"Können Seelsorger noch für die Menschen da sein?"
Die Kirchenentwicklung 2030 nimmt Fahrt auf: Aus 224 Seelsorgeeinheiten werden nun 36 Pfarreien.

Leimen/Nußloch/Sandhausen. (ugb) Mit der "Kirchenentwicklung 2030" will Erzbischof Stephan Burger die Erzdiözese Freiburg in die Zukunft führen. Aus 224 Seelsorgeeinheiten werden 36 neue Pfarreien.
Die fünf Gemeinden der Seelsorgeeinheit Leimen-Nußloch-Sandhausen etwa werden Teil einer großen Pfarrei sein, die sich vom Letzenberg im Süden bis nach Leimen im Norden erstreckt. Und das schon im Jahr 2025. Sogenannte Projektkoordinatoren begleiten den Prozess. Gernot Hödl ist einer von ihnen. Der frühere Pastoralreferent der Seelsorgeeinheit informiert derzeit seine Kollegen, die Gemeindeteams und Pfarrgemeinderäte der Seelsorgeeinheit über den Entwicklungsprozess.
In einer Videobotschaft hatte Erzbischof Stephan Burger kürzlich dazu aufgerufen, sich in dem Prozess zu engagieren: "Bringen Sie sich mit Ihren Ideen ein." Es sei die Frage, wie man gemeinsam in die Zukunft gehen und das gemeindliche Leben vor Ort gestalten könne. "Wie können wir das Evangelium gemeinsam leben, um so Zeugnis von der frohen Botschaft Jesu zu geben?", fragt Burger.
Daran knüpft Hödl bei seinen Infoabenden an: "Mir ist es wichtig, die Menschen mitzunehmen und sie einzubeziehen." Die Kirchenentwicklung 2030 biete Chancen, es werde sich aber vieles verändern – und das müsse erst mal verdaut werden. Hödl sieht es so: "Die Menschen müssen zunächst ihre Sorgen und Befürchtungen loswerden, bevor sie aktiv werden und mit Gottvertrauen die Zukunft gestalten können."
Was die Menschen am meisten beschäftigt, ist die Größe der neuen Pfarrei. Das war der Tenor bei einem Gesprächsabend mit dem Gemeindeteam in Leimen: "Können Seelsorger künftig noch für die Menschen da sein?" Hödl kann diese Sorge nachvollziehen. Aber man dürfe sich die neue Pfarrei nicht wie die bisherigen Seelsorgeeinheiten vorstellen, wo sich viele kennen und wo ein Pfarrer oder eine hauptamtliche Person zuständig ist: "Die neue Pfarrei ist eine Verwaltungseinheit. Glaubensleben, Gemeinschaft, Engagement, Seelsorge finden vor Ort statt." Es komme mehr denn je darauf an, dass die Ehren- und Hauptamtlichen zusammenarbeiten und das Leben in der Gemeinde lebendig halten – verbunden in einem großen Netzwerk.
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Hödl erlebt bei den Informationstreffen vieles, was Mut macht: Trotz der offenen Fragen und schwierigen Situation der Kirche gebe es viele Menschen, die den Weg der Kirche gestalten möchten und in den Freiräumen der großen Pfarrei den Glaube an Gott und Gemeinschaft untereinander zu leben.
An den Infotreffen beteiligt ist auch Pfarrer Arul Lourdu, Leiter der Seelsorgeeinheit Leimen-Nußloch-Sandhausen. Besonders wichtig ist für ihn bei allen strukturellen Reformen die spirituelle Weiterentwicklung. Lourdu verweist auf das Volk Israel, das von Gott durch die Wüste geführt worden ist: "Es gab damals Jammern und Murren, aber mit Gottes Führung konnte das neue Land erreicht werden." Mit tiefem Vertrauen könne man den Weg geistlich und spirituell gestalten und so ans Ziel kommen.
Projektkoordinator Gernot Hödl ist in den nächsten Wochen auch in den anderen Räten und Gremien der neuen Pfarrei unterwegs, um über den Prozess und die nächsten Schritte zu informieren. Zum ersten Advent stößt Pfarrer Bernhard Pawelzik, neuer Leiter der Seelsorgeeinheit Wiesloch-Dielheim, als zweiter Projektkoordinator dazu. Bis Ende des Jahres werden erste Arbeitsstrukturen geschaffen und erste Gremien einberufen. Dann geht es an die praktische Arbeit: Bisherige Erfahrungen werden reflektiert, Gutes wird behalten, Neues ausprobiert.
Info: Details zur Kirchenentwicklung 2030 unter www.kirchenentwicklung2030.de oder bei Gernot Hödl, Telefon: 06222 585377.



