Neckargemünd

"Aufnahmestopp" im Schulzentrum

Bei der Anmeldung fürs neue Schuljahr werden Kinder aus bestimmten Gemeinden bevorzugt - Das trifft insbesondere Meckesheim

19.03.2018 UPDATE: 20.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden

Das Schulzentrum in Neckargemünd platzt aus allen Nähten, ist aber wegen seiner Passivhaus-Bauweise nicht erweiterbar. Foto: Alex

Von Christoph Moll und Nicolas Lewe

Neckargemünd/Meckesheim. Eltern, die ihr Kind an diesem Mittwoch oder Donnerstag, 21. und 22. März, für das kommende Schuljahr am Neckargemünder Schulzentrum anmelden wollen, müssen sich Gedanken über Alternativen machen. Zumindest, wenn sie aus einer Gemeinde kommen, die nicht auf einer sogenannten "Positivliste" steht. Diese haben das Max-Born-Gymnasium und die Realschule mit der Stadt erarbeitet, um dem Ansturm auf die beiden Schulen Herr zu werden. Denn vor allem die Realschule ist überfüllt. Dieser "Aufnahmestopp" trifft insbesondere Meckesheim.

"Wir haben es nicht gerne gemacht, aber wir mussten eine Entscheidung treffen", sagt Neckargemünds Bürgermeister Frank Volk auf RNZ-Nachfrage. Die Realschule sei als dreizügig konzipiert und genehmigt worden - es soll also drei Parallelklassen pro Jahrgang geben. Doch die Realität sieht schon lange anders aus: In den vergangenen Jahren gab es stets vier Parallelklassen, in einem Jahrgang sind es sogar fünf. "Es wurden großzügig Schüler aufgenommen, aber die Räume reichen nicht aus", macht Volk deutlich.

Deshalb habe man mit den Leitungen beider Schulen mit Blick auf das Einzugsgebiet eine "Positivliste" mit Gemeinden erstellt, aus denen Schüler bevorzugt aufgenommen werden sollen. Auf dieser Liste stehen Neckargemünd, Schönau, Heiligkreuzsteinach, Wiesenbach, Gaiberg, Mauer, Lobbach und Spechbach. Aus Bammental sollen künftig nur noch Realschüler und aus Neckarsteinach nur noch Gymnasiasten aufgenommen werden. Hintergrund ist, dass es in Bammental ein Gymnasium und in Neckarsteinach eine Realschule gibt.

Diese "Positivliste" greift nun bei den Anmeldungen für die neuen Fünftklässler. "Wir nehmen zwar Anmeldungen für Schüler aus allen Gemeinden entgegen, doch die Eltern brauchen einen Plan B", verdeutlicht Volk. "Bei der Erstellung der Liste haben wir uns an den geografischen Verbindungen orientiert und geschaut, wo welche Schultypen vorhanden sind."

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In Meckesheim gebe es mit der Karl-Bühler-Schule nun eine Gemeinschaftsschule, die auch den Realschulabschluss anbiete; die nächste klassische Realschule sei zudem nicht weit entfernt in Waibstadt. Im vergangenen Schuljahr gingen jedoch insgesamt 59 Schüler aus Meckesheim auf die Neckargemünder Realschule. "Das sind zwei Klassen", verdeutlicht Volk und betont: "Die Liste bedeutet nun aber nicht, dass Meckesheimer Schüler bei uns nicht willkommen sind."

Falls die drei neuen fünften Klassen nicht mit Schülern aus den Gemeinden der Positivliste voll werden, nehme man auch Meckesheimer Kinder auf. Dies gelte auch für Kinder aus allen anderen Gemeinden im Umland, die nicht auf der Liste stehen. "Wer bereits Geschwister in Neckargemünd auf der Schule hat, hat Vorrang", betont Volk. Zweites Kriterium sei die räumliche Nähe. Dass Bammental für Realschüler auf der Liste stehe, obwohl es dort auch eine Gemeinschaftsschule gibt, sei der "räumlichen Nähe" geschuldet, so Volk.

Wegen der Überlastung durch G 8, also das achtjährige Gymnasium, würden zudem einige Schüler in der siebten Klasse vom Gymnasium auf die Realschule wechseln. Auch hierfür brauche man Kapazitäten: "Wir wollen niemanden wegschicken, der schon in unserem Schulzentrum war", verdeutlicht Volk. Es sei nicht auszuschließen, dass dadurch doch wieder vier Parallelklassen entstehen.

Beim Max-Born-Gymnasium sei die Situation nicht ganz so dramatisch, berichtet Volk. Dieses sei von vornherein vierzügig gewesen. Aber auch hierfür soll die Liste gelten. "Das Gymnasium kann nicht fünfzügig werden", betont Volk. Das würde bedeuten, dass auf acht Jahre gerechnet acht zusätzliche Klassen untergebracht werden müssten, wofür der Platz nicht ausreiche.

Auch wenn es aus Meckesheim, wie Volk es nennt, "spürbare Reaktionen" gegeben habe: "Wir müssen auf unseren Schulstandort schauen und wollen Wanderklassen vermeiden", so der Bürgermeister. Es gehe darum, die Unterrichtsqualität zu erhalten. Schon jetzt würden in der Realschule Fachräume als Klassenzimmer genutzt. Eine Erweiterung des Schulzentrums sei wegen der Passivhaus-Bauweise nicht möglich.

Die "spürbare Reaktion" aus Meckesheim erfolgte in der dortigen Sitzung des Gemeinderats: "Ich bedauere, dass Meckesheimer Schüler durch die Positivliste in der Auswahl der weiterführenden Schule eingeschränkt werden", sagte Bürgermeister Maik Brandt. "Eine Beteiligung der Gemeinde Meckesheim an der Erstellung der Liste hat nicht stattgefunden." Ihm sei daher nicht viel mehr übrig geblieben, als die "Verkündigung der Stadt Neckargemünd" zur Kenntnis zu nehmen, so Brandt. Sein Stellvertreter Hans-Walter Sonnentag (CDU), früher selbst Leiter eines Gymnasiums, wurde noch deutlicher: "Das Schreiben ist das Papier nicht wert, auf dem es steht", meinte er. "Es gibt keine Schulbezirke, die Eltern dürfen ihre Kinder anmelden, wo sie wollen." Bürgermeister Volk betonte jedoch, dass das Vorgehen rechtlich korrekt und mit der Schulbehörde abgestimmt sei.

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