Der neue Radweg wird zur Pflicht
Kreisstraße zwischen Leimen und St. Ilgen soll saniert werden - Kreisverkehr erschließt Gewerbegebiet - Baustart noch offen

Die Kreisstraße K 4155 ist ein Sanierungsfall. In einem ersten Bauabschnitt soll die Strecke zwischen Tinqueuxkreisel (im Vordergrund) und der B 3-Überführung erneuert werden. Dann verschwindet auch der Gehweg auf der rechten Nordseite. Foto: Frenzel
Von Thomas Frenzel
Leimen. Die Ausschreibung ist noch nicht erfolgt und zudem ist die Frage offen, inwieweit die vorliegende Kostenschätzung überhaupt noch aktuell ist: Die St. Ilgener Straße, die als vielbefahrene Kreisstraße K 4155 von überörtlicher Bedeutung ist, soll zwischen dem Tinqueuxkreisel und dem Ortseingang St. Ilgen von Grund auf saniert werden. Kernstück ist ein zusätzlicher Kreisverkehr, mit dem das erweiterte Gewerbegebiet Leimen-Süd auch an die Bundesstraße B 3 angeschlossen werden soll, die bekanntlich auf einer Brücke die St. Ilgener Straße quert. Allein der Straßenbau kostet - Stand Januar 2018 - rund 2,4 Millionen Euro. Hinzu kommt der Bau von Wasser-, Kanal- und anderen Leitungen, die sich ebenfalls im siebenstelligen Bereich bewegen dürften.
> Erneuerung St. Ilgener Straße: Der Straßenraum wird neu aufgeteilt. Der Gehweg auf der Nordseite weicht einem schmalen Schrammbord. Das schafft zusätzlichen Platz auf der Südseite. Hier entsteht - durch einen Grünstreifen abgetrennt von den beiden 3,25 Meter breiten Fahrspuren der neue Autostraße - ein Zweirichtungsradweg mit einer Breite von 3,00 Metern. Dieser ist durch einen Sicherheitsstreifen abgetrennt von dem neuen Gehweg, der 2,00 Meter breit wird. Sowohl am Ortseingang Leimen als auch am Ortseingang St. Ilgen werden Infohaltebuchten angelegt, die mit Stadtplänen und anderen Hinweisen bestückt werden sollen. Bushaltestellen werden barrierefrei angelegt.
> Kreisverkehr Gewerbegebiet: Der neue Kreisel erhält vier Arme. Zwei dieser Anschlüsse binden die St. Ilgener Straße an, ein dritter nimmt die B 3-Ab- beziehungsweise -Zufahrt aus Richtung Nußloch beziehungsweise in Richtung Heidelberg auf. Ein vierter Arm bindet die neue Erschließungsstraße ins erweiterte Gewerbegebiet Leimen-Süd an. Eine Anbindung des nördlich gelegenen Mix-Marktes wird es entgegen ursprünglicher Planung nicht geben; die Markteigentümer haben wohl mit Blick auf die entstehenden Kosten abgewinkt.
> Bauabschnitte: Die Gesamtmaßnahme ist in drei Bauabschnitte unterteilt. Der erste Bauabschnitt beginnt am Leimener Tinqueuxkreisel, umfasst den neuen Kreisverkehr und beinhaltet ebenfalls die B 3-Auffahrt in Richtung Wiesloch. Der zweite Bauabschnitt reiht von der B 3-Überführung am neuen Kreisel und führt bis zur Kreuzung Goethe-/Lenaustraße. Von hier bis zur Einmündung Leimbachstraße schließt sich der dritte Bauabschnitt an.
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> Zeitplan: Seit vielen Jahren steht die Erschließung des Gewerbegebiets durch einen Kreisverkehr auf der kommunalpolitischen Agenda, allerdings ohne Ergebnis. Und auch jetzt gilt wieder: Der Baubeginn für den ersten Bauabschnitt wurde noch nicht öffentlich gemacht. Zu dem zweiten Bauabschnitt hieß es in der Gemeinderatssitzung lediglich, in der ohne Gegenstimmen der entsprechende Baubeschluss gefasst wurde, dass dieser Ausbau 2020 erfolgt.
> Kosten: Die Gesamtmaßnahme beläuft sich nach erwähnter Kostenschätzung auf 2,4 Millionen Euro brutto. Der Anteil des Rhein-Neckar-Kreises - "Kreisstraße" - liegt bei 0,98 Millionen. Der Straßenanteil der Wasserversorgung Hardtgruppe beläuft sich auf 217.000 Euro, jener des städtischen Eigenbetriebs Abwasser auf 68.000. Der verbleibende städtische Anteil von 1,13 Millionen erhöht sich unter anderem durch neue Straßenbeleuchtung um 60.000 Euro.
> Radwegpflicht: Der neue Zweirichtungsradweg wird als sogenannter Pflichtradweg ausgewiesen und mit dem entsprechenden blau-weißen Radwegschild kenntlich gemacht. Eine Benutzung der Autofahrstraße mit dem Rad wird damit zu einem Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Kommt es auf der Autostraße zu einem Verkehrsunfall mit einem hier fahrenden Radler, hat dieser eine Mitschuld. Dies sagte Ordnungsamtsleiter Walter Stamm auf Nachfrage.
> Gemeinderat: Der neue Verkehrskreisel ist extrem wichtig für das Gewerbegebiet Leimen-Süd und dessen Vermarktung, betonten Richard Bader (CDU) und Rudolf Woesch (FW). Bruno Lindenbach (FDP) zweifelte an der Sinnhaftigkeit der Infohaltebuchten in Zeiten der Digitalisierung. Peter Sandner (SPD) hatte bezüglich der Radwegführung seine Bedenken, da es an den Ortseingängen von Leimen und St. Ilgen keine weitere Anbindung gibt, wie Oberbürgermeister Hans D. Reinwald vermerkte. Ralf Frühwirt (GALL) kritisierte die Radwegführung um den neuen Kreisverkehr; Radfahrer würden hier zu häufigem Anhalten auf kürzester Strecke genötigt.



