"Musikalisches Hirschberg"

Von mehr "n" und weniger "i" (plus Video)

Heute: die "Sängereinheit" Leutershausen - Hier haben sich viele Freundschaften entwickelt

01.09.2019 UPDATE: 02.09.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Die Sängereinheit probte vor den Sommerferien fleißig für ihr Konzert im kommenden Jahr. Chorleiter Thomas Reiß (am Klavier) achtete penibel auf jeden noch so kleinen Fehler. Foto: Dorn

Von Marco Partner

Hirschberg-Leutershausen. Die Einteilung ist klar: rechts die Bässe, links die Tenöre. Doch die Stimmen müssen noch ein wenig geölt und die exakte Betonung einstudiert werden. Chorleiter Thomas Reiß hat bei der vorletzten Probe vor den Sommerferien alle Hände voll zu tun. Die rechten Finger spielen auf den Klaviertasten, mit der linken Hand dirigiert er seine erwachsenen Sängerknaben.

"Alles ist so wunderbar", "Ist das noch dieselbe Straße" oder einfach nur "Nana nana nana": der bekannte Jürgen-Marcus-Song "Eine neue Liebe" wird in der Chorstunde der Sängereinheit 1864 in seine Einzelteile zerlegt. Der Spaß kommt bei den Proben des Männer- und des Frauenchors dennoch nicht zu kurz.

Knapp ein Jahr ist es noch hin, bis der Schlagerhit tatsächlich bei einem Konzert in einer ungewöhnlichen, aber sehr wohlklingenden Version vorgetragen werden soll. In der oberen Etage der Gaststätte "Zur Rose" ist aber heute schon höchste Konzentration angesagt. Erst ist der Männerchor an der Reihe, erklingen die teilweise sehr tiefen, fast schon an eine Om-Meditation erinnernden Bass-Stimmen.

Aber auch gesangliche Höhen werden erklommen. "Ihr steigt gleich auf", sagt Thomas Reiß zu den Tenören. Eine euphorische Klangwelle wandert durch den Saal und schallt wohl auch in den Gassen von Leutershausen noch lange nach. Manche Sänger blicken dabei auf die Textzeilen, andere haben die Augen geschlossen.

Auch interessant
"Musikalisches Hirschberg": Von Zufall und glücklicher Fügung (plus Video)
Werbung für Leutershausener Sänger: Die Ideen sprudelten nur so
Wie Gesangsverein attraktiv werden: Auch die Präsentation ist wichtig

Doch dann heißt es: "Stop! Noch mal auf Anfang", arbeitet Leiter Reiß akribisch am Feinschliff. Schließlich muss im aufwendigen A-cappella-Arrangement jeder Ton und Takt sitzen. Und im Gegensatz zu den vertrauten Textzeilen wie "Wer war ich noch gestern" oder "Was einmal war ist vorbei und vergessen" haben es vor allem die Begleitungen in sich. "Din din" muss manchmal einfach nur gesungen werden, aber nicht irgendwie. "Das ist Klang-Rhythmus-A-cappella, ihr müsst die Gitarren und das Klavier ersetzen. Wir brauchen mehr ‚n‘ und weniger ‚i‘. Da müsst ihr knackiger rauskommen", achtet Reiß penibel auf jeden kleinen Fehler. Und dennoch ist Lachen angesagt. "Das ist ja wie bei einem Kochrezept", witzelt einer der Sänger.

Und harmonisch wird es, als nach der Männerchorstunde die Frauen dazustoßen und gemeinsam dem Vorsitzenden Michael Lang ein Halleluja-Geburtstagsständchen gesunden wird. "Es ist nicht nur das Singen, sondern auch die Geselligkeit. Es haben sich sehr viele Freundschaften entwickelt", sagt die Zweite Vorsitzende Brigitte Falckenthal über den Reiz der Chorstunden. Vor rund 20 Jahren hatte ihr eine Freundin den Besuch empfohlen. "Ich habe mich anfangs gesträubt und bei den ersten Auftritten hatte ich Lampenfieber. Aber das geht schnell vorüber, da man von der Gemeinschaft getragen wird", verrät sie.

Einfach mal mitgehen, reinhören und mitsingen: so erging es vielen der aktiven Chormitglieder. Emil Fertig zum Beispiel suchte ein festes Freizeitritual zu seiner damaligen Arbeit im Außendienst. Aus einer Schnupperstunde wurden 25 Jahre. "Seitdem ist der Chor für mich das A und O. Ich singe für mein Leben gern", betont er.

Die 81 Jahre sieht man ihm wirklich nicht an. "Singen hält eben jung", sagt der Bass-Sänger, ehe wieder Konzentration gefragt ist. Immer schön im Takt bleiben, das ist eben auch im hohen Alter noch möglich.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.