Leimen

Wie Jäger und Förster Rehkitze vor Mähmaschinen retten

Jungtiere sind zurzeit besonders gefährdet - Landwirte müssen Pächter vor der Mahd informieren - Auch unangeleinte Hunde töten immer wieder junges Wild

27.05.2020 UPDATE: 28.05.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Dieses Rehkitz konnte Stefan Struwe noch rechtzeitig aus der Wiese tragen. Foto: privat

Leimen. (luw) In diesen Tagen leben neu geborene Rehkitze besonders gefährlich. Denn oft legen die Muttertiere ihre Jungen im meterhohen Gras auf landwirtschaftlichen Flächen ab, wo zurzeit mit schwerem Gerät gemäht wird. Weil die Mähmaschinen keine Schutzvorrichtungen haben, "fallen sehr viele Kitze den Klingen zum Opfer und sterben elendig oder werden verstümmelt", erklärt Stefan Struwe. Der Jagdpächter im Revier Gauangelloch hat diese Woche bereits ein Rehkitz vor diesem Schicksal bewahrt. Wenig später wurden auch im Feld oberhalb von Lingental mit der Hilfe des Försters Markus Reinhard zwei Jungtiere gerettet, wie nun die Stadt Leimen mitteilte.

"Wenn sich Landwirte und Jäger gut verstehen, kann die Natur profitieren", sagt Struwe. Landwirte seien per Gesetz zwar dazu verpflichtet, dem zuständigen Jagdpächter vor dem Mähen Bescheid zu geben, damit dieser die Fläche noch auf Kitze untersuchen kann. "Aber die meisten sind da relativ hart im Nehmen", bedauert Struwe. Doch in seinem Revier funktioniere diese Kommunikation gut – insbesondere auch mit dem Landwirt Bernhard Miltner. Der kündigte Anfang dieser Woche bei Struwe an, die Mahd auf der Naturwiese hinterm Eulenberghof zu starten. Also ging der Jagdpächter mit seinem Vorgänger Volker Heuser samt ausgebildeten Hunden morgens durch besagte Wiese, um Ausschau zu halten.

"Die Geiß (weibliches Reh, Anm. d. Red.) setzt das Kitz in die Wiese, steht auf und geht", erklärt Struwe. Das junge Reh könne aber noch nicht laufen und habe keinen Fluchtinstinkt. "Es wartet also, bis die Geiß zurückkommt." Einem Kitz in Gauangelloch wäre genau das in dieser Woche zum Verhängnis geworden. Doch Struwe und Mitstreiter durchkämmten das "nasse, zum Teil mannshohe Gras" dank Miltners Hinweis noch bevor die Mähmaschine zum Einsatz kam. "Das gehört auch zu den Aufgaben eines umsichtigen Jägers", erklärt der 62-Jährige.

"In dem Fall hat es geholfen, dass die Mutter schon aus der Wiese rausgerannt ist, als wir kamen." So habe man einen Anhaltspunkt gehabt, wo man zuerst nach einem Kitz suchen könnte. Tatsächlich lag das Jungtier am vermuteten Ort mitten im hohen Gras. "Man zieht Handschuhe an und nimmt relativ viel Gras außen herum, um es rauszutragen", so Struwe. Schließlich bestehe die Gefahr, dass die Mutter es verstößt, wenn sie am Kitz menschlichen Geruch wahrnimmt. "Wir haben es in ein benachbartes Gerstenfeld gesetzt, wo die Mutter schon hin geflüchtet war", berichtet der Jagdpächter. So konnten Mutter und Junges also sicher und wohlbehalten wieder zusammenfinden.

Übrigens sind in diesen Tagen nicht nur große Mähmaschinen eine Gefahr für junges Rehwild. Laut Struwe werden Kitze auch immer wieder von unangeleinten Hunden getötet. "Ich habe bei mir an jedem Reviereingang ein Schild angebracht, das Hundehalter darum bittet, ihre Tiere anzuleinen." Viele Besitzer würden zwar behaupten, dass ihre Hunde dies nicht tun würden. Dabei sei dies einfach deren Instinkt, so Struwe: "Es passiert oft, dass ein Hund in die Wiese hineinrennt, sich ein Kitz schnappt und es durchschüttelt, bis es tot ist."

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