In Gauangelloch hat sich der neue Wochenmarkt etabliert
Der Markt hat seine anfänglichen Startschwierigkeiten überwunden. Mittlerweile umfasst er acht Stände.

Von Sabrina Lehr
Leimen-Gauangelloch. Wenn es auf dem Platz vor dem Gauangellocher Rathaus nach Blumen, Gebäck und frischem Kaffee riecht und die Gauangellocher mit Körben und Taschen in die Ortsmitte strömen, dann ist Markttag in Leimens Stadtteil. "Egal was für Wetter ist, das gehört dazu", sagt eine Gauangellocherin, als die RNZ an einem Freitag bei einstelligen Temperaturen und Regen das Märktchen besucht. Die Einstellung der Marktkundin ist Teil einer kleinen Erfolgsgeschichte, die das Märktchen in Leimens Stadtteil ist: Diesen gibt es nämlich seit nicht einmal einem Jahr und bisher nur im Testbetrieb. Die Probezeit ist aber vorbei: Leimens Gemeinderat beschloss jetzt eine Marktsatzung nicht nur, aber auch für das Märktchen im Stadtteil.

Dass es soweit kam, ist unter anderem dem ehrenamtlichen Engagement einer Bürgerin zu verdanken: Als Wochenmärkte nach dem Lockdown zu florieren begannen, nahm die Gauangellocherin Konstanze Schätzle sich ein Herz, schrieb Oberbürgermeister Hans D. Reinwald an und unterbreitete ihm ihre Idee von einem Wochenmarkt in Gauangelloch. "Er war sofort dabei", freut sich Schätzle noch ein knappes Jahr danach sichtlich.
Hintergrund
Sie ist die "Mutter" des Marktes
"Sie hat das Kind geboren", drückt Ralph Götzmann vom Leimener Ordnungsamt scherzhaft aus, was Konstanze Schätzle für den noch jungen Gauangellocher Wochenmarkt ist. Die 44-Jährige ist gewissermaßen geistige Mutter des
Sie ist die "Mutter" des Marktes
"Sie hat das Kind geboren", drückt Ralph Götzmann vom Leimener Ordnungsamt scherzhaft aus, was Konstanze Schätzle für den noch jungen Gauangellocher Wochenmarkt ist. Die 44-Jährige ist gewissermaßen geistige Mutter des Märktchens, das seit Mai jeden Freitag vor dem Rathaus des Leimener Stadtteils stattfindet. Mit viel Herzblut und ehrenamtlichem Engagement hat die gebürtige Mückenlocherin, die seit 15 Jahren in Gauangelloch lebt, den Markt von Grund auf mit aufgebaut.
"Ich bin selbst Wochenmarkt-Fan und hier gab es ja nichts", fasst Schätzle zusammen, was sie vergangenes Jahr dazu bewegte, der Stadtverwaltung die Idee eines Wochenmarkts zu unterbreiten. Sie habe damit auch einen Beitrag leisten wollen, das Örtchen attraktiv zu machen und "ein bisschen Leben hier reinzubringen". Aus dem "etwas Leben reinbringen" ist nun längst ein intensives Projekt geworden. "Ich bin stolz darauf", sagt sie zur positiven Entwicklung des Markts.
Viele der Marktbeschicker hat sie selbst auf anderen Märkten angesprochen, ob sie nicht auch in Gauangelloch verkaufen wollen. Vorausgesetzt zumindest, sie bieten Qualität und faire Preise, sind "nicht zu große Anbieter" und passen zum Bedarf des Märktchens. So zum Beispiel Gabriele Lechner, die auf dem Gauangellocher Markt Mehl und Getreide verkauft. "Frau Schätzle hat mich auf dem Markt in Walldorf entdeckt", sagt sie und attestiert der Gauangellocherin "viel Power und Engagement".
"Irgendeinen muss es geben, der es macht", erklärt Schätzle augenzwinkernd ihr Engagement für Gauangelloch, das mit dem Wochenmarkt nicht endet: Neben ihrer eigentlichen Arbeitsstelle als Verkäuferin in einem Heidelberger Warenhaus ist die 44-Jährige an der Organisation der Hofflohmärkte und der Hofweihnacht beteiligt. Ihr "Baby", wie sie es selbst nennt, ist aber der Wochenmarkt. Und für diesen hat sie noch einige Pläne: Im Sommer soll es weitere Verweilmöglichkeiten auf dem Markt vor dem Rathaus geben und auch eine Ausweitung der Produktpalette schwebt Schätzle vor: "Wir würden gerne einen Fischhändler kriegen", sagt sie – und hat sicher längst ihre Fühler ausgestreckt. (lesa)
Also ging die gebürtige Mückenlocherin, die seit 15 Jahren in Gauangelloch lebt, auf die Suche: Auf Wochenmärkten in der Umgebung, die nicht freitags stattfinden, habe sie potenzielle Marktbeschicker angesprochen. Ralph Götzmann vom städtischen Ordnungsamt fungierte parallel als Marktmeister und kümmerte sich um die entsprechenden Verträge, Erlaubnisse und organisatorischen Hürden. Das Stadtmarketing um Frank Timmers zeichnete für die Werbung verantwortlich. Im Mai 2021 war es dann so weit: Mit frischem Obst und Gemüse, Antipasti, Honig, einer Kaffeebar und einem Barbecue-Stand startete der erste Gauangellocher Wochenmarkt.
Mittlerweile ist das Angebot deutlich größer geworden: Acht Stände boten zuletzt ihre Waren an – im Angebot eigentlich alles, was es für den Alltag braucht. Neben Obst und Gemüse gibt es Wurst, Käse, Brot und Feinkost. Auch Haushaltswaren, Blumen und Getreideprodukte werden verkauft. Zudem gibt es für den kleinen Hunger frische Dampfnudeln und Kaffee. "Für ältere Leute ist das gut, dass etwas vor der Tür ist", sind sich zwei ältere Damen einig, die wie jede Woche mit ihren Rollatoren zum Markt gekommen sind. Dass der Einkauf auf dem Wochenmarkt etwas teurer ist als der kurze Ausflug in den Supermarkt, stört beide nicht. "Bei den frischen Sachen hier weiß ich, was ich habe", sagt die eine und die andere nickt zustimmend.
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Aber auch wenn es danach klingt: Ein Selbstläufer war es nicht, den Wochenmarkt zu etablieren. "Zwischendrin war es schlimm", erinnert sich Schätzle. Händler seien von anderen Märkten abgeworben worden, andere hätten die Startphase nicht durchgehalten – immer wieder ging die Suche nach guten Anbietern von Neuem los. "Marktbeschicker sind begehrt", erinnert sich auch Götzmann an die holprige Anfangsphase, die dazu führte, dass die "Probezeit" für das Märktchen verlängert wurde.
"Jetzt haben wir aber ein attraktives Angebot", sind sich Schätzle und Götzmann einig. Teil davon ist unter anderem seit Oktober der Obst- und Gemüsestand des Edinger Hofladens Schneider. "Mit jedem neuen Markt muss man Geduld haben", weiß Verkäuferin Olga Widner um die Probleme des noch jungen Angebots. Während möglicherweise auf anderen Märkten mehr los ist, hat sie aber einen klaren Pluspunkt des Gauangellocher Märktchens ausgemacht: "Das erlebt man auf fast keinem Markt, wie freundlich hier die Leute sind." Und auch Blumenverkäuferin Beatrice Scheid findet: "Das ist ein ganz besonderer Flair, der nicht mit einem Geschäft zu vergleichen ist."
Und tatsächlich: Die Kunden, die von der jungen Familie bis hin zur Seniorin reichen, nehmen sich viel Zeit für ihren Einkauf. Hier wird ein Rezepttipp getauscht, dort wird gefragt, wie es den Enkeln geht und wieder woanders wird geplaudert und miteinander gescherzt. Der Markt ist ebenso Treffpunkt wie Einkaufsmöglichkeit – und trotz seiner kurzen Existenz offenkundig bereits fest im Wochenkalender des Stadtteils verwurzelt. Oder wie es an diesem Freitag unzählige Male vor dem Rathaus zu hören ist: "Wir müssen doch herkommen, um unseren Wochenmarkt zu erhalten."
Info: Der Gauangellocher Wochenmarkt findet jeden Freitag von 8 bis 12.30 Uhr vor dem Gauangellocher Rathaus statt.