Nahversorgung

Der Weg zum Aldi-Neubau in Neckargemünd ist fast frei

Der Gemeinderat billigte den Entwurf des Bebauungsplans. Die Grüne stimmten geschlossen dagegen und kritisierten den "unsäglichen Wettbewerb".

13.12.2020 UPDATE: 14.12.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden
Der Aldi in Kleingemünd ist in die Jahre gekommen. Für das geplante neue Gebäude müssen allerdings einige Parkplätze weichen. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Die Supermarkt-Landschaft in der Stadt am Neckar ist im Wandel: Lidl hat bereits erweitert, aktuell entsteht an der B45 ein großer Edeka-Markt und der Kleingemünder Rewe-Markt wird neu gebaut. Und nun soll auch der Aldi-Markt in Kleingemünd wachsen. Der Gemeinderat hat den Entwurf für einen entsprechenden vorhabenbezogenen Bebauungsplan und dessen öffentliche Auslegung bis zum 8. Januar im beschleunigten Verfahren bei Gegenstimmen der Grünen und von Giuseppe Fritsch (fraktionslos) sowie einer Enthaltung beschlossen.

Bürgermeister Frank Volk erinnerte daran, dass das Vorhaben bereits Ende 2018 im Gemeinderat vorgestellt und mehrheitlich auf den Weg gebracht wurde. Ulrich Villinger vom Planungsbüro Piske aus Ludwigshafen berichtete, dass Aldi den bisherigen 950 Quadratmeter großen Markt durch einen Neubau mit einer Verkaufsfläche von 1200 Quadratmeter ersetzen möchte. Dies sei bereits im beschlossenen Einzelhandelskonzept des Gemeindeverwaltungsverbandes vorgesehen. "Die planungsrechtliche Grundlage ist also gegeben", so Villinger.

Abbruch und Neubau des Marktes an selber Stelle seien aufwendig, aber die einzige Möglichkeit, erklärte der Fachmann. Das aktuelle Gebäude sei in die Jahre gekommen und entspreche nicht mehr den Anforderungen der Kunden. In neun Monaten soll ein Neubau mit einem begrünten Flachdach und einer Photovoltaikanlage sowie mit E-Ladensäulen entstehen. Die Kühlaggregate seien künftig nicht mehr auf Wohngebäude ausgerichtet, sondern auf die benachbarte Agip-Tankstelle. "Emissionsbelastungen werden also behoben", so Villinger.

Auf Nachfrage von Nele Welter (Grüne) sagte Villinger, dass etwa zwei Drittel der Dachfläche mit Photovoltaik ausgestattet werde und auch zehn Bäume zwischen den Stellplätzen gepflanzt werden. Jürgen Rehberger (Freie Wähler) fiel auf, dass es künftig 16 Parkplätze weniger gibt. Auf seine Nachfrage bestätigte Villinger, dass die Stellplätze wasserdurchlässig angelegt werden.

Auch interessant
Neckargemünd: Einzelhandel ist kleinteilig und rückläufig
Neckargemünd: Der neue Rewe-Markt wächst nun die Höhe
Neckargemünd: Der Edeka-Markt soll Anfang 2021 fertig sein

"Wir stehen den Plänen weiter kritisch gegenüber", meinte Felix Konrad (Grüne). Ein Komplettabriss eines Marktes nach 20 Jahren sei nicht nachhaltig. "Außerdem sehen wir keine Notwendigkeit für einen größeren Aldi-Markt." Marco La Licata (Linke) hingegen hatte keine Bedenken. "Kleingemünd ist ein Einzelhandelsschwerpunkt", meinte er: "Aldi soll ein zukunftsfähiges Gebäude bauen." Er sah langfristig einen Vorteil für die Stadt.

Petra Groesser (Grüne) meinte, dass die Zustimmung zum Rewe-Neubau Begehrlichkeiten bei anderen Ketten geweckt habe. "Es wird immer alles größer und noch größer", meinte sie: "Da ist ein unsäglicher Wettbewerb entstanden." Noch mehr Kunden aus dem Umland würden nach Neckargemünd kommen und noch mehr Verkehr produzieren. "Die Neckargemünder haben schon genug Auswahl", meinte sie. "Wir brauchen das nicht."

Anne von Reumont (CDU) bedauerte, dass über dem Markt keine Wohnfläche "für normale Menschen" geplant sei. Planer Villinger meinte, das Aldi in anderen Städten Wohnungen über Märkten anbiete. "Jede Wohnung braucht aber auch Stellplätze", gab er zu bedenken. Und eine Tiefgarage sei in Kleingemünd nicht möglich. Zudem sah Villinger den Lärm der nahen Bundesstraße kritisch. Bürgermeister Volk meinte, dass er sich Wohnungen beim Rewe-Neubau besser vorstellen konnte.

Ilka Schlüchtermann (Grüne) bedauerte, dass kleine Läden in der Altstadt schließen und Supermärkte immer größer werden. "Die Altstadt darf nicht verkümmern und sterben", betonte sie: "Wir sollten uns Gedanken machen, ob wir so weitermachen sollten." Volk widersprach: In der Altstadt gebe es viele neue Läden mit tollen Konzepten. Und das Gebäude eines Supermarktes habe nun einmal nach 20 bis 25 Jahren seinen Lebenszyklus erreicht. Jenseits dessen werde sich der Anteil an Non-Food-Artikeln nicht erhöhen.

"Wir machen keine Geschäfte auf und zu", meinte Marco La Licata. "Das ist eine Frage des Marktes." Inhaber könnten nicht gezwungen werden, ihre nicht funktionierenden Läden weiter zu betreiben. Jens Hertel (SPD) missfiel, dass immer wieder vom Sterben der Altstadt die Rede sei. "Das missachtet das, was in der Altstadt passiert", sagte er. "Es gibt neue Leute und Läden mit tollen neuen Konzepten, die sich tragen und etablieren." Es dürfe nicht immer alles schlechtgeredet werden. Die Gründerkultur müsse unterstützt werden, wo es nur möglich sei, ergänzte Volk.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.