Leimen

Flüchtlinge ziehen in alte HeidelbergCement-Villa ein

Das Unternehmen bietet die frühere Werksleiter-Residenz an. Viele Mitarbeiter leiden selbst unter dem Krieg.

11.04.2022 UPDATE: 12.04.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden
Ende April können bis zu 45 Menschen in das 1911 erbaute Gebäude einziehen. Foto: Alex

Leimen. (luw) Wo einst in den goldenen Zeiten des Zementwerks dessen Leiter residierte, sollen nun ukrainische Flüchtlinge einziehen: Heidelberg Cement stellt seine Direktionsvilla in der Leimener Festhallenstraße als Unterkunft zur Verfügung. In den nächsten Tagen soll das 1911 erbaute Jugendstilgebäude für bis zu 45 Geflüchtete eingerichtet werden. Auch hier beschäftigte, aus Russland und der Ukraine stammende Mitarbeiter des Baustoffherstellers wollen dabei helfen, den Menschen die Ankunft in der Kurpfalz zu erleichtern.

"Das ist auch nicht als Übergangslösung geplant, sondern durchaus längerfristig", sagt Unternehmenssprecherin Elke Schönig auf RNZ-Nachfrage. Seit im Jahr 2016 der Neubau des "Heidelberg Cement Technology Centers" bezogen wurde, steht die ehemalige Direktionsvilla quasi leer. Nun werden die davor als Büros genutzten Räume zu bewohnbaren Zimmern umgerüstet. "Viele Mitarbeiter wären auch bereit gewesen, Möbel und weiteres zu spenden", sagt Schönig. Logistisch sei es aber einfacher, sämtliche Ausstattung neu zu kaufen. "Das ist in diesen Zeiten aber auch gar nicht so leicht", bemerkt die Sprecherin. Die Mitarbeiter selbst seien es auch, die das Aufbauen von Möbeln und weitere Arbeiten zur Einrichtung übernehmen.

Ohnehin habe der Krieg eine "Welle der Hilfsbereitschaft" in dem weltweit tätigen Unternehmen ausgelöst. "So werden beispielsweise in den ukrainischen Nachbarländern Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Tschechischen Republik an den Unternehmensstandorten Unterkünfte für die Geflüchteten organisiert oder wichtige Hilfsgüter wie Wasser, Medikamente und Krankenhausbedarf beschafft", teilt Heidelberg Cement mit. Auch ein Spendenkonto sei eingerichtet worden.

In den unterschiedlich großen, aber laut Schönig "nicht kleinen" und mit Parkettboden ausgestatteten Zimmern könnten jeweils zwei bis vier Menschen unterkommen. Zudem werden mehrere Badezimmer renoviert und zwei neue Küchen eingebaut. "Alle Familien haben ihren eigenen, abgeschlossenen Bereich", so Schönig, "die Küchen, der Waschraum und die Bäder werden gemeinsam genutzt".

Angedacht sei auch ein "Hilfs- und Freizeitprogramm", das Mitarbeiter für die Familien organisieren wollen. Es gebe viele russisch- und ukrainischsprachige Beschäftigte im Unternehmen, die zur Hilfe bereit seien. Zahlreiche Mitarbeiter beziehungsweise deren Familien seien selbst vom Krieg betroffen.

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Laut Schönig zahlt das Unternehmen die Einrichtung der Villa komplett selbst und stellt diese kostenlos zur Verfügung. Lediglich ein Teil der Nebenkosten werde nach der sogenannten "Flüchtlingssatzung" durch Gelder von Rhein-Neckar-Kreis und Land übernommen, erklärte Stadtsprecher Michael Ullrich auf Nachfrage. Auf die Stadt kämen letztlich keine Kosten zu. "Wir freuen uns über das Engagement von Heidelberg Cement", so Ullrich.

Bezugsfertig soll das Gebäude Ende April sein. Ein Teil der 1909 eröffneten benachbarten Festhalle stellte das Unternehmen übrigens auf eine private Initiative hin für die Lagerung von Spenden zur Verfügung.

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