Katholischer Kindergarten in prekärer Lage
Krankheit und Kündigungen belasten die Arbeit. Bringt eine neue Leitung eine "andere Energie"?

Mauer. (lesa) Die Lage im katholischen Kindergarten ist angespannt. Und das inzwischen chronisch. Seit nunmehr einem Jahr kann die Einrichtung Angebote wie etwa die Ganztagesbetreuung nicht mehr halten, hat die Öffnungszeiten reduziert. Erzieher wechseln, Gruppenkonstellationen werden teils geändert, um die Betreuung noch gewährleisten zu können.
Die Eltern gehen auf die sprichwörtlichen Barrikaden – in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats appellierte eine Elternvertreterin in Richtung der Verwaltung: "Die Geduld ist aufgebraucht." Zuständig ist jedoch nicht das Rathaus, sondern die Kirche als Trägerin. Von deren Verrechnungsstelle in Obrigheim wollte die RNZ wissen, wieso die Zeiger in Mauer seit Monaten auf Krise stehen.
"Wir haben viele Kranke und viele unterschiedliche Anforderungen seitens der Eltern", beschreibt Leiter Klaus Muth aus seiner Sicht das Problem. Eigentlich arbeiten im Kindergarten 19 Personen im pädagogischen Bereich auf elf Vollzeitstellen. Von diesen seien derzeit zweieinhalb krankheitsbedingt unbesetzt.
In der Folge seien die Öffnungszeiten reduziert worden – die "VÖ-Gruppe" (verlängerte Öffnungszeiten) habe von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Die Ganztagesbetreuung, die Kinder eigentlich von 7.30 bis 17 Uhr besuchen, hat nur noch bis 15.30 Uhr geöffnet. "Wir arbeiten daran, dass wir 15.30 Uhr halten können. Wenn es dumm läuft, müssen wir aber tageweise auf 14 Uhr reduzieren", gesteht Muth.
Doch die Kranken sind nur ein Teil des Problems, wie der Chef der Verrechnungsstelle einräumt. "Es ist auch die Fluktuation, die wir im letzten Jahr hatten." In den zurückliegenden zwölf Monaten haben laut Verrechnungsstelle fünf Mitarbeiter, darunter Voll- und Teilzeitkräfte, die Einrichtung "auf eigenen Wunsch" verlassen. Gründe dafür nennt die Verrechnungsstelle auf Nachfrage nicht.
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Doch wieso kann der Träger nicht wenigstens kurzfristig Personal aus anderen Einrichtungen nach Mauer versetzen? "Wir versuchen umzuverteilen", betont Klaus Muth. Doch die Situation sei in allen Kindergärten angespannt, wenn sie in Mauer auch besonders prekär ist. "Wenn alle Einrichtungen drumherum voll besetzt wären, ginge das, aber nicht so." Zwar würden "Springkräfte" vorgehalten, diese benötigten die übrigen sieben Einrichtungen aber auch.
Und nun? "Wir versuchen, die Situation in den Griff zu kriegen", versichert Muth. Konkret gelte es, Personal zu gewinnen, wofür derzeit viele Gespräche geführt würden. Auch Vertretungskräfte oder Minijobber würden angeworben. Eine FSJ-Kraft sei bereits in den Kindergarten versetzt worden. Zudem unterstütze der Leiter einer benachbarten Einrichtung. Die Maßnahmen könnten nicht innerhalb weniger Wochen greifen, doch Muth betont: "Wir sind dran."
Zu den Änderungen gehört auch ein Wechsel an der Spitze der Kita: Eine neue Einrichtungsleiterin sei gerade stundenweise eingestiegen, ihre Vorgängerin verlässt den Kindergarten zum 14. April. "Wir hoffen, dass so eine andere Energie reinkommt", so Muth.
Er möchte jedoch auch das positive Engagement der Mitarbeiter hervorheben. So sei die stellvertretende Leitung zwar verletzt und könne nicht im pädagogischen Dienst wirken. "Sie hilft aber im Büro mit", so der Leiter der Rechnungsstelle. Auch für die Eltern, für deren Lage Muth sein Verständnis betont, will man zumindest Transparenz schaffen.
So sei den Eltern angekündigt worden, dass man unter Umständen noch einmal tageweise die Betreuungszeit auf 14 Uhr reduzieren müsse – so habe man die Möglichkeit schaffen wollen, dass diese sich vorbereiten könnten. "Wir wollen so viele Öffnungszeiten wie möglich anbieten, aber die Mitarbeiter, die da sind, nicht überfordern", erklärt Muth das Dilemma. Auf Nachfrage ergänzt er, dass Schwierigkeiten wie in Mauer schon bei anderen Kindergärten aufgetreten seien – und gelöst worden sind. Er versichert: "Hier schaffen wir das auch."