Die Tiefgarage soll sich an das Stadthaus anpassen
Runder Tisch zur Gestaltung am Rathausplatz rang sich zu Empfehlungen durch - Frühestens 2021 könnte gebaut werden

Unter die kahle Fläche, die der Turmschule in Leimen als Schulhof dient, könnte in einer Tiefgarage geparkt werden. Foto: Frenzel
Von Thomas Frenzel
Leimen. Gut zweieinhalb Stunden hatte es gedauert. Dann hatte sich der Runde Tisch zur Gestaltung des Rathausplatzes auf drei - mal mehr, mal minder - einhellige Empfehlungen geeinigt. Die wichtigste: Der Runde Tisch ist für eine Tiefgarage und auch für den Bau eines L-förmigen Stadthauses am Rathausplatz - aber nur unter der Prämisse, dass beide Projekte aufeinander abgestimmt und vom Bau her miteinander verknüpft werden. Und anstelle des gegenwärtigen Musikschulpavillons, der dann der Tiefgaragenzufahrt in der Hohen Gasse weichen müsste, soll es räumliche Erweiterungen insbesondere für die Turmschule geben, deren Schulhof mit einer Tiefgarage unterkellert würde.
Dass dies alles viel Zeit braucht, wurde gegen Ende des Ringens im Ratssaal ohrenkundig: Wenn alles optimal läuft, so Oberbürgermeister Hans D. Reinwald auf die Frage eines Elternvertreters, könnte frühestens 2021 mit der Projektumsetzung begonnen werden. Für die Umsetzung der vom Runden Tisch empfohlenen Projekte - wohl inklusive der nicht eingehender diskutierten Neugestaltung von Rathausplatz und Schulhof - erachtete Reinwald "drei, vier, fünf Jahre" für realistisch. Über so viele Haushaltsjahre müsste auch die Finanzierung städtischerseits gestreckt werden.
Dass am Rathausplatz vielerlei miteinander verzahnt ist, hatte Jan Currle einmal mehr verdeutlicht. Der Mann von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH präsentierte erneut die Machbarkeitsstudie einer Tiefgarage, die er bereits im Juli dem Gemeinderat vorgestellt hatte. Wiederholte Aussage: Zwischen 54 und 132 Stellplätzen unter Schulhof und Rathausplatz ist alles machbar und die vom Gemeinderat bevorzugten Varianten bieten mal 106, mal 110 Stellplätze. Diese Zahlen ergänzte der Stadtplaner mit der Studie zum "Parken in der Innenstadt". Ihre Aussage: Wird die gegenwärtige "Blechlawine", wie sie Peter Sandner (SPD) nannte, auf allseitigen Wunsch vom Rathausplatz verbannt, fehlen in der Innenstadt 100 Kurz- und 100 Dauerparkplätze. Nicht zu vergessen: Je nach Nutzung muss auch ein künftiges Stadthaus zusätzliche Stellplätze nachweisen.
Nicht ohne Grund schielt die Stadt deshalb auf einen Teil des alten Brauereigeländes, das ihr zum Kauf angeboten wurde. Dort, an der Ecke Heltenstraße/Engelsgasse ließen sich womöglich Parkdecks mit knapp 100 Stellplätzen hochziehen. Nur: Auf dem Grundstück schlummern womöglich kostenträchtige Altlasten, deutete der OB an. Entsprechende Untersuchungen liefen, Ergebnisse lägen aber noch nicht vor.
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Dass dies alles gehörig ins Geld gehen dürfte, rechnete Klaus Feuchter (FDP) vor. Der Stadtrat überschlug die einzelnen Projekte und kam auf eine heutige Schätzsumme von "13 bis 15 Millionen Euro" - abzüglich etwaiger Zuschüsse vom Staat und Kostenbeteiligungen eines künftigen Stadthaus-Investors.
Dem Tiefgaragengegner Michael Reinig (GALL) war das Ganze denn auch zu unausgegoren. In seinen 24 Stadtratsjahren sei die Tiefgarage immer wieder am selben Problem gescheitert - an den Kosten. Überfällig sei es deshalb, sich Gedanken über Stellplatz-Alternativen zu machen. Etwa über eine entsprechende Nutzung des ehemaligen Postgeländes westlich der Rohrbacher Straße oder über eine Anbindung des Schwimmbadparkplatzes per Bus-Shuttle.
Eine Anwohnerin hatte hierfür nur Kopfschütteln: Nicht am Schwimmbad, im Stadtkern fehlten die Stellplätze. Der zugängliche Hof ihres innerstädtischen Anwesens werde regelmäßig zugeparkt von Leuten, die bei der Parkplatzsuche verzweifelten.
Alexander Hahn, der Sprecher der Initiative "Festhalle - Nein!", die mit einem überdeutlichen Bürgerentscheid den Runden Tisch erzwungen hatte, richtete seinen Fokus vor allem auf die planerische wie bauliche Verknüpfung von Stadthaus und Tiefgarage. Statt sich auf eine wie auch immer geartete Garagenvariante festzulegen, müssten erst die Nutzungen des künftigen Stadthauses feststehen. Und erst an dieser Nutzung - so die mehrheitsfähige Überzeugung - könnten sich Größe und Details einer Tiefgarage orientieren.
Dass just die Nutzung des künftigen Stadthauses und damit die Suche nach einem gleichermaßen potenziellen wie potenten Investor große Kopfschmerzen bereitet, ließ sich aus vielen Wortmeldungen heraushören. LBBW-Vertreter Currle verwies auf die 2000 Quadratmeter Nutzfläche, die das Stadthaus nach den Vorgaben des städtebaulichen Wettbewerbs von 2008 bieten könnte - nicht gerade viel für einen Publikumsmagneten, den man sich einst für den Stadtkern erhofft hatte.
Eine Turmschulmutter im Publikum rieb sich an etwas völlig anderem: Die ganze Diskussion ranke sich um Stellplätze und um Beton, es seien aber die Kinder, die eine Stadt beleben; deren Bedürfnisse kämen bei der Diskussion zu kurz. Und ein Vater appellierte: Angesichts der gegenwärtigen Betonwüste, als die der Turmschulhof daherkommt, dürfe mit Verbesserungen nicht abgewartet werden, bis irgendwann ein großer Wurf komme. Mit einigen zehntausend Euro ließe sich hier schon schnell vieles verbessern.
Zumindest im Publikum rannte dieser Appell offene Türen ein.



