Darum gilt für das Ruftaxi jetzt die "Fünf-Tage-Woche"
Die Nachfrage ist durch die Corona-Pandemie stark eingebrochen. Die digitalen Fahrpläne sorgen für Probleme.

Von Christoph Moll
Neckargemünd. Fährt es oder fährt es nicht? Das ist die Frage beim Ruftaxi-Angebot, das Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs auch abends und am Wochenende die Fahrt in die Ortsteile ermöglicht, wenn kein regulärer Bus mehr fährt. Während der Corona-Pandemie wurde das Angebot zeitweise komplett eingestellt. Nun verkehrt es wieder, aber nicht jeden Tag. "Montags und dienstags herrscht Ausgangssperre für ÖPNV-Nutzer", kritisierte ein RNZ-Leser und fragte sich, warum das Ruftaxi nur an der übrigen Tagen der Woche verkehre: "Ist da die Infektionsgefahr geringer?"
Stadtsprecherin Petra Polte berichtet, dass das Ruftaxi-Angebot von Mitte März bis Mai 2020 komplett eingestellt war und ab Juni 2020 fahrplanmäßig wieder verkehrte – allerdings mit maximal zwei Personen pro Fahrt. Ab November 2020 war der Betrieb wieder eingeschränkt, es gab keine Fahrten nach 23 Uhr. Ab Mitte Dezember 2020 und bis Juni 2021 war der Betrieb dann komplett eingestellt. Dann erfolgte eine "eingeschränkte Wiederaufnahme zunächst nur freitags und samstags zwischen 20 und 24 Uhr", so Polte.
Seit August laufe ein "eingeschränkter fahrplanmäßiger Verkehr" von Mittwoch bis Sonntag. Es gilt also quasi eine "Fünf-Tage-Woche". Montags und dienstags müssen Fahrgäste sich abends andere Wege in die Ortsteile suchen. Der Grund dafür sei, dass es entweder gar keine oder eine zu geringe Nachfrage gebe. "Wegen Lockdown und Corona-Beschränkungen gab es zeitweise überhaupt keine Fahrgäste", berichtet Polte. Das Fahrgastaufkommen sei eingebrochen.
Die am stärksten gefragte Linie ist jene nach Mückenloch, die auch durch Dilsberg als einwohnerstärksten Stadtteil führt. Hier wurden im August 142 und im September 85 Fahrten gezählt. Nach Waldhilsbach beziehungsweise zur an der Strecke gelegenen Walkmühle wollten 33 und 24 Nutzer, nach Kleingemünd lediglich acht und fünf Nutzer. Hierdurch entstanden Kosten von 1639 Euro im August und im September von 1794 Euro.
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"Es ist insgesamt feststellbar, dass es ein bestimmter kleinerer, fester Kundenstamm ist, der regelmäßig das Ruftaxi nutzt", so Polte. "Da hat sich über die vergangenen Jahre vor Corona nicht sehr viel geändert." Seit "Corona" sei jedoch ein deutlicher Rückgang festzustellen gewesen. "Das liegt zum einen an der Sorge der Nutzer vor Ansteckung, aber auch daran, dass in den Lockdown-Phasen viele Freizeitmöglichkeiten gerade am Wochenende – zum Beispiel das Ausgehen in Heidelberg – nicht möglich waren und daher auch keine späten Fahrten angefragt wurden", so Polte.
Die "Fünf-Tage-Woche" stellt aber nicht nur Fahrgäste, sondern auch die digitalen Fahrplanauskünfte von Bahn und Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) vor Probleme. Lange Zeit waren im Online-Fahrplan des VRN lediglich Fahrten am Wochenende abrufbar, nicht mittwochs und donnerstags. Inzwischen ist hier alles korrekt. In der Online-Fahrplanauskunft der Bahn hingegen waren lange gar keine Ruftaxifahrten eingepflegt. Nun werden Fahrten von Montag bis Sonntag angezeigt, obwohl montags und dienstags kein Ruftaxi verkehrt. "Das Problem haben wir an den VRN weitergemeldet und die Antwort erhalten, dass für die Fahrplanauskünfte die Bahn zuständig ist und diese Probleme hat, die aktuellen Fahrzeiten korrekt einzupflegen", so Stadtsprecherin Polte.
Der Ruftaxi-Verkehr kostete die Stadt im Jahr 2019 – also vor Corona – noch 70.529 Euro. Die Zuzahlungen der zuzahlungspflichtigen Fahrgäste – zwei Euro pro Fahrt – betrugen 4836 Euro und der Zuschuss vom VRN lag bei 29561 Euro. Im Jahr 2020 hatte die Stadt dann nur noch Ausgaben von 47.603 Euro. Wer mit dem Ruftaxi fahren will, muss sich vorher telefonisch bei dem zuständigen Taxibetrieb anmelden. Dann steht das Taxi auch bereit und verkehrt nach Fahrplan.



