Es wird gerast, wild geparkt und der Gehweg als Fahrbahn genutzt
Die Bürger klagten Oberbürgermeister Hans Reinwald bei einer Erkundungstour am Samstag ihr Leid

Wenn der Bus durch St. Ilgen rollt, wird so mancher Radfahrer zum "Gejagten". Foto: Geschwill
Von Sabine Geschwill
Leimen-St. Ilgen. Der Stadtteilverein hat es möglich gemacht: Die St. Ilgener konnten ihrem Ärger Luft machen und ihr Leid klagen - und zwar dem Stadtoberhaupt persönlich. Der Verein hatte Oberbürgermeister Hans D. Reinwald am Samstag zu einer Erkundungstour eingeladen. Und bei diesem Rundgang zu den verschiedenen Brennpunkten konnten die Bürger direkt vor Ort zeigen, wo und an welchen Stellen es im Leimener Stadtteil regelmäßig zu kritischen Situationen und Verkehrsproblemen kommt.
Startpunkt der Tour war der Parkplatz des Restaurants Capri an der Theodor-Heuss-Straße. "Wir wollen heute an verschiedenen Stellen die Verkehrs- und Parksituation in St. Ilgen betrachten und auch die neue Parkraumbewirtschaftung ansprechen", informierte Stadtteilvereins-Vorsitzende Ulrike Eckl die Teilnehmer des Rundgangs. Wie diese gegenüber dem Stadtoberhaupt deutlich machten, werde an verschiedenen Stellen im Stadtteil gerast, wild geparkt und teilweise auch der Gehweg als Fahrbahn genutzt, sodass man an diesen kritischen Straßen und Stellen vor seiner Haustür oder als Fußgänger seines Lebens nicht mehr sicher sein könne.

Die St. Ilgener machten ihrem Ärger bei Oberbürgermeister Hans D. Reinwald (5.v.r., mit Sonnenbrille) Luft. Foto: Geschwill
Als erste Station des Rundgangs wurde die Verkehrssituation in der sanierten Theodor-Heuss-Straße Richtung Ortskern genauer in Augenschein genommen. In Höhe der Wilhelmstraße machten Anwohner und Nutzer der Straße den Oberbürgermeister auf die Notwendigkeit eines zweiten Verkehrsspiegels aufmerksam, der die Einfahrt von der Wilhelmstraße in die Kreisstraße verbessern soll. Reinwald sicherte zu, dies zu prüfen.
Ein Anwohner der Theodor-Heuss-Straße machte gegenüber dem Oberbürgermeister seinem Ärger über die zahlreichen Raser Luft: "Mich stören die enormen Geschwindigkeiten, die in diesem Abschnitt gefahren werden", verdeutlichte er. Kaum einer halte sich an die erlaubten 30 Stundenkilometer, so der Anwohner der "Rennstrecke".
Als Erste-Hilfe-Maßnahme sicherte Reinwald verstärkte Geschwindigkeitskontrollen zu. Um dem Rasen ein Ende zu bereiten, seien aber weder Schilder noch Kontrollen wirklich effektiv. "Nur bauliche Veränderungen machen da einen Sinn, um die Autofahrer abzubremsen", erklärte der Oberbürgermeister.
Doch das ließe sich nicht einfach so bewerkstelligen, denn die Theodor-Heuss-Straße sei eine Kreisstraße. Die Zuständigkeit obliege dem Kreis und nicht Leimen. Der Forderung eines Rundgangteilnehmers, doch einfach die Straße vom Kreis zu übernehmen und sie zu einer Gemeindestraße herabzustufen und nach eigenen Wünschen baulich zu verändern, stellte Reinwald die enorm hohen Kosten für den Unterhalt entgegen. "Ich bin kein Fan davon, vom Kreis eine Straße zu übernehmen. Leimen hat ganz andere und wichtigere Ausgaben zu stemmen", meinte er.

Die Pfosten verhindern das Befahren des Gehwegs, sind aber nur bei breitem Trottoir zulässig. Foto: Geschwill
Beim Fußmarsch Richtung Ortsmitte und Europaplatz wurde anhand von Reifenabrieb die Situation erläutert. Dieser findet sich nämlich innen und außen an den neu gesetzten erhöhten Begrenzungssteinen zum Schutz der Fußgänger auf einer Gehwegseite der Theodor-Heuss-Straße. Die Reifenspuren kommen daher, dass etliche Verkehrsteilnehmer vor allem bei entgegenkommendem Schwerlast- und Busverkehr die Steine bei ihrem Ausweichmanöver einfach überfahren und den Gehweg ein Stück weit als Fahrbahn benutzen. Begrenzungsstangen entlang der Bordsteinkanten fanden die Anwohner besser. Doch für diese Maßnahmen müsste der Gehweg eine entsprechende Breite aufweisen, so Reinwald.

In der Theodor-Heuss-Straße soll ein weiterer Spiegel die Verkehrssituation entschärfen. Foto: Geschwill
Am Europaplatz wurde auf die Verkehrssituation im vielbefahrenen und beengten "Bachgässel" aufmerksam gemacht. Dann ging es weiter in die Bahnhofstraße. Hier werde besonders oft der Gehweg bei entgegenkommendem Verkehr als Fahrbahn genutzt, berichtete ein Anwohner. Er schlug vor, dass sowohl der Lieferverkehr als auch der öffentliche Nahverkehr problemloser über die ausreichend breite Goethestraße seine Ziele in diesem Quartier anfahren könnten.
Abschließend schaute man sich noch die Parksituation in der Bahnhofstraße Richtung S-Bahnhof und in der Julius-Becker-Straße genauer an, wo an verschiedenen Stellen unerlaubt geparkt und dadurch der Verkehrsfluss behindert werde.
Zum Schluss wurde von Ulrike Eckl noch die von der Stadt für das kommende Jahr geplante und auch für St. Ilgen geltende Parkraumbewirtschaftung, die Ausweitung von Parkzonen und die Erhöhung der Parkgebühren angesprochen. "Wir sollten schauen, dass wir das für alle verträglich hinbekommen und nicht die Anwohner am stärksten zur Kasse gebeten werden", meinte sie.



