Neckargemünd

Aus dem ehemaligen Modehaus Leist soll eine Rösterei mit Café werden

Das plant der neue Eigentümer in der Altstadt  - Bauausschuss will Parkplätze dafür aber nicht hergeben

14.06.2020 UPDATE: 15.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Die drei Parkplätze vor dem ehemaligen Modehaus werden gerne genutzt. Foto: Alex

Neckargemünd. (cm) Seit anderthalb Jahren steht das einst größte Ladengeschäft der Neckargemünder Altstadt nun schon leer. Seit der Schließung des Modehauses Leist zum Jahreswechsel 2018/2019 herrscht in der Hauptstraße direkt gegenüber dem Marktplatz ein trostloses Bild. Die Schaufensterscheiben sind abgeklebt und versehen mit einem Hinweis, dass die Ladeneinrichtung zu verkaufen ist.

Doch hier soll sich etwas tun: Die "Onigkeit Vermögensverwaltung" hat das fast 400 Quadratmeter große Ladengeschäft im vergangenen Jahr gekauft und möchte nun eine Kaffeerösterei mit Café und Verkauf einrichten. Der notwendigen Nutzungsänderung stimmte der Bauausschuss in seiner zurückliegenden öffentlichen Sitzung zu, nicht aber der beantragten Vermietung der drei Parkplätze vor dem Ladengeschäft zur Nutzung als Fahrradstellplätze und zur Außenbestuhlung.

"Es ist schön, wenn sich dort wieder Gewerbe ansiedelt", meinte die städtische Fachbereichsleiterin Susanne Lutz. "Aber die drei öffentlichen Parkplätze sollten nicht entfallen." Die anderen Geschäfte seien auf diese angewiesen. Eine Vermietung sei rechtlich auch nur möglich, wenn die öffentliche Verkehrsfläche "straßenrechtlich entwidmet" wird. Im jetzigen Zustand sei nur eine Sondernutzungserlaubnis möglich. "Die Parkplätze werden zwingend gebraucht", betonte auch Bürgermeister Frank Volk.

"Wenn die Altstadt autofrei werden soll, dann hätte ich keine Bedenken", meinte Petra Groesser (Grüne). "Ich sehe dafür aber leider keine Mehrheit im Gemeinderat." Wenn die drei Parkplätze wegfallen, würde an anderer Stelle nur noch wilder geparkt. "Im Moment können wir nicht auf die Parkplätze verzichten", meinte Jens Hertel (SPD).

Er hielt eine gewisse Anzahl an Sitzplätzen gegenüber auf dem oberen Teil des Marktplatzes für sinnvoller. Der untere Teil des Platzes müsse für Veranstaltungen frei bleiben. Felix Konrad (Grüne) hingegen sah nun eine "Steilvorlage, um auf die Parkplätze zu verzichten". "Es ist die Chance, Autos aus dem Herz der Altstadt wegzubekommen", meinte er.

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Thomas Schmitz (Grüne) erinnerte an einen Fall, bei dem das Bewirten über die Hauptstraße hinweg nicht erlaubt sei. Rathauschef Volk gab zu bedenken, dass damals die Hauptstraße noch eine Kreisstraße mit mehr Verkehr gewesen sei. Er konnte sich diese Variante sehr wohl vorstellen. Schmitz regte an, die großen Schaufenster zu öffnen, sodass Cafébesucher zumindest "gefühlt" draußen sitzen. Hertel fand diesen Vorschlag "charmant".

Durch die Fenster entstehe ein barrierefreier Zugang. Wenn man die Außenbestuhlung hier ermögliche, werde der ganze Gehweg blockiert. Petra Groesser erinnerte daran, dass es sich um einen verkehrsberuhigten Bereich handle, in der – zumindest in der Theorie – alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt seien. Fußgänger müssten also nicht auf dem Gehweg bleiben. "Sie dürfen aber auch nicht behindern", so Volk. Beim benachbarten "Café Floral" funktioniere dieses gleichberechtigte Miteinander", so Konrad. Das sei durchaus möglich.

Manfred Rothe (Freie Wähler) regte an, die Parkplätze im Hof des Gebäudekomplexes als Alternative freizugeben. Diese seien nur schwierig anzufahren, entgegnete Bürgermeister Volk. Einmal am Tag sei dies möglich, aber ein ständiger Wechsel sei hier nicht vorstellbar. Bei den drei Stellflächen handele es sich um "Hochfrequenzparkplätze" mit 30 Minuten Parkdauer, die für Kunden des Optikers, des Weinladens und des Blumengeschäfts gedacht seien. "Diese sind darauf angewiesen", betonte er. "Auch wenn man sie nur optisch von der Hauptstraße wegnimmt und verlagert, gibt es ein Problem."

Anna-Magdalena Oehne-Marquard (SPD) meinte, dass die Parkplätze wichtig für weniger mobile Menschen seien. Diese könnten nicht in eine weiter entfernte Tiefgarage fahren. Auch das Ladengeschäft sei nicht barrierefrei. Dies sei in der Altstadt auch schwer, so Rathauschef Volk. Andere Geschäfte hätten aber "kreative Lösungen" gefunden.

Als Ilka Schlüchtermann (Grüne) einen erneuten Anlauf zur Aufgabe der Parkplätze startete, wurde Volk deutlich: "Ich bin vehement dagegen", sagte er. "Wir brauchen jeden Parkplatz." Das Vermieten der Parkplätze wurde schließlich bei zehn zu drei Stimmen der Grünen abgelehnt. Es bleibt also bei den drei 30-Minuten-Parkplätzen.

Fatos Rukiqi von der "Onigkeit Vermögensverwaltung" teilte nach der Entscheidung auf RNZ-Anfrage mit, dass ein Betrieb ohne die Nutzung der Stellplätze nicht möglich sei. Dabei habe man schon einen Betreiber für die Rösterei gefunden. Das Bedienen über die Straße auf dem Marktplatz sei nicht denkbar. Der Bauausschuss wird sich nun in seiner Sitzung am Dienstag, 16. Juni, um 17 Uhr im Rathaus erneut mit dem Vorhaben befassen. Eventuell gibt es noch eine andere Lösung für die Fahrradstellplätze, sodass nur noch ein Parkplatz zur Bewirtung benötigt wird.

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