In der Region um Heidelberg wurden Bürgermeister schon häufiger Zielscheibe von Angriffen
Bedrohung, Brandanschlag, Flaschen-Attacke: Die RNZ blickt auf drei Fälle zurück

Im Herbst 2005 wird das Auto des Meckesheimer Bürgermeisters angezündet. Foto: Alex
Region Heidelberg. (cm/lew) Der Angriff auf den Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer bewegt die Region. Schon häufiger sind Bürgermeister und deren Familien rund um Heidelberg Ziel von Attacken geworden. Die RNZ blickt auf drei spektakuläre Fälle zurück:
16. Februar 1994: In Nußloch ereignet sich vor dem Haus von Bürgermeister Ernst Bauch eine erschütternde Tat. Am frühen Nachmittag sucht der 43-jährige Angel Domingo-Garrido das Privathaus von Bauch in der Gartenstraße auf. Er klingelt, Bauchs Frau öffnet. Der Mann erklärt, dass er sich umbringen werde, und bedroht die Frau, die erschrocken wieder die Tür schließt und ihren Mann ruft. Durch den Türspion sieht Bauch, wie der 43-Jährige mit einem großen Dolch und einer Pistole herumfuchtelt. Kurz darauf, um 14.43 Uhr, schießt sich Domingo-Garrido direkt vorm Eingang des Hauses mit einer Schrotpistole ins Gesicht. Es ist eine Verzweiflungstat: Der gebürtige Spanier, der seit seiner Kindheit in Nußloch lebt, war seit vielen Monaten arbeitslos. Der 43-Jährige gab offenbar dem Bürgermeister die Schuld an seiner wirtschaftlichen Notsituation.
22. Mai 2003: Es ist ein schwarzer Tag für Leimens Oberbürgermeister Wolfgang Ernst. Kurz vor einer Gemeinderatssitzung wird er an jenem Donnerstag gegen 17.50 Uhr von einem bis heute unbekannten Täter in seinem Dienstzimmer angegriffen und mit zwei Schlägen niedergestreckt. Stadtsprecher Michael Ullrich findet Ernst bewusstlos auf dem Boden liegend. Er erinnert sich: "Ich war damals Protokollführer und wollte den Oberbürgermeister zur Sitzung abholen." Doch daraus wird nichts. Die Sitzung leitet Erster Bürgermeister Bruno Sauerzapf.
Gleich nach der Entdeckung leistet Ullrich Erste Hilfe. Er fühlt den Puls des Oberbürgermeisters, legt diesem einen feuchten Umschlag auf die Stirn und rüttelt ihn wach. "Neben seinem Kopf lag eine halb volle Mineralwasserflasche", sagt der Stadtsprecher. Bei dieser habe es sich offensichtlich um die Tatwaffe gehandelt: "Der Täter hat den Oberbürgermeister von hinten erwischt." Gesehen habe ihn niemand. Auch habe es sich nicht um einen Raubüberfall gehandelt, entwendet wird nichts. "Das Tatmotiv ist bis heute unklar", meint Ullrich. "Gefunden haben die den nie." Irgendwann habe die Polizei ihre Ermittlungen eingestellt.
Ernst wird per Krankenwagen in die Kopfklinik nach Heidelberg eingeliefert. Die gute Nachricht: Bereits drei Tage nach dem hinterhältigen Angriff erklärt Ernst gegenüber der RNZ: "Mir geht es wieder gut." Er habe nur noch Kopfschmerzen in Folge einer leichten Gehirnerschütterung und zwei dicke Beulen am Hinterkopf.
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19. Oktober 2005: In Meckesheim wird ein Brandanschlag auf das Auto von Bürgermeister Hans-Jürgen Moos verübt. Am Renault vom damaligen SPD-Landesvize mit dem Kennzeichen HD-BM 7777 wird Feuer gelegt. Betroffen sind auch die Autos des Hauptamtsleiters und zweier Gemeinderäte. Schnell wird vermutet, dass ein Zusammenhang mit der umstrittenen Abholzung alter Kastanien besteht. Der Gemeinderat hat rund eine Stunde vor dem Anschlag beschlossen, dass die Bäume wegen der Ortskernsanierung gefällt werden müssen.
Es ist gegen 23.55 Uhr, als Moos und weitere Teilnehmer der Sitzung im Gasthaus "Zum Löwen" darauf aufmerksam gemacht werden, dass es auf dem Parkplatz an der Friedrichstraße brennt. Das Dach des Bürgermeisterautos steht in Flammen. Erste Löschversuche scheitern. Mit einem Pulverlöscher wird das Feuer am Renault Laguna gelöscht. Nur wenige Tage später ist der Brandanschlag aufgeklärt: Der Staatsschutz der Heidelberger Kriminalpolizei ermittelt einen 56-jährigen Meckesheimer, der die Tat zugibt. Der Rentner hat die Autos mit Diesel übergossen und den schwarzen Renault des Rathauschefs in Brand gesteckt. Dieselkraftstoff lässt sich - anders als zum Beispiel Benzin - allerdings nur schwer entzünden, weshalb der Schaden gering bleibt. Der 56-Jährige war als Gegner der Abholzungspläne bekannt. Er wird zu einer Bewährungsstrafe von 18 Monaten verurteilt.



