Geben sich die Stars in Leimen bald die Klinke in die Hand?
Kulturelles Leben soll deutlich ausgebaut werden - Große Kreisstadt arbeitet an einem neuen Konzept - Zementwerk-Festhalle und Otto-Hoog-Stadion könnten Veranstaltungsorte werden

Geiger André Rieu ... Foto: dpa
Von Nicolas Lewe
Leimen. André Rieu, Beatrice Egli oder Bonnie Tyler könnten künftig in der Großen Kreisstadt Leimen auf der Bühne stehen. Ermöglichen soll dies ein vollkommen neues Konzept, welches das bereits bestehende Angebot auf eine ganz neue Ebene heben könnte. Dass momentan aber noch der Konjunktiv angebracht ist, betonen sowohl die Stadt als auch die seit über 20 Jahren in Leimen ansässige Eventagentur "New Star Management" (siehe Hintergrund). Letztere stellte das Konzept unlängst im Ferdinand-Reidel-Saal des Neuen Rathauses vor. Drei mögliche Varianten kamen dabei zur Sprache (siehe hier).
Einen zentralen Baustein im neuen Leimener Kulturkonzept soll demzufolge die Festhalle beim Zementwerk einnehmen, die der Heidelberg Cement AG gehört. Diese Festhalle hat laut Stadtsprecher Michael Ullrich je nach Bestuhlung ein Fassungsvermögen von 600 bis 800 Besuchern. In Zukunft könnte sie, so die Hoffnung der Stadt, zu einem Aushängeschild der kulturellen Szene in Leimen werden. Ullrich spricht in diesem Zusammenhang gegenüber der RNZ von einem "städtebaulich architektonischen Juwel", das es verdient habe, von einem breiteren Personenkreis genutzt zu werden. Gespräche, an denen Ullrich zufolge auch Oberbürgermeister Hans D. Reinwald maßgeblich beteiligt war, hätten dazu geführt, dass die Stadt die Festhalle für kulturelle Veranstaltungen nun zu "sehr guten Konditionen" nutzen könne. Bislang sei dies nicht der Fall gewesen, da die Stadt bei den Catering-Preisen schlicht nicht habe mithalten können.
Hintergrund
Hintergrund
Die New Star Management GmbH beschreibt sich selbst als "Buchungs- Experte", der in drei Geschäftsbereichen aktiv ist: lokal als örtlicher Veranstalter, bundesweit als Tournee-Veranstalter und international als
Hintergrund
Die New Star Management GmbH beschreibt sich selbst als "Buchungs- Experte", der in drei Geschäftsbereichen aktiv ist: lokal als örtlicher Veranstalter, bundesweit als Tournee-Veranstalter und international als Show-Produzent. Seinen Sitz hat das Unternehmen seit über 20 Jahren in Leimen.
Zu seinen Geschäftspartnern zählt "New Star Management" Kulturämter in ganz Deutschland; langjährige Partnerschaften bestehen unter anderem mit den Städten Hockenheim, Wiesloch, Mannheim oder Sinsheim. Hinzu kommen diverse Konzertagenturen und nationale sowie internationale Künstlermanagements.
Die Leimener Firma ist Produzent und weltweit exklusiver Tournee-Veranstalter der kubanischen Musik- und Tanzshow "Pasión de Buena Vista" mit bis dato rund 800 Shows in 35 verschiedenen Ländern Europas. Als örtlicher Veranstalter betreute das Unternehmen unter anderem bereits das "AC/DC Open Air" auf dem Hockenheimring mit 75.000 Besuchern, André Rieu auf der Heidelberger Thingstätte, Deep Purple und Alice Cooper in der SAP-Arena Mannheim oder Joe Cocker in der Maimarkthalle Mannheim. Deutschland-Tourneen wurden unter anderem mit Bryan Adams, Seal, Lionel Richie oder Rod Stewart veranstaltet. lew
Je nach Größe der Veranstaltung sollen, so sieht es das Konzept der Eventagentur vor, neben der Zementwerk-Festhalle auch der Rosesaal (ca. 150 Plätze), die Aegidiushalle (300 bis 400 Plätze) sowie eventuell sogar das mehr als 5000 Besuchern Platz bietende Otto-Hoog-Stadion in das Kulturprogramm miteingebunden werden. Letzteres laut Ullrich als "Bühne für besondere Open-Air-Veranstaltungen", die aber natürlich eng mit dem VfB Leimen abzusprechen seien.
Überhaupt ist es Ullrich wichtig zu betonen, dass das neue Kulturkonzept "nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung des bestehenden Angebots" verstanden werden soll. Es gehe der Stadt sowie der Eventagentur hierbei "um eine möglichst breite Einbindung aller kulturtragender Vereine". Die Stadt habe bereits zu zwei Treffen mit den entsprechenden Vereinen eingeladen und die Gespräche seien durchaus positiv verlaufen. Trotzdem drückt der Stadtsprecher zum jetzigen Zeitpunkt noch auf die Euphoriebremse: "Zunächst einmal handelt es sich nur um ein Konzept und ob man dieses tatsächlich umsetzen kann, steht in den Sternen."
Auch interessant
Darauf weist auf RNZ-Nachfrage übrigens auch Marc Dannbacher hin. Der Geschäftsführer der mit dem Konzept betrauten "New Star Management"-Eventagentur erklärt, dass er momentan noch keine konkreten Aussagen treffen könne, solange noch nichts unterschrieben sei. Die Signale scheinen aber auf Grün zu stehen, zeigt sich Dannbacher zuversichtlich, dass es in näherer Zukunft zu einer positiven Einigung mit den Verantwortlichen der Stadt kommt.
Eine entscheidende Rolle dabei nimmt der Leimener Gemeinderat ein. Er befasst sich in seiner nächsten öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 23. Mai, mit dem Kulturkonzept. Noch sind viele Fragen offen. Und: Werden sich die Räte überhaupt bereit zeigen, das auf der Hand liegende Risiko einzugehen? Denn auch darauf weist die Eventagentur unmissverständlich hin: Um eine Kostendeckung zu erzielen, bedarf es einer Auslastung von 65 Prozent im Schnitt.
Läge die Auslastung hingegen nur bei 50 Prozent, so würden den Einnahmen von geschätzt 440.000 Euro Ausgaben von etwa 540.000 Euro gegenüberstehen. Unter dem Strich wäre das - immer die im Konzept genannten 20 Veranstaltungen pro Saison vorausgesetzt - ein möglicher Verlust von 100.000 Euro, den die Stadt zu tragen hätte. Auf der anderen Seite wäre bereits bei einer Auslastung von 75 Prozent mit einem Gewinn von rund 100.000 Euro zu rechnen. Ob und wie an diesem Gewinn die Stadt beteiligt würde, ist laut Stadtsprecher Ullrich noch offen.