So reagieren Bürgermeister aus der Region Schwetzingen
Auch der Schwetzinger OB erhielt schon Drohungen - "Mache so schnell nicht mehr die Tür auf"

Von Anna Manceron
Region Schwetzingen. Der Angriff auf den Hockenheimer Oberbürgermeister Dieter Gummer hat auch seine Amtskollegen aus der Region betroffen gemacht. "Der Übergriff auf meinen sehr geschätzten Kollegen Dieter Gummer ist unfassbar, mir fehlen die Worte. Ich wünsche ihm und seiner Familie alles Gute und eine rasche Besserung", erklärt der Schwetzinger Oberbürgermeister René Pöltl.
An seiner Arbeits- und Lebenssituation habe sich durch diesen "sehr bedauerlichen und höchst befremdlichen Vorfall" jedoch nichts geändert. "Ich bin grundsätzlich kein besonders ängstlicher Mensch", so Pöltl. Der Schwetzinger OB ist aber selbst auch schon bedroht worden. "Ich habe als früherer Ordnungsamtsleiter in Heidelberg und später als Bürgermeister und Oberbürgermeister in Schwetzingen immer wieder schwierige Situationen dieser Art gehabt", erklärt er.
Zuletzt sei er in einer Bürgersprechstunde vom Mieter einer städtischen Wohnung massiv bedroht worden. "Es war sehr knapp vor einem körperlichen Übergriff. Ihm hatte meine Antwort zu seinem Anliegen nicht gepasst, dann ist er ausgeflippt", berichtet der Rathauschef.
Den Übergriff habe er gerade noch verhindern können, allerdings sei er massiv verbal beleidigt worden. Der Mann erhielt ein mehrmonatiges Hausverbot für das Rathaus, auf eine Strafanzeige verzichtete der OB. Er berichtet auch von einer "unangenehmen Bedrohung" gegenüber einer Gemeinderats-Kandidatin bei der Kommunalwahl vor zwei knapp Monaten. "Es gab aber zum Glück keinen schwerwiegenderen Übergriff", so Pöltl.
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Im Fall einer ernsthaften Bedrohung stünde die Polizei den Amtsträgern aus Verwaltung und Gemeinderat zur Seite. Die Polizisten führten gegebenenfalls auch Gespräche mit Gefährdern. "Man muss aber realistisch sein - es bedarf einer ernsthaften und schwerwiegenderen Bedrohung, damit die Polizei tätig werden kann", betont der Schwetzinger OB. Im benachbarten Brühl bietet die Gemeinde den Betroffenen sogar Fortbildungen zu diesem Thema an.
Private Informationen wie der genaue Wohnort lassen sich für einen Rathauschef kaum unter Verschluss halten. Die Adresse seines Beigeordneten, Matthias Steffan, könne man schützen, erklärt René Pöltl. "Meine theoretisch auch, sie wird aber im Rahmen der Wahl bekannt gegeben und ist daher allgemein bekannt." Deshalb gebe es für ihn in dieser Hinsicht keinen wirksamen Schutz.
Das gilt auch für die Bürgermeister aus den umliegenden Gemeinden. Er fühle sich sicher, sei aber gewarnt, sagt der Brühler Rathauschef Ralf Göck. "Nach dem Vorfall mache ich nicht mehr so schnell die Tür auf, sondern schaue erst mal, wer draußen steht." Auch der Reilinger Bürgermeister Stefan Weisbrod gibt zu, er sei als enger Kollege Gummers innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft nun ein Stück weit verunsichert.
Dass jeder seine Adresse kennt, stört ihn allerdings nicht. "Im Dorf ist bekannt, wo der Bürgermeister wohnt, und das ist auch gut so", betont Weisbrod. "Wo kommen wir denn hin, wenn sich ein Bürgermeister anonymisieren muss?" Er selbst würde dieses Amt dann jedenfalls nicht mehr ausüben wollen.
Den Schwetzinger OB beschäftigt noch ein anderes Thema. Einige Nutzer hätten auf Facebook gefragt, warum Dieter Gummer nicht in Hockenheim wohne. "Das ist völlig daneben und seine private Entscheidung", meint Pöltl. Dabei lebt Dieter Gummer in Böhl-Iggelheim und Hockenheim. Und als OB verbringe er sowieso die absolute Mehrheit seiner Zeit in Hockenheim, sagt sein Kollege René Pöltl. "Aber scheinbar darf man als OB kein privater Mensch mehr sein."



