Passivhaus-Schulzentrum Neckargemünd: Die Schüler heizen ihre Schule

Schulzentrum feiert 50-jähriges Bestehen - Neubau von 2008 ist Passivhaus - Nach anfänglichen Problemen funktioniert es gut

16.02.2017 UPDATE: 16.02.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Auffällig ist das Neckargemünder Schulzentrum schon durch seine Farbe. Aber es wurde 2008 als Passivhaus gebaut und gewinnt Wärme aus den Faktoren Sonne und Mensch. Fotos: Alex

Von Manuel Reinhardt

Neckargemünd. Als am 2. Juni 2003 die schwarze Rauchsäule über Neckargemünd aufstieg und das Schulzentrum in Flammen aufging, ahnte noch niemand, dass dieses Unglück der Ursprung einer einzigartigen Erfolgsgeschichte werden sollte. Die nahm zwar schon 1967 ihren Anfang: Denn vor genau 50 Jahren wurde das Schulzentrum gegründet. Ein Meilenstein für die Stadt. Doch nach dem Brand wurde die Erfolgsgeschichte nochmals auf eine andere Ebene gehoben. Denn die Schule wurde als Passivhaus neu gebaut und hilft der Stadt, Energie und Kosten zu sparen.

Im Nachhinein, so Schulleiter Horst Linier heute, müsse man fast sagen, dass dem Schulzentrum kaum etwas Besseres hätte widerfahren können. "Wir haben die alte Energieschleuder nie so richtig in den Griff gekriegt", sagt er. Aus der Asche des alten Gebäudekomplexes erhob sich 2008 die damals größte Schule Deutschlands im Passivhausstandard. Morgens um halb vier an der Theke einer Neckargemünder Tapas-Bar sei die Entscheidung für diesen Bau gefallen, erinnerte sich der damalige Bürgermeister Horst Althoff bei seiner Verabschiedung.

"Für mich als Schulleiter ist es wichtig, dass die Menschen sich hier drinnen wohlfühlen", nennt Horst Linier seine Hauptanforderung an das Haus. Neben den positiven Aspekten für die Umwelt, versteht sich. Und die sind möglich, da sich das Haus passiver Wärmequellen bedient: nämlich Sonnenlicht, technischer Geräte und menschlicher Körperwärme. "Eigentlich reichen 25 Leute, ein paar Lichter und zwei PCs aus, um das Gebäude zu wärmen", bringt es Horst Linier überspitzt auf den Punkt.

Das musste sich anfänglich natürlich erst einmal einspielen. "Bei der Verschattung gab es Probleme", erinnert sich der Schulleiter. Denn die Jalousie ist sehr windempfindlich. "Im Direktorzimmer habe ich es am meisten gemerkt", lacht Horst Linier heute. "Da hat mich die Sonne gebrutzelt." Wenn diese nämlich schien, gleichzeitig aber etwas Wind ging, gingen die elektronisch gesteuerten Jalousien hoch und das Gebäude erwärmte sich sehr. "Doch heute funktioniert alles tadellos, das waren Lernprozesse", sagt Linier.

Auch das Gegenteil - das Haus kühlt sich bei Nacht ab - mache keine Probleme. Sicherheitshalber wurden beim Neubau aber doch Heizkörper und eine Pelletsheizung eingebaut. "Damit wir unabhängiger sind", erklärt Linier. Wirklich nötig wurde diese Zusatzheizung bislang nie.

Allerdings ist es doch notwendig, von Zeit zu Zeit mal die Fenster zum Lüften aufzumachen. Das sollte zwar vermieden werden, schließlich "soll die Energie ja drin bleiben". Aber "für eine Wohlfühlatmosphäre der Schüler und Lehrer ist die Luftqualität entscheidend", sieht Horst Linier Verbesserungsbedarf: In den vollen Klassenzimmern verbrauche sich der Luftsauerstoff eben schneller.

Auch die Frischluftzufuhr wird im Übrigen im Kreislauf des Passivhauses reguliert. "Das Gebläse ist das Wichtigste", so Horst Linier. Der Wärmegewinn aus Sonne, Mensch und Maschine wird nämlich dazu verwendet, über das Wärmetauschsystem die verbrauchte Luft über Gebläse zu entziehen, in der großen Umwälzanlage im Keller in Frischluft umzuwandeln und damit das Gebäude wieder zu versorgen. "Das ist die imposanteste Anlage im Haus und unser Kerntrumpf", freut sich Horst Linier dennoch sehr über dieses System.

"Wir sind schon sehr stolz darauf, dass wir ein solches Gebäude haben, in dem wir so viel Energie sparen und einen Beitrag für Klima und Umwelt leisten können", sagt der Schulleiter. Das Gebäude wird darüber hinaus auch für den Unterricht genutzt: Denn das Thema werde in den naturwissenschaftlichen Fächern behandelt. Noch ein Bonus des Passivhauses.

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