Kulturgemeinde Weinheim

Kampf um den Erhalt der Bühnen-Kultur

Ausschuss empfahl Erhöhung städtischer Zuschüsse an Kulturgemeinde - Diskussion um Kooperation mit Stadtmarketing und Schulen

26.09.2017 UPDATE: 27.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Auch Schillers "Jungfrau" kommt bald nach Weinheim. Foto: Landesbühne Rheinland-Pfalz

Von Günther Grosch

Weinheim. Planungssicherheit für die Kulturgemeinde und eine finanzielle Absicherung der verbindlichen Programmbuchungen für die kommenden Theaterspielzeiten: Mit diesen Argumenten empfahl der Kulturausschuss jetzt dem Gemeinderat, den jährlichen Zuschuss um 40.000 Euro auf 190.000 Euro zu erhöhen. Der erhoffte "Geldsegen" setzt sich einerseits aus 150.000 Euro Zuschuss für Personal und laufenden Betrieb zusammen - und zum anderen Teil aus rund 40.000 Euro Zuschuss für das Anmieten der Stadthalle.

Die Zuschusserhöhung ist notwendig geworden, weil sämtliche finanziellen Rücklagen der Kulturgemeinde aufgebraucht sind. Diese Rücklagen resultierten größtenteils aus Überschüssen - etwa aus Vermächtnissen und Spenden -, die im Laufe vergangener Jahrzehnte aufgebaut worden waren. Auf Wunsch der Verwaltung waren diese Gelder im Laufe der zurückliegenden acht Jahre wieder kontinuierlich abgebaut worden.

Jetzt seien die Rücklagen komplett abgeschmolzen, so Geschäftsführer Martin Grieb und Vorsitzende Angelika Keßler-Hauß. "Wenn wir die Zuschusserhöhung nicht bekommen, sind wir nicht mehr geschäftsfähig." Zum Teil mitverantwortlich für diese Situation ist aber auch, dass in der zurückliegenden Saison ein Rückgang im freien Verkauf (minus 4000 Euro) sowie ein kontinuierlich fortschreitender Rückgang bei den Abonnentenzahlen (minus 83) zu verzeichnen war. "Eine Entwicklung, die in ähnlicher Weise auch an vergleichbaren Häusern in Deutschland zu beobachten und vor allem auf das Alter der Abonnenten zurückzuführen ist", so Grieb. Abhilfe schaffen und einen neuen Aufschwung bringen soll zum Beispiel der Anschluss der Kulturgemeinde an die Online-Ticketplattform "Reservix".

Darüber hinaus gibt es neue Abo-Angebote, die insbesondere ein jüngeres Publikum und Schulen ansprechen sollen. Um Synergien zu nutzen und beispielsweise Hotelkosten für die Schauspieler zu sparen, sind Kooperationen mit umliegenden Bühnen in Worms und Landau sowie eine mögliche Verzahnung mit dem Holzwurm-Theater im Gespräch. Einer von Sascha Pröhl (CDU) angeregten Zusammenarbeit mit dem "Capitol" in Mannheim räumten Grieb und Keßler-Hauß dagegen nur wenig Chancen ein.

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Ein Thema ist auch die "Altersarmut". Hier fördert die Hector-Stiftung in Verbindung mit der Caritas einen "Seniorenpass", mit dem Angehörige sozial schwächer gestellter Einkommensgruppen finanzielle Unterstützung beim Erwerb von Theaterkarten erfahren. Aus dem Ausschuss heraus kam zudem die Anregung, enger mit dem Büro für Stadt- und Tourismusmarketing zu kooperieren.

Ticket-Verkaufsstellen könnten in der Stadtbibliothek, in der Volkshochschule oder im Bürgerbüro eingerichtet werden, um Interessierten den Weg in die Kulturgemeinde-Geschäftsstelle an der Stadthalle zu ersparen. Kultur dürfe man nicht marktorientiert denken, sonst erhalte man nur Entertainment, setzte sich Carsten Labudda (Die Linke) für ein "theaterpädagogisches Angebot in der Breite" ein.

Eine räumliche Verbindung mit dem Stadt- und Tourismusmarketing sei "nicht aus den Augen zu verlieren", so der einmütiger Tenor aller, dem sich auch Grieb und Keßler-Hauß nicht verschließen mochten. Ansprechpartner für kulturelle Fragen in Schulen zu finden, bleibe dagegen schwierig, griffen Grieb und Keßler-Hauß auf negative Erfahrungen aus der Vergangenheit zurück.

"Kulturbeauftragte" in Schulen zu etablieren, wie dies eigentlich vom Kultusministerium verlangt werde, "klappt nicht", bestätigte OB Heiner Bernhard. Er versprach, sich des Themas "andere Verkaufsoptionen" anzunehmen. Dies werde allerdings ein "schwieriges und auf keinen Fall preiswertes Unterfangen".

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