterhalb gelegene "Café Roma", das einen anderen Eigentümer hat. Inhaberin Hogan, Hotelierin mit Leib und Seele, hatte lange erfolglos einen Nachfolger gesucht. "Es fällt mir alles andere als leicht, ich habe lange mit mir gekämpft", betonte damals die Eigentümerin des stattlichen Hotels am unteren Ende der Hauptstraße, das eigentlich aus drei Gebäuden besteht. "Ich mache es wirklich gerne, aber ich habe mein ganzes Leben gearbeitet und habe irgendwann auch ein Recht auf Feierabend."

Es kam anders: Die SRH ließ nach heftigem Gegenwind wegen ihrer Ausdehnung in der Stadt ihre Pläne überraschend ruhen – und zwar für ein Jahr. In dieser Zeit sollte versucht werden, das Hotel doch noch zu retten. "Wir sind erschrocken über die aktuelle Stimmung in der Stadt", hatte damals der Geschäftsführer des SRH-Berufsbildungswerkes erklärt. Das "Moratorium" verstrich, ein Nachfolger wurde nicht gefunden. Und auch die SRH hatte das Interesse verloren. Im Juli 2019 genehmigte der Bauausschuss dann sechs Wohnungen in dem Hotel. Damals bestand noch die Hoffnung auf einen Weiterbetrieb als Hotel.

Diese Hoffnung hat sich aber nun endgültig zerschlagen. "Nach dreijähriger erfolgloser Suche nach einem Nachfolger für den Hotelbetrieb schließen wir am 1. September das Hotel", teilt Heike Hogan nun mit und dankt ihren Gäste für die fast 70-jährige Treue. Zwei "engagierte Architekten", so verrät Hogan, würden dem schönen alten Haus "ein neues, aber anderes Gesicht geben". "Ich bin gespannt auf das Resultat", sagt sie.

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Auf RNZ-Nachfrage erklärt Hogan, dass sie keine genauere Auskunft geben könne, was aus dem Gebäude werden soll. Dies liege nun an den beiden Architekten, die sich in das Gebäude verliebt hätten und nun neue Eigentümer seien. Diese seien mit ihren Plänen erst in diesem Jahr bei ihr aufgeschlagen. Sonst hätte die bald 75-Jährige noch weitergemacht. "Das Haus wird nicht vergammeln", betont die Hotelierin. "Ich freue mich schon, wenn es in neuem Glanz erstrahlt."

Für Hogan selbst endet damit ein Lebensabschnitt – mit Erleichterung und Freude auf den Ruhestand, aber auch mit Wehmut, wie sie verrät: "Es ist mein Elternhaus." Bis zuletzt wurden noch Gäste beherbergt. "Wir wären im September ausgebucht gewesen, es gab sehr viele Anfragen", erzählt sie. "Aber jetzt machen wir zu." Hogan freut sich, dass in den rund 70 Jahren, in denen ihre Familie das Hotel betrieb, so viele Stammgäste dem Haus die Treue hielten. Mit ihrem Mann, einem Amerikaner, möchte sie gerne in Neckargemünd bleiben, sucht aber derzeit noch ein Haus oder eine Wohnung. Jene im Hotel geben sie auf.

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