VRN hebt Fahrpreise für Bus und Bahn um drei Prozent an
Die Fahrgastzahlen erholen sich zwar, aber die Einnahmen bleiben auf einem schwachem Niveau. Die Kommunen müssen ihre eigene Tarifangebote ausgleichen.

Von Harald Berlinghof
Rhein-Neckar. "Draußen herrscht gerade ÖPNV-Wetter. Im November-Regen überlegt es sich mancher doch, ob er mit dem Fahrrad fahren will. Das und den Gipfel in Glasgow nehmen wir zum Anlass, über unsere neue Tarifstruktur zu berichten. Wir wollen als VRN unseren kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten": So begann Christian Specht, Mannheims Erster Bürgermeister und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZVRN), am Dienstag seine Ausführungen zum neuen Tarifsystem des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN).
Über 300 Millionen Fahrgäste haben die angeschlossenen Unternehmen im Jahr 2019 transportiert. Damit konnte der VRN insgesamt 331,9 Millionen Euro an Fahrgeldern einnehmen. "Was natürlich längst nicht kostendeckend ist", wie Specht sagte. Vom Umsatz entfallen 82,3 Millionen auf den sogenannten Gelegenheitsverkehr. "Gar nicht so wenig", erläuterte VRN-Geschäftsführer Volkhard Malik.
Der Einbruch bei den Fahrgastzahlen durch die Corona-Pandemie konnte bis heute nicht ganz aufgeholt werden. Auch wenn die Einnahmen nicht im gleichen Maß gesunken sind wie das Passagieraufkommen, haben sie sich doch ebenfalls rückläufig entwickelt. Die Umsätze werden im laufenden Jahr hochgerechnet nur noch 263 Millionen Euro betragen, was einem Minus um fast 21 Prozent im Vergleich zu 2019 entspricht. "Wir fahren zwar wieder mehr Gäste, aber wir verdienen weniger Geld damit", fasste Specht die für ihn und die Vertreter des VRN unbefriedigende Situation knapp zusammen.
Vor dem Hintergrund, dass sich die Fahrgastzahlen langsam erholen, die Einnahmen aber auf schwachem Niveau stagnieren, hat der Verkehrsverbund ein neues Tarifmodell aufgelegt, das ab 1. Januar 2022 mit zahlreichen Neuerungen aufwartet. "Flexibler, fairer und einfacher" soll es für den Kunden werden.
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Allerdings wird es im Durchschnitt auch um rund drei Prozent teurer. "Wir haben im vergangenen Jahr auf eine Tarifanpassung verzichtet. Das bedeutet, dass wir jetzt rein rechnerisch die Preise um 1,5 Prozent pro Jahr erhöhen. Wir halten das für moderat", sagte Specht.
"Erfolgreiche, verbundweite Jahreskartenangebote bleiben erhalten", erklärte Malik und nannte exemplarisch das Jobticket, das Rhein-Neckar-Ticket und die Karte ab 60. Es werden Produkte wegfallen, dafür kommen neue hinzu. Bei den lokalen Ortstarifen erhalten die Kommunen mehr Freiheiten, billigere Tickets anzubieten. Das könne auch bis zu kostenfreien Angeboten gehen, so Malik. "Die Mindereinnahmen müssen die Kommunen allerdings übernehmen", so Malik.
Dem gesteigerten Bedürfnis der Beschäftigten nach Homeoffice-Arbeits-plätzen soll das "Monatsticket Flex" Rechnung tragen. Das kostet monatlich 66 Euro, muss aber für ein ganzes Jahr abgeschlossen werden. Es bietet dem Käufer die Möglichkeit, an acht frei zu wählenden Tagen im Monat Fahrten im Gebiet des VRN zu absolvieren.
Wer also zwei Mal in der Woche ins Büro muss und ansonsten zu Hause arbeitet, bekommt ein maßgeschneidertes Produkt angeboten. Zusätzlich gilt das Ticket an Wochenenden. Ein weiteres neues Produkt ist das Rhein-Neckar-Ticket plus für 92,50 Euro, das übertragbar sein wird.
In beiden Ticket-Varianten ist die Mitnahme von bis zu vier Personen möglich. Beim Luftlinientarif, der digital ermittelt wird, stellt der VRN sicher, dass er nie höher liegt als eine Fahrt auf Basis des Wabentarifs.
Info: Fahrpläne und weitere Informationen unter www.vrn.de und www.tarif2022.vrn.de



