Corona kostet die Stadt 55 Cent pro Kilometer
Der Leimener Anteil an der Straßenbahnlinie 23 steigt im Jahr 2022 auf knapp 1,35 Millionen Euro.

Von Thomas Frenzel
Leimen. An alle Nutzer der Straßenbahn, die Leimen mit Heidelberg verbindet, richtete Bürgermeisterin Claudia Felden einen dringenden Appell: "Bitte melden Sie uns jede Straßenbahn, die ausfällt!" Jeder Ausfall, weshalb auch immer erfolgt, werde dokumentiert und dann akribisch abgerechnet. Denn es geht um viel Geld. Um Geld, das die Große Kreisstadt an die RNV für eine funktionierende Verbindung der Straßenbahnlinie 23 zahlen muss. Das sind voraussichtlich 1,349 Millionen Euro im nächsten Jahr. Das wurde in öffentlicher Gemeinderatssitzung offenkundig, als es um die kommunalen Ausgleichszahlungen für den Straßenbahnbetrieb ging.
Festgemacht werden diese Ausgleichszahlungen am sogenannten Nutzzugkilometer. Der bezieht sich auf jene Straßenbahnstrecke, die im konkreten Fall Leimen zugutekommt. Sie beginnt bei der letzten Heidelberger Haltestelle in Rohrbach-Süd und endet beim Leimener Bergfriedhof, wobei wegen der Baustelle in Leimens Römerstraße für die Straßenbahnen seit zahllosen Monaten die Endhaltestelle schon am Georgi-Marktplatz liegt. Multipliziert wird diese Strecke mit dem Takt, zu dem die Straßenbahnen verkehren. Für Leimen ergibt dies – ausweislich der Sitzungsunterlage – 168.000 Kilometer im kommenden Jahr.
Eingerechnet in die Ausgleichszahlung wird alles Mögliche: der Corona-bedingte Ausfall an Fahrgästen, der mit 55 Cent pro Nutzzugkilometer zu Buche schlägt, genauso wie die Mehreinnahmen aus den beschlossenen VRN-Tariferhöhungen, die auf 32 Cent veranschlagt werden. Auch der Heidelberger Endlosstreit um den neuen Betriebshof und dessen Ausweichquartiere finden sich in den Berechnungen wieder.
Unterm Strich einigte sich eine Vierer-Verhandlungsgruppe auf einen 2022er Ausgleichssatz von 8,03 Euro pro Nutzzugkilometer – 42 Cent mehr als im laufenden Jahr 2021. Neben der RNV GmbH sowie den Städten Leimen und Eppelheim gehörte dem Verhandlungsgremium auch der Rhein-Neckar-Kreis an. Der übernimmt laut Bürgermeisterin Felden 40 Prozent der kommunalen Ausgleichskosten. Rund 723.000 Euro beträgt übrigens gemäß dem erzielten Verhandlungsergebnis der Anteil Eppelheims an der Straßenbahnlinie 22.
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Beim einhellig erfolgten Leimener Ratsbeschluss ging es aber nicht allein um die erwähnten Ausgleichszahlungen. Es ging auch um die Verlängerung des Konzessionsvertrags, der vor zehn Jahren für die Nutzung kommunalen Straßenraums zwischen dem Rhein-Neckar-Kreis und der RNV GmbH geschlossen worden war. Dieser Vertrag läuft zum 31. Dezember 2021 aus, eine Nachfolgevereinbarung wurde wegen vor sich her dümpelnder Abstimmung noch nicht getroffen. Deshalb kann der bestehende Konzessionsvertrag aus Leimener Sicht um ein Jahr verlängert werden.



